Armselig: Der Sexismus-Aufreger bei Rapid und seine Folgen
Von Bernhard Hanisch
Nein, er sehe keinen Skandal. Naja, schon derb die Ausdrucksweise. Das Transparent mit dem frauenfeindlichen, wohl ekelhaftesten Inhalt seitdem schriftliche Kundgebungen auf österreichischen Stadiongittern hängen dürfen, habe schließlich keine strafrechtlichen Folgen. Und überhaupt, man habe die Causa in internen Gesprächen geklärt und das Transparent ja eh vor Spielbeginn entfernt.
Also warum die Empörung?
Aussagen, die Rapids Wirtschaftsgeschäftsführer Christoph Peschek dem ehrenwert hartnäckigen Sky-Reporter nach dem Spiel gegen Hartberg als ohnehin unglaubwürdiges Pochen auf die grün-weiße Familienidylle, als ewige Streicheleinheit für die im regelmäßigen Abstand auffälligen Problembesucher, schlicht als Verharmlosung unterzujubeln versuchte. Und gar armselig ist die vermeintlich weitblickende Feststellung, Demokratie und freie Meinungsäußerung endeten „schließlich nicht vor den Stadiontoren“.
Verspätete Reaktion
Nichts als durchschaubare Ausflüchte. Nur um sich Ärger zu ersparen. Ärger mit jenen Leuten, zu denen der Klub traditionell einfach keine trennende Linie ziehen will. Mit Verspätung kam die Reaktion der Vereinsspitze. An Trainer Kühbauer blieb es haften, einigermaßen klare Worte zu finden.
Wie ist es möglich, dass im Jahr 2020 ein derart dumpfes Spruchband in das Stadion Rapids gelangt und dort stundenlang hängend das Image vom „Proletensport“ nährt? Die Chance der sofortigen unmissverständlichen Entschuldigung hat der Verein verabsäumt. Der Glaubwürdigkeit förderlich wäre es beispielsweise gewesen, wenn der Empörungsgrad zumindest halb so hoch gewesen wäre wie jener bezüglich der Corona-Sünde des LASK. Zwei nicht vergleichbare Fälle, aber der Schaden für den Fußball ist seit Sonntag jedenfalls nicht mehr mit einem bloßen Punkteabzug zu reparieren.