"Widerlich": Youtuber bringt türkische Community in Aufruhr
Von Naz Kücüktekin
Der Aufruhr, aber auch der Zuspruch, war groß, als über die letzten Tage die Nachricht bekannt wurde, dass gegen den Youtuber Mesut Can Eray ermittelt wird. Unter einem Video, in dem der besagte junge Mann mit einem jungen Mädchen redet, und (auf Türkisch) sexistische und abwertende Bemerkungen über ihr Outfit macht, wurde auf Twitter der LPD gemeldet. Diese antwortete unter einem Tweet. „Hinsichtlich des Videos, das einen Vorfall am Stephansplatz zeigt, können kursierende Meldungen über Maßnahmen der Polizei nicht bestätigt werden! Die Ermittlungen dazu laufen. Unsere Kolleg:innen werden alle rechtlich notwendigen & möglichen Schritte einleiten.“
Einige Medien berichteten darauf hin, dass gegen Mesut Can Eray Ermittlungen laufen. Auch in türkischen Medien schlug der Fall hohe Wellen.
„Im gegenständlichen Fall kann ich Ihnen aber sagen, dass wir uns auf Twitter missverständlich ausgedrückt haben. Das Video wurde an die zuständigen Dienststellen zur Kenntnis geschickt. Strafprozessuale Ermittlungen führen wir aufgrund fehlender deliktischer Verhalte nicht“, klärte allerdings LÖSS-Pressesprecherin Barbara Gass auf KURIER-Anfrage auf. Auch die Behauptungen zu den polizeilichen Maßnahmen, wie z. B. der „Deportation in die Türkei“, das behauptete Mesut Can Eray in seinem jüngsten Video, könne man nicht bestätigen.
Doch wer ist Mesut Can Eray überhaupt und warum die ganze Aufregung um ihn?
"Er spielt den Sittenwächter"
Mesut Can Eray ist ein Türkisch-stämmiger junger Wiener, der YouTube-Videos macht. Dort hat er aktuell fast 1,3 Millionen Abonnenten und macht vor allem Straßenumfragen - ein durchaus beliebtes Format auf der Plattform. Während es bei Mesut Can Eray hin und wieder auch um interkulturelle Themen geht („Mein deutscher Freund hat das erste Mal gefastet“ oder „Habe Menschen gefragt, was sie vom Kopftuch halten) drehen sich die meisten Videos und Umfragen des jungen Mannes um Fragen wie „Wie alt warst du als du deine Jungfräulichkeit verloren hast“, „Welche Farbe hat deine Unterhose“ oder „Habe Mädchen gefragt, wann die das letzte Mal Sex hatten“. In diesen Videos stellt er oft (minderjährigen) Mädchen diese Fragen. Und während er die meisten Fragen auf Deutsch oder Englisch stellt, macht er die Kommentare darüber meist auf Türkisch. Die Videos haben mehrere Millionen Klicks. Als „Komödie“ (mizah) bezeichnet Mesut Can Eray das Ganze.
Viele, vor allem aus der türkischen Community, sehen das allerdings ganz anders. Kommentare wie „Widerlich“, „Du bist eine Schande für alle uns alle“ oder „Danke, dass du das Image aller Türken damit zunichtemachst“ sind unter seinen Videos zu lesen. „Er spielt den Sittenwächter und findet es anscheinend auch noch lustig, Mädchen aufgrund ihrer Kleidung oder Aussehen zu erniedrigen bzw. bloßzustellen. Einige Mädchen, Mütter und Frauen aus der türkischen Community haben sich bei mir gemeldet und mir seine ekelhaften Videos zukommen lassen, daraufhin wollte ich nicht untätig bleiben und dies auch öffentlich thematisieren, weil unabhängig von der Herkunft, sich alle für ihn fremdschämen. Niemand hat das Recht, Frauen vorzuschreiben, was sie anziehen oder welchen Lebensstil sie zu führen haben“, kritisiert etwa der Favoritner Bezirksrat Muhammed Yüksek. Er werde seine Aktivitäten in Zukunft ganz genau beobachten. „Außerdem möchte ich betonen, dass solche Leute weder die türkische noch die muslimische Community vertreten und eine Gefahr für das friedliche Miteinander sind“, fügt Yüksek noch hinzu.
Erfolg mit sexistischen Inhalten auf sozialen Medien hat nicht nur Mesut Can Eray. Kürzlich sorgte etwa Andrew Tate für Schlagzeilen. Diskriminierende Aussagen und Einstellungen waren das Erfolgskonzept des Ex-Kickboxers - zumindest bis die Social-Media-Plattformen zunehmend unter Druck gerieten und Facebook und Instagram die reichweitenstarken Accounts von Tate sperrten.
Eine Anfrage an YouTube bezüglich Mesut Can Eray und ob seine Inhalte mit den Firmen-Richtlinien vereinbar seien, blieb bisher unbeantwortet.