Israelischer Botschafter stellt Genozid in Srebrenica in Frage
Es ist ein bekanntes Spiel mit Begriffen und Definitionen, wenn es um die Kriegsverbrechen in Srebrenica geht.
In einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur Sputnik hat der israelische Botschafter in Serbien, Yahel Vilan, erklärt, dass die Bezeichnung von Srebrenica als Völkermord "die Bedeutung des Begriffs schmälert". Diese Definition, so Vilan, gelte explizit für Völkermorde, was auf Srebrenica nicht zutreffe, berichtet das regionale Nachrichtenportal N1.
Für den Botschafter ist es unverständlich, dass viele Länder die Verbrechen in Srebrenica bereits als Völkermord anerkannt haben. Dabei würden die Folgen für die Stabilität Bosnien-Herzegowinas nicht berücksichtigt. "Ich glaube nicht, dass die UN-Resolution eine positive Botschaft enthält, dass der Staat geeint bleiben soll", so der Diplomat.
Vilan verwies auch auf die Klage Südafrikas gegen Israel, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Völkermordes verantworten muss. Ein solcher Prozess kann Jahrzehnte dauern, das wissen die Balkanstaaten zur Genüge. Derzeit drängen in Bosnien-Herzegowina Politiker bosniakischer Abstammung verstärkt auf die Verabschiedung des UN-Resolutionsentwurfs zum Gedenken an den Völkermord. Dies würde bedeuten, dass ab dem 11. Juli 2025 anlässlich des 30. Jahrestages des Völkermordes ein internationaler Gedenktag für die Opfer begangen wird.
Während einige europäische Länder und die USA das Vorhaben bereits unterstützen, ist sich Vilan nicht sicher, wie Israel in dieser Frage abstimmen wird.
Zwischen Druck und Drohung
Bereits 2017 hatte Russland sein Veto gegen den Antrag Großbritanniens eingelegt, die Ermordung von mehr als 8.000 überwiegend muslimischen Männern und Jugendlichen durch serbische Soldaten als Völkermord einzustufen. Russland argumentierte damals, dass die Resolution nur Serben für Kriegsverbrechen verantwortlich machen würde. Der russische Vorschlag: Man könne Srebrenica als "sehr schweres Verbrechen" bezeichnen, berichtete der ORF.
Sieben Jahre später liegt der UNO nun ein neuer Resolutionsentwurf vor. Ob die Resolution angenommen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass ein Großteil der bosnischen Serben und das benachbarte Serbien einen solchen Entwurf strikt ablehnen, da sie als "Völkermord-Nation" abgestempelt werden könnten. Der Führer bosnischer Serben Milorad Dodik drohte bereits mit konkreten Folgen - einer Abspaltung vom Rest des Landes.