Nach Schulmassaker in Serbien: Staatsanwaltschaft klagte Eltern an
Fünf Monate nach dem Massaker an einer Belgrader Schule hat die serbische Staatsanwaltschaft Anklage gegen die Eltern des damals 13-jährigen mutmaßlichen Täters erhoben. Für den Vater verlange man ein Strafmaß in Höhe von zwölf, für die Mutter in Höhe von zweieinhalb Jahren, teilte der serbische Oberstaatsanwalt Nenad Stefanović am Dienstag vor der Presse in Belgrad mit.
Der Sohn der beiden hatte Anfang Mai in einer Belgrader Schule neun Mitschüler und einen Wachmann erschossen. Da er zur Tatzeit 13 Jahre alt war, war er nach serbischem Recht nicht strafmündig.
➤ Lesen Sie hier mehr: Amoklauf in Belgrad: 14-Jähriger erschoss acht Mitschüler und Schulwart
Tatwaffen und die Munition befanden sich im Besitz des Vaters
Die Anklage wirft dem Vater vor, seinem Sohn an einem Schießstand den Umgang mit Schusswaffen beigebracht zu haben. Die Tatwaffen und die Munition, mit denen der Schüler das Massaker verübte, hatten sich im Besitz des Vaters befunden, der einen Waffenschein besaß. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm jedoch vor, diese nicht vorschriftsmäßig verwahrt zu haben.
Der Mutter wirft die Behörde unerlaubten Besitz von Munition vor. Ihre DNA ließ sich auf einer Patronenhülse nachweisen, die am Tatort gefunden wurde. Angeklagt wurden außerdem zwei Funktionäre des Schützenvereins, der den Schießstand betreibt. Sie sollen im Ermittlungsverfahren falsche Aussagen gemacht haben.
➤ Lesen Sie hier mehr: Warum die Gewalt in Serbien so tief verankert ist
Welle von Protesten dauert immer noch an
Einen Tag nach dem Massaker in der Schule schoss ein 21-Jähriger in einem Dorf nahe Belgrad auf Menschen und tötete acht von ihnen. Die beiden Massaker, die mutmaßlich in keinem Zusammenhang stehen, haben die serbische Gesellschaft tief erschüttert. Sie lösten eine bis heute anhaltende Welle von Protesten aus.
Die Teilnehmer werfen der rechtsnationalen Regierung vor, durch Hetze und Verharmlosung von Kriminalität im Land ein Klima der Gewalt geschaffen zu haben.