Religiöse Werte beleidigt? Türkische Sängerin unter Beschuss
Wegen Zeilen aus einem 2017 erstmals erschienenen Lied hatten regierungsnahe und religiös-konservative Gruppen die Sängerin Sezen Aksu zur Zielscheibe von Kritik gemacht. Eine Gruppe von Anwälten reichte Anzeige gegen Aksu ein. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wird ihr darin vorgeworfen, religiöse Werte beleidigt zu haben. In dem Lied „Sahane bir sey yasamak“ singt Aksu „Grüßt mir die unwissenden Adam und Eva“ (tr. Selam söyleyin o cahil Havva ile Adem'e). Zu Neujahr hatte Aksu ein neues Video zu dem Song veröffentlicht. Adam gilt im Islam als Prophet.
Auch große Solidarität
Anadolu zufolge veröffentlichte die oberste Religionsbehörde in der Türkei, die Diyanet, ein Schreiben, in dem sie zu höchster Vorsicht im Umgang mit dem Islam aufrief, ohne Aksu direkt zu erwähnen. Jeder Satz müsse gut überlegt sein. Eine Gruppe von etwa 20 Personen protestierten Montagabend vor Aksus Haus.
Neben mehreren Künstlern zeigte sich auch der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu solidarisch mit Aksu und wertete das Vorgehen am Dienstag in einem Tweet als Versuch, Künstler zum Schweigen zu bringen. „Künstler sind die Stimmen dieses Landes. Niemand darf die Stimmen verdrängen, um von etwas abzulenken“, heiß es darin konkret.
Die 67-jährige Aksu gilt als Pionierin des türkischen Pop. Sie hat sich bisher noch nicht zu der Angelegenheit geäußert.