Erdogan legt Grundstein für Sozialzentrum mit Kirche und Synagoge
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat auf dem Gelände des alten Flughafens Atatürk (Yesilköy) von 1912 den Grundstein für ein großes Sozialzentrum gelegt. Es soll die Tradition der osmanischen öffentlichen Pflegeanstalt "Darülaceze" aufnehmen, die Sultan Abdülhamid II. 1895 in Istanbuls östlichem Stadtteil Okmeydan gegründet hatte. Da sich dort heute Hochhäuser der modernen Business-City erheben, wurde auf den ehemaligen Flughafen ausgewichen, meldete Kathpress.
Das neue Darülaceze wird neben allen medizinischen Einrichtungen und Pflegeplätzen für Kranke und Alte auch je eine Moschee, Kirche und Synagoge umfassen. Dabei soll der orthodoxe Hagios Georgios von einst wiedererstehen.
"Multireligiöse osmanische Türkei"
Wie Istanbuls griechische Zeitung "Icho" nach Angaben des Fachdiensts "Ökumenische Information" der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) berichtete, nahmen an der Grundsteinlegung auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. und sein armenischer Amtsbruder Sahag II. Maschalian teil. Kirchenpolitische Beobachter sehen in der Wiederherstellung des Darülacese ein weiteres Anzeichen von Erdogans Entschlossenheit, die multireligiöse osmanische Türkei mit ihren Vorrechten, aber auch Nachteilen zu erneuern. Das hat sich jetzt beim neuen Darülacese positiv ausgewirkt, stand aber auch hinter der Rückgestaltung der Museumskirche Hagia Sophia zu einer Moschee, wie sie es unter den Sultanen gewesen war.
Ebenso gab Erdogan in seiner Ansprache bekannt, dass diese "Stadt der Pflege" allen Unbemittelten auch als Altersheim offen stehen werde. Nicht jedoch wohlhabendere Familien, die ihre Großmütter und Großväter aus der familiären Betreuung in Seniorenheime abschieben. Das sei ein Vorgehen, das weder der islamischen, noch christlicher oder jüdischer Ethik entspreche.