Empörung in Kroatien über die Umbenennung eines Kekses
Von Mirad Odobašić
Seit über 60 Jahren ist "Domaćica" ein Muss in den Süßigkeitsladen der ex-jugoslawischen Haushalte. So lange stellt die kroatische Lebensmittelfirma Kraš bereits dieses Teegebäck mit Schokoladenüberzug her. Inzwischen kennt man es auch hierzulande, gehört "Domaćica" doch zum fixen Sortiment der Lebensmittelabteilungen heimischer Supermärkte, in denen Balkan-Produkte zu finden sind. Nun aber gibt es im Herstellerland Ärger um diese Köstlichkeit.
Im Jahr 2022 ist das Traditionsunternehmen Kraš darauf gekommen, dass der Name des Kekses politisch nicht ganz korrekt sei. "Domaćica" heißt nämlich übersetzt "Hausfrau" und würde ein Klischee bedienen, hat man sich wohl gedacht und eine "kleine" Namensänderung vorgenommen.
So hat "Domaćica" neuerdings Zusätze in den Namen bekommen, wie etwa "Domaćica i menadžerica" ("Hausfrau und Managerin"), "Domaćica i pravnica" ("Hausfrau und Juristin"), "Domaćica i programerka" ("Hausfrau und Programmerin") oder "Domaćica i umjetnica" ("Hausfrau und Künstlerin").
Mittelfinger
Der Versuch, mit der Zeit mitzugehen und politisch korrekt zu sein, dürfte nach nur wenigen Tagen als gescheitert gelten. Denn, die Umbenennung kommt sowohl bei den Feministinnen, als auch den Machos nicht gut an. Und das ist noch milde ausgedrückt.
"Kraš hat uns eine ganze Sonderedition gemacht, um uns klarzumachen, was wir alles sein könnten, ZUSÄTZLICH zu dem Hausfrausein! Jeder, der jemals in einem Brainstorming gesessen hat und auf die Idee gekommen ist, dass dies in die Supermarktregale kommt, sollte sofort fliegen", schreibt eine Facebook-Nutzerin und versieht ihr Posting mit einem Mittelfinger.
À la Steinzeit
"Ich liebe diese Kekse, aber diese stoßen mich ab, ich möchte sie wirklich nicht mehr kaufen", schreibt eine andere Social-Media-Userin. "Wir haben keinen Schritt weg von der Steinzeithöhle gemacht", urteilt eine andere. Von einem "Alltagssexismus" ist in den Postings, die von weiblicher Hand verfasst worden sind, ist auch zu lesen. Viel Beachtung fand auch die Feststellung einer Twitter-Userin, dass "derjenige, der sich dachte, dies sei ein feministisches Statement, ist in vielerlei Hinsicht ein Idiot".
Die andere, männliche Seite fragt sich wiederum unter anderem: "Bedeutet dies, dass wir Männer nicht mehr 'Domaćica' kaufen sollten?" In Überzahl sind diejenigen männlichen Poster, die sich denken: "Was ist verwerflich daran, dass der Keks weiterhin nur Hausfrau heißt?"
Ein Influencer sieht darin einen gelungenen PR-Gag. "Alle dramatisieren, all die kleinen Leute sind verärgert. Für mich ist das wirklich cool, genauso wie viele andere Dinge, die Kraš in letzter Zeit gemacht hat. Manchmal landen sie einen Volltreffer, manchmal schießen sie daneben, aber in einem Meer von charakterlosen, langweiligen Unternehmen, die darauf achten, niemanden zu beleidigen, macht Kraš ungewöhnliche Dinge, geht Risiken ein, hat Charakter und jeder Teil von ihnen verdient Anerkennung."
Kraš will eine Diskussion entfachen
Inzwischen hat sich auch der Hersteller zu Wort gemeldet. "Das Ziel unserer neuen Kampagne ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung und Komplexität der von Frauen am häufigsten übernommenen Aufgaben im Haushalt zu sensibilisieren und ihnen bewusst zu machen, dass die Pflege des Haushalts die gemeinsame Aufgabe aller Haushaltsmitglieder ist. Wir wollten mit dieser Special Edition die Aufmerksamkeit der Leute haben und eine Diskussion entfachen", heißt es in einer Presseerklärung von Kraš. "Wir wollen die Menschen daran erinnern, dass Frauen neben ihrer Arbeit am Arbeitsplatz meistens diejenigen sind, die sich täglich um den Haushalt kümmern. Zugleich wollen wir alle Mitglieder der Gesellschaft dazu ermutigen, ihren Teil der Verantwortung und Verantwortung im Haushalt zu übernehmen, damit die Hausarbeit gleich verteilt wird".
Kraš fügte hinzu, dass sie gemeinsam mit einer Agentur eine Umfrage durchgeführt haben, in der die Mehrheit der Befragten - 70 Prozent der erwachsenen Frauen und 51 Prozent der erwachsenen Männer sowie 73 Prozent der Teenager-Mädchen und 72 Prozent der Teenager - bejaht, dass Frauen die meisten Aufgaben im Haushalt erledigen.
"In der nächsten Phase der Kampagne werden wir in den sozialen Netzwerken Bürgerinnen und Bürger durch Challenges zur Übernahme von Hausarbeiten animieren und auffordern, konkrete Aktivitäten zu dokumentieren, bei denen sie sich an der gerechten Aufteilung der Hausarbeit beteiligen. Teil der Kampagne wird es sein, junge Generationen über ihre Aufgaben im Haushalt aufzuklären, um sie zu ermutigen, die richtigen Gewohnheiten von Kindheit an zu entwickeln und für die Zukunft zu übernehmen", heißt es in der Mitteilung.