Ausnahmezustand in Dubrovnik: "Erstmals Besuch einer von Attentat bedrohten Person"
Von Mirad Odobašić
Dubrovnik gehört seit Jahren zu den meistbesuchten Städten in Kroatien. Einer britischen Studie zufolge habe die "Perle der Adria" bei der Zahl der Gäste pro Einwohner sogar Venedig überholt und sei in dieser Kategorie die unangefochtene Nummer Eins in Europa.
Am heutigen Mittwoch steht Dubrovnik auch im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses - auch wenn der Höhepunkt der Besuchersaison längst vorbei ist. Grund ist ein Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Balkanländer mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij.
Erwartet werden neben ihm auch der serbische Präsident Aleksandar Vučić sowie die Staatschefs von Montenegro, dem Kosovo, Griechenlands, Bulgariens, Albaniens und Nordmazedoniens.
Streit um Unterstützung für die Ukraine
Bei dem Treffen geht es nach den Worten des kroatischen Regierungschefs Andrej Plenković um die Unterstützung des ukrainischen "Freiheitskampfes" durch die gesamte Region. Eben Plenkovićs Bereitschaft, die Ukraine vollends zu unterstützen, hat aber in Kroatien einen innenpolitischen Streit ausgelöst. Denn sein Widersacher, Präsident Zoran Milanović, stellte sich vergangene Woche gegen die Entscheidung der Regierung, dass kroatische Soldaten an einer NATO-Mission zur Ausbildung ukrainischer Soldaten teilnehmen.
So wurde Milanović erst gar nicht zu dem Gipfeltreffen am Mittwoch eingeladen, was in den kroatischen Politkreisen als Skandal gewertet wird.
Gipfel mit Selenskij als "Ausnahmezustand"
Doch am Tag des mit Spannung erwarteten Meetings ist der Streit zwischen Plenković und Milanović nicht das Thema Nummer eins in Kroatien. Vielmehr ist es der "Ausnahmezustand" in Dubrovnik. Der Besuch Selenskijs sei eine der sicherheitstechnisch anspruchsvollsten Herausforderungen, die die Stadt jemals erlebt hat.
"Laut Experten ist dies das erste Mal, dass eine Person nach Dubrovnik kommt, der mit einem Attentat oder ähnlichem gedroht wird. Daher sind besondere Sicherheitsmaßnahmen erforderlich", berichtete ein Reporter des staatlichen TV-Senders HTV. Bereits im Laufe des Dienstagvormittags habe man damit begonnen, die um das Hotel, in dem das Treffen stattfinden wird, herum geparkte Autos wegzubefördern, die Parkplätze rund um diesen Teil der Stadt abzuzäunen. Zudem wurden alle herumliegenden Müllcontainer weggebracht. "Heute wurden sogar die Schüler zweier nahegelegener Gymnasien darüber informiert, dass sie keinen Unterricht haben werden", erklärte der HTV-Reporter.
Waffenfrage als Thema bei Balkan-Gipfeltreffen
Es wird Selenskijs zweite Reise auf den Balkan in diesem Jahr sein.
Im Februar hatte er auf einem ähnlichen Gipfeltreffen in Albanien die Länder der Region um Waffen und Munition für die Verteidigung der Ukraine gegen Russlands Angriffskrieg gebeten. Insbesondere Serbien und Bosnien-Herzegowina verfügen über erhebliche Kapazitäten zur Herstellung von Munition.
Es wird erwartet, dass die Teilnehmenden des Gipfels eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen, deren Inhalt noch verhandelt wird.