Wie man Vielseitigkeit von Blüten nutzen kann
von Claudia Nichterl
Frühjahrsmüdigkeit wegessen
Das große Gähnen, Schlappheit, Antriebslosigkeit – typische Anzeichen von Frühjahrsmüdigkeit, sind eine Reaktion des Körpers auf die jahreszeitlichen Veränderungen der Natur. Mit ausreichend Schlaf und Bewegung an der frischen Luft lässt sich die Phase gut überstehen. Auch der Garten hat Unterstützung zu bieten: Die Vogelmiere – ein fast schon vergessenes (Un)Kraut, welches aber überall zu finden. Die Vogelmiere wurde im 19. Jahrhundert von Pfarrer Kneipp als Heilpflanze erkannt und wegen der starken Vermehrung wird sie häufig zu den Unkräutern gezählt. Diese stark unterschätzte Pflanze enthält wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine, Saponine, Flavonoide, Cumarine, Mineralien und ätherische Öle. Bereits 50 g eines Vogelmiere-Salates decken den Vitamin C-Bedarf eines Erwachsenen. Dank der vielen Nährstoffe hilft Vogelmiere besonders gut gegen Mangelerscheinungen und wirkt deshalb der typischen Frühjahrsmüdigkeit entgegen. Neben dem hohen Vitamin C-Gehaltes liefert sie Mineralstoffe, wie Kalium, Kieselsäure, Zink, Magnesium, Phosphor und Kupfer und verfügt so über wesentlich mehr Nährstoffe als Kopfsalat. Da die Vogelmiere das ganze Jahr über wächst, kann man über Monate sie als Zutat für Salate, Suppen oder Kräuteraufstriche nutzen. Der Geschmack erinnert leicht an Mais. Das zerstampfte Kraut kann auch auf die Leber als Wickel aufgelegt werden und wirkt so kühlend gegen diverse Leberbeschwerden.
Blüten für alle Sinne
Neben Kräutern können wir auch zahlreiche Blumen und Blüten für unser Wohlbefinden nutzen. Kaum ein Kind kann der Versuchung widerstehen, an prachtvolle, bunten, farbintensiven Blüten zu schnuppern und zu knabbern. Rosa Wiesenklee und Sauerampfer haben sich wohl auch in Ihre Kindheitserinnerungen eingeprägt. Den Weg in die Salatschüssel haben sie leider nur selten gefunden. In der japanischen Küche sieht man die schönsten Dekorationen aus Blüten, aber kaum jemand traut sich, diese Dekoration zu essen. Schon die Azteken, die alten Griechen und die Römer wussten sich, der Blütenvielfalt in der Küche zu bedienen. Im Mittelalter wurde zwischen Blumen und Gewürzen kein großer Unterschied gemacht. So waren Rosensuppe als Nachspeise oder ausgebackene Holunderblüten und Salbeiblätter übliche Gerichte, auch Löwenzahn und Rotklee wurden in der Küche verwendet.
Immer mehr Blumen entpuppen sich mittlerweile vom dekorierenden Tellerrandblümchen zum bewussten Farbakzent im Salat. Das heißt, sie werden nicht mehr behutsam zur Seite geschoben, sondern mitgegessen. Und so soll es auch sein. Leider sind nicht alle Blumen oder Blüten zum Essen geeignet. Hier aber eine Auswahl der wichtigsten:
- Gänseblümchen – sowohl die geöffnete Blütenblätter als auch die geschlossenen Knospen für Suppen und Salate
- Veilchen und Stiefmütterchen – sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch geschmacklich etwas Besonderes. Für Tee, Salate, kandiert als Süßigkeit oder Dekoration für Desserts
- Chrysantheme –in der TCM werden Chrysanthmen als Heilpflanze und zur Stärkung empfohlen. Als Tee haben Chrysanthemen eine schlaffördernde, beruhigende Wirkung, dekorativ für Salate oder als Gewürz-Zusatz. Achtung: bitte nur chinesische Chrysanthmenblüten verwenden, heimische Sorten sind giftig.
- Ringelblume – Schon zu Großmutters Zeiten wurde sie aufgrund ihrer kräftigen Färbung als Safranersatz zum Einfärben von Speisen verwendet. Passt gut zu Butter, Salaten und Käse. Auch die jungen Blätter der Ringelblume sind essbar.
- Lavendel - obwohl wir Lavendel in erster Linie mit Duftsäckchen in Verbindung bringen, sind seine Blüten eine essbare Dekoration mit herb-würzigem Geschmack. Lavendel ist beispielsweise fixer Bestandteil der Kräuterwürzmischung „Herbes de Provence“. In England ist Zucker mit Lavendelgeschmack beliebt (Blüten mit dreifacher Menge ihres Gewichts in Zucker einstampfen). Oder würzen Sie ein Lammgericht statt mit Rosmarin einmal mit Lavendel.
- Rosenblütenblätter bzw. –knospen – mit Rosen lässt sich in Form von Keksen, Pasteten, Likören oder Sirupen Romantik ins Essen zaubern. Zum Würzen, sowie kandiert, sind sie einfach unwiderstehlich – ob in Salaten oder als Tortendekoration. Getrocknete Rosenknospen ergeben einen wunderbar duftenden Tee.
Der Schein trügt
So anmutig und vielleicht auch verführerisch manche Wiesenblumen wirken, so gefährlich können sie auch sein. Die Liste der giftigen Blüten ist lang. Blumen wie Fingerhut, Herbstzeitlose, Maiglöckchen und Butterblume – so schön und verlockend der Name auch klingt – sind beispielsweise sehr giftig. Auch Allergiker sollten besonders vorsichtig sein, denn viele Blüten enthalten allergene Stoffe.
Die meisten Blumen eignen sich für Salate oder als essbare Dekoration, nur wenige können auch gekocht werden. Kleine Blüten wie Gänseblümchen, Borretsch oder Veilchen werden ganz über den Salat gestreut, größere zerteilt man behutsam. Bei Blüten von Korbblütlern (Ringelblume, Chrysantheme) nimmt man nur die zarten äußeren Blütenblätter. Die Aromastoffe der Pflanze sind am intensivsten, wenn der Tau getrocknet ist, aber die Sonne noch nicht in voller Kraft scheint. Deshalb Blumen am besten vormittags pflücken, kurz mit Wasser abspülen und mit Küchenrolle trocken tupfen. Stempel, Staubblätter und grüne Teile muss man bei großen Blüten vorsichtig entfernen. Bitte nur Blüten aus dem eigenen Garten bzw. von ungespritzten Pflanzen verwenden! Blumen zum Essen sollte man nicht beim Blumenhändler kaufen, denn dort sind die Blumen meistens mit Pflanzenschutzmitteln behandelt.
Zutaten:
- 4 – 6 Schraubgläser
- 300 g Löwenzahnblüten
- 2 kg Zucker
- 1 Stück Ingwer, ca. 5 cm lang
- 2 Liter Wasser
- 2 Zitronen
- 1 EL geriebene Orangenschale
Zubereitung:
Die Blütenblätter aus den grünen Körbchen zupfen und im Wasser kurz aufkochen. Über Nacht ziehen lassen und dann durch ein Leinentuch abseihen und dabei auspressen. Diesen Blütenauszug wieder aufkochen. Zucker zugeben, Ingwer und Zitronen in Scheiben schneiden und mit der geriebenen Orangenschale zugeben. Auf kleinster Flamme 3 bis 4 Stunden eindicken. Es entsteht ein aromatischer Sirup – der „Honig“, der in saubere Schraubgläser gefüllt für 3 bis 4 Monate haltbar ist.
Der Löwenzahn ist ein echter Tausendsassa unter den Frühjahrspflanzen. Er bringt die Körpersäfte in Schwung, reinigt das Blut, wirkt harntreibend und senkt den Blutdruck. Löwenzahn-Honig wirkt stärkend auf den Körper und schmeckt als Brotaufstrich, pur gelöffelt oder als Süßungsmittel für Tee oder Getreidebrei.
4 Portionen
Zutaten
- 2 EL Olivenöl
- 2 Karotten
- 2 mittelgroße fein gehackte Zwiebeln
- Pfeffer
- 2 Tassen Rundkornreis
- 4 Tassen Wasser oder Gemüsebrühe
- Salz
- 4 EL geriebener Parmesankäse
- Saft von ½ Zitrone
- ½ Tasse Weißwein
- 2 große Handvoll Brennnessel, gewaschen, fein geschnitten
Zubereitung
Karotten waschen und in feine Scheiben schneiden. In einem heißen Topf Olivenöl erhitzen, Karottenscheiben zugeben und kurz anrösten. Zwiebel und Reis ebenso darin anrösten und mit heißem Wasser oder Gemüsebrühe aufgießen. Mit Pfeffer und Salz abschmecken, ständig umrühren und kleine Mengen Flüssigkeit nachgießen. Nach ca. 10 Minuten den Weißwein und Zitronensaft zugeben auf kleine Flamme zurückdrehen und zugedeckt weitere 10 Minuten garen. Bei Bedarf noch etwas Flüssigkeit zugeben. Zum Schluss die Brennnesseln unterrühren und mit Parmesan bestreut servieren.
Blüten zum Vernaschen: www.bluehendes-konfekt.com
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