Die Rax: Sommerfrische vor den Toren Wiens
Zwischen Steiermark und Niederösterreich und nur 80 Kilometer von Wien entfernt erheben sich die beiden Bergmassive Rax und Schneeberg in den Himmel. Sie zählen neben dem Semmering zu den beliebtesten Wiener Hausbergen. Erstere, die Rax, punktet vor allem mit ihrem gut erschlossenen Hochplateau, wo auch Familien mit Kindern und Spaziergänger die Berge genießen können. Aktive Gäste finden rund um die Rax zahlreiche abwechslungsreiche Strecken vor. So kann man beispielsweise den recht anspruchsvollen Thörlweg von der Talstation bis hinauf zum Ottohaus nehmen. Oder man macht sich mit der Kletterausrüstung auf den Weg. Die Rax gilt immerhin als das Kletterparadies schlechthin im Osten Österreichs. Die bequemste Variante nach oben – und nach unten – dauert jedoch nur rund acht Minuten und ist ein Stück österreichische Tourismusgeschichte: die Rede ist von der Rax-Seilbahn.
Historische Momente
Sicher, der Berg war schon immer da. Und genauso lang dient er sportlichen Menschen schon dazu, ihrem Bewegungsdrang nachzugehen. Das Jahr 1575 stellt dennoch einen Meilenstein dar. Denn damals fand die erste, dokumentierte Besteigung statt. Offiziell der Erste oben war ein flämisch-niederländischer Arzt und Botaniker namens Charles de L'Éxcluse. 1894 erschien der erste Raxführer des Autoren Fritz Benesch, zudem gilt die Raxalpe als Geburtsort der Wiener Alpinschule. Viele Jahrzehnte war sie Kletterrefugium des Wiener Psychiaters und Neurologen Viktor Frankl. Doch damit noch immer nicht genug der historischen Momente. Einen weiteren wichtigen Meilenstein des Bergtourismus initiierte ein Lawinenunglück mit drei Todesopfern im Jahr 1896. Es war der Anlass für die Gründung des Alpinen Rettungsausschusses Wien, aus dem später der Österreichische Bergrettungsdienst hervorging. Und nicht nur die – der Alpine Rettungsausschuss Wien war der erste Bergrettungsdienst der Welt.
Noch ein Rekord gefällig? Hier ist er schon: 1925 begann man mit dem Bau der Raxseilbahn in Hirschwang. Sie war die erste touristische Seilbahn Österreichs und nahm ihren Betrieb schon ein Jahr später auf. Mehr als 30 Jahre, bevor die Seilbahn ihren Betrieb aufnahm, wurde bereits das Ottohaus als Schutzhütte errichtet. Das gibt es freilich immer noch, und mit der Seilbahn kamen die Gäste. 1937 betitelte „Das kleine Blatt“ ihren Artikel über die „Helden und Opfer des Hausberges von Wien“ sogar mit der Überschrift „Die Rax – Der meistbesuchte Berg der Welt.“ Weltberühmt in Österreich, oder zumindest in Wien und Niederösterreich ist sie zweifellos, sie zählt nicht ohne Grund zu den Top Ausflugszielen in Niederösterreich.
Sommerfrische anno dazumal
Zu den begeisterten Rax-Besuchern zählte unter anderem Sigmund Freud. Er kam viele Jahre lang mit seiner Familie zur Sommerfrische nach Reichenau. Seine Begegnung mit Aurelia Kronich, der Tochter der Pächterin des Ottohauses ging als „Fall Katharina“ in Freuds berühmtes Werk „Studien der Hysterie“ ein. Im Hotel-Restaurant Knappenhof, das jüngst von der Hotelierin Helena Ramsbacher und vom Koch Max Stiegl zu neuem Leben erweckt wurde, ehrte man ihn mit einer Gedenktafel.
Generell fand sich die Wiener Hautevolee gern am Fuße der Rax ein. Unzählige historische Villen, Schlösser und Residenzen in und um Reichenau sind noch heute Zeugen dieser glanzvollen Zeit. Schloss Wartholz, ein architektonisches Juwel, zieht nach wie vor die Menschen magisch an. Im Schlossgarten wandeln Besucher und Besucherinnen auf den Spuren von Kaiser Karl und Zita, genießen die Ausblicke auf das Raxgebirge und nebenan in der Schlossgärtnerei einen Kaffee.Sommerfrische damals, das waren endlose Sommertage, Müßiggang, anregende Gespräche, gutes Essen und viel Frischluft am Berg. Und all das verspricht die Region, deren erhabener Mittelpunkt die Rax bildet, bis heute.
In der Nähe der Talstation der Raxseilbahn befindet sich der Einstieg in den zauberhaften Wasserleitungsweg Höllental!