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Wenn Keime für Probleme sorgen

Es ist eine alarmierende Situation: Im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, Deutschland, grassiert ein aggressives Bakterium (Acinetobacter baumannii), das gegen die meisten Antibiotika resistent (widerstandsfähig) ist. Bei 27 Patienten wurde der Keim bereits nachgewiesen, darunter bei elf bereits verstorbenen.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde der Keim von einem Patienten eingeschleppt, der aus einem Spital im Mittelmeerraum nach Kiel verlegt worden war. "In Österreich gab es bisher nur Einzelfälle – und die waren alle aus dem Ausland importiert", sagt Oskar Janata, Facharzt für Infektionskrankheiten im Wiener SMZ-Ost. "Ansteckungen innerhalb eines Spitals – so wie jetzt in Kiel – hat es bis jetzt noch nicht gegeben."

In Europa sei der Erreger vor allem im Südosten verbreitet – etwa in Griechenland oder Rumänien. "Von dort hatten wir auch unseren letzten Fall." Werden Patienten aus einem Spital aus einem dieser Länder nach Österreich überstellt, werden sie gleich von Anfang an in einem Einzelzimmer isoliert. "Durch strenge Hygienemaßnahmen ist es uns bis jetzt immer gelungen, einen Ausbruch im Spital zu verhindern."

Betroffen seien in der Regel nicht die Urlauber, die an einer Durchfallerkrankung leiden – sondern jene Personen, die "jenseits von Zentraleuropa" einen Spitalsaufenthalt hinter sich haben: "Da kann man Dinge bekommen, die man bei uns nicht bekommt."

In Österreich sei die Situation mit resistenten Bakterien weitgehend stabil. Allerdings gebe es einen gewissen Anstieg von Nachweisen gefährlicher Darmbakterien, die mithilfe eines Enzyms wichtige Reserveantibiotika spalten. Janata: "Bei einem von zehn Patienten mit einer Sepsis (Blutvergiftung, Anm.) wurde diese von einem relativ resistenten Keim verursacht, gegen den zumindest eine Antibiotika-Gruppe nicht wirkt."

Geschwächter Darm

Österreichischen Hygiene-Experten machen aber nicht nur Antibiotika-Resistenzen Probleme: Pro Jahr dürften deutlich mehr Menschen an den Folgen einer Infektion mit sogenannten Clostridium-difficile-Bakterien sterben als bisher angenommen. "Diese Bakterien können die restliche Darmflora dann überwuchern, wenn sie durch die Einnahme von Antibiotika geschädigt wurde", erklärt Janata. "Die restliche Darmflora kann keinen Widerstand mehr leisten."

Doch laut einer neuen Studie übersehen europaweit Mediziner jede vierte Infektion aufgrund fehlender oder ungenauer Diagnostik.

Auch in Österreich seien die Meldezahlen (siehe Grafik) "nur die Spitze des Eisbergs", sagt Univ.-Prof. Franz Allerberger von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Nur elf von rund 200 österreichischen Krankenhäusern würden sich derzeit freiwillig an einem bestehenden Melde- und Überwachungssystem beteiligen. Hochgerechnet müsse man von rund 7000 Infektionen und 700 Todesfällen pro Jahr ausgehen.

Aber die genaue Diagnose ist wichtig, um das Problem zu bekämpfen: Denn es hat sich gezeigt, dass in Krankenhausbetten, in denen zuvor Patienten mit einer derartigen Infektion gelegen sind, ohne Hygienemaßnahmen auch die nachfolgenden Patienten vermehrt erkranken.

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