Wie kann sich eine YouTuberin einen Maserati leisten?
Über 100.000 Euro gingen am vergangenen Donnerstag in der Wiener Innenstadt zu Bruch, als eine junge Frau mit ihrem Maserati in eine Straßenbahn krachte. Berichten zufolge handelt es sich um eine 25-jährige Ukrainerin, die seit zwei Jahren in Wien lebt und als YouTuberin arbeitet.
So manch einer dürfte sich fragen: Wie kann sich jemand, der als Influencer sein Geld verdient, ein Auto wie dieses leisten?
Soziale Medien, allen voran Youtube und Instagram, haben im vergangenen Jahrzehnt ein komplett neues Geschäftsfeld eröffnet. Selbsternannte Influencer können sich mit etwas Geschick und viel Fleiß eine treue Fangemeinde aufbauen - und dank dieser dann zu Schwerverdienern werden.
Follower lassen die Kasse klingeln
Das Konzept ist simpel, wie effektiv: Für die Werbungen, die vor und häufig auch in der Mitte von YouTube-Clips geschaltet werden, bekommt nicht nur YouTube selbst Geld. 45 Prozent behält das Unternehmen, die restlichen 55 Prozent gehen an den Inhaber des Videos weiter. Pro Zuseher handelt es sich um kleine Centbeträge, deshalb muss das gedrehte Video möglichst oft aufgerufen werden.
Mühsam nährt sich das Eichhörnchen? Stimmt, aber sobald eine gewisse Mindestgrenze an Zusehern erst einmal überschritten ist, rollt der Rubel. Hinzu kommen Verträge mit Werbepartnern, deren Produkte in den (Werbe-)Videos präsentiert werden.
Mit welchem Thema sich YouTuber in ihren Videos befassen, spielt dabei keine Rolle - Hauptsache es interessiert möglichst viele Menschen. Weltweit am erfolgreichsten konnte vergangenes Jahr ausgerechnet ein Siebenjähriger auf der Plattform Geld verdienen.
Ryan ist mit seinem Kanal "Ryan ToysReview" laut Forbes der am besten verdienende YouTuber der Welt. Laut Schätzungen des Wirtschaftsmagazins verdiente der blutjunge Influencer mit seinen Clips, die ihn beim Spielen mit neuem Spielzeug zeigen, vergangenes Jahr satte 22 Millionen Dollar (ca. 19,6 Millionen Euro). Sein prall gefülltes Konto hat er über 18 Millionen Followern zu verdanken.
Aufgrund ihrer Followerzahl wird sich die ukrainische Bloggerin ihren Maserati definitiv nicht geleistet haben. Ein genauer Blick auf ihren Youtube-Kanal zeigt, dass die 25-Jährige dort gerade einmal knapp 500 Follower hat. Auf Instagram sind es immerhin 43.000 Abonnenten. Selbst mit letzterer Zahl lässt sich kein hohes Gehalt verdienen, geschweige denn ein Maserati erwirtschaften. In Österreich zählen Blogger mit 100.000 Followern und mehr auf Instagram zu den größeren Namen im Business. International wird es ab 500.000 Euro sehr lukrativ, die goldene Marke sind eine Million Fans.
2015 verriet Modebloggerin Danielle Bernstein von We Wore What in einem Interview mit Harper's Bazaar, dass sie pro Posting von einem Werbepartner bis zu 15.000 Dollar (ca. 13.000 Euro) verlangen kann. Dazu sei gesagt: Zum Zeitpunkt des Gesprächs hatte Bernstein "nur" 992.000 Follower. Schon damals sagte sie, dass sie nach Überschreiten der Millionen-Grenze deutlich mehr verlangen könne. Heute folgen der New Yorkerin bereits über zwei Millionen Menschen.
Weltweit: Das sind die erfolgreichsten YouTuber (Stand April 2019)
"Blogger" kein geschützter Beruf
Zum Leidwesen jener Blogger, die ihren Job mit voller Ernsthaftigkeit betreiben, kann sich jeder, der seine Zeit gerne auf Instagram und Co. verbringt, ebenfalls Blogger nennen. Dass diese noch relativ neue Berufsgruppe einen teilweise schlechten Ruf hat, ist vor allem auf die Dreistigkeit mancher zurückzuführen. Erst kürzlich beschwerte sich ein Hostel auf den Philippinen über schnorrende Blogger, die dort gratis schlafen, essen und trinken wollen.
Und auch PR-Agenturen aus dem Mode-, Beauty- und Lifestyle-Bereich müssen sich mittlerweile mit Anfragen nach kostenlosen Hotelzimmern, Kleidung und Beautyprodukte herumplagen. Denn nur, weil den selbsternannten Influencern ein Produkt zugeschickt wird, heißt es noch lange nicht, dass dieses auf dem Instagram-Account präsentiert wird.