Wenn Viren Krebs verursachen
Es ist ein Faktum, das kaum jemandem bewusst ist: Jede fünfte Krebserkrankung weltweit wird von Infektionen verursacht, die größtenteils vermeidbar wären. Dazu zählen Infektionen mit Hepatitis- und mit Humanen Papillomaviren (HPV). Seit diesem Schuljahr wird die HPV-Impfung in der vierten Volksschulklasse kostenlos im Rahmen des Schulimpfprogramms angeboten.
Wie erfolgt eine HPV-Infektion?
Humane Papillomaviren werden vor allem bei sexuellen Kontakten durch infizierte (Schleim-)Hautzellen übertragen. Zumeist bleibt die Ansteckung unbemerkt und das Virus wird vom Immunsystem erfolgreich bekämpft. Bestimme Virusvarianten setzen sich manchmal aber dauerhaft in Schleimhautzellen fest und sind die Ursache für die Entwicklung von Genitalwarzen oder Gebärmutterhalskrebs.
Was bringt die sogenannte HPV-Impfung?
Sie schützt vor jenen Virustypen, die diese Erkrankungen am häufigsten verursachen. Am größten ist der Schutzeffekt, wenn es noch keinen Kontakt mit HPV gegeben hat, die Impfung also vor den ersten sexuellen Kontakten stattfindet. "Zudem haben Untersuchungen eindeutig ergeben, dass die Immunantwort bei Kindern in dieser Altersgruppe bei weitem am besten ist", heißt es im Gesundheitsministerium. Die gebildeten Antikörper können ein Eindringen der Viren in die Körperzellen verhindern. Weil Männer durch sexuelle Kontakte die Infektion übertragen können, sollen auch Buben geimpft werden.
Der Impfstoff wird bis zum vollendeten 15. Lebensjahr in zwei Teilimpfungen im Mindestabstand von sechs Monaten verabreicht. Für ältere Jugendliche und Erwachsene gilt ein dreiteiliges Impfschema. Eine Auffrischungsimpfung ist derzeit nicht vorgesehen, wahrscheinlich ist man mit der Grundimmunisierung lebenslang geschützt.
Wann ist die Impfung kostenlos erhältlich?
– Bei der Schulimpfung in der 4. Volksschulklasse (ab dem 9. Geburtstag).
–Zusätzlich bis zum 12. Geburtstag bei den öffentlichen Impfstellen der Bundesländer und – je nach Bundesland – teilweise auch bei niedergelassenen Ärzten.
Welche Möglichkeiten gibt es für ältere Kinder?
Für Kinder ab dem 12. Geburtstag bis zum 15. Geburtstag bieten die Bundesländer Nachholimpfungen zum vergünstigten Selbstkostenpreis zwischen 40 und 51 Euro pro Teilimpfung bei den öffentlichen Impfstellen und teilweise auch bei niedergelassenen Ärzten an. Bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen muss die Impfung privat bezahlt werden (170 bis 200 Euro pro Teilimpfung). In den nö. Krankenhäusern ist der Impfstoff für alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher bis zum 26. Lebensjahr um 90 Euro erhältlich.
Schützen Kondome auch vor einer HPV-Infektion?
Kondome schützen nicht zuverlässig vor HPV, weil sie nicht alle möglicherweise befallenen Hautstellen im Genitalbereich abschirmen. Dennoch können sie das Ansteckungsrisiko verringern.
Welche Nebenwirkungen hat die Impfung?
"In den Studien haben sich keine ernsthaften Nebenwirkungen gezeigt", so das unabhängige deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Über mögliche langfristige Nebenwirkungen des Impfstoffs sei noch nichts bekannt. Laut US-Behörde CDC können Reaktionen an der Einstichstelle auftreten, wie Schmerzen (bei 80 von 100 Impfungen), Rötung (20 von 100) und Gewebeschwellung (3 von 100). Seltener komme es zu Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Muskelschmerzen. Seltene neurologische und immunologische Erkrankungen sind laut Gesundheitsministerium bei Geimpften und Nicht-Geimpften gleich häufig.
Hat die Impfung zu Todesfällen geführt? "Die Impfstoffe wurden weltweit bereits 144 Millionen Mal vewendet. Es gibt keine einzige nachgewiesene schwerwiegende oder tödliche Nebenwirkung", sagt der Gynäkologe Univ.-Prof. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe.