Vielsprachig in die Zukunft
Von Heinz Wagner
Die Welt hat so manches an Veränderungen nötig – ob in Sachen Umwelt oder Armut, Menschenrechte oder Bildung… Diese These zog sich durch viele der jeweils zweisprachigen Reden zum Thema Zukunft. Um dieses dreht sich „SAG’S MULTI!“ in diesem Schuljahr.
406-7-86-45 – das sei nicht ihre Telefonnummer, meinte eine der ModeratorInnen, Maria Mayrhofer vom Verein Wirtschaft für Integration (VWFI). Es handle sich um die Kennzahlen des laufenden Bewerbs: 406 Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmer aus sieben Bundesländern von 86 Schulen mit 45 verschiedenen Sprachen.
Von den 406 gestarteten Jugendlichen schafften es 120 in die Finalrunden. Diese wurden an vier Tagen ausgetragen. Danach hatte die Jury – Fachleute für die jeweiligen Sprachen von Albanisch bis Yorùbá (Nigeria) – die ungemein schwierige Aufgabe, galt es doch 16 Sieger/innen (ein Sonderpreis) zu küren.
Wertschätzung
Chance
Förderung und Vielfalt
Die Initiative geht vom „Verein Wirtschaft für Integration“ aus. Für die organisatorische Abwicklung sorgt EDUCULT. Hauptsponsor ist UNIQA. Großspender sind LUKOIL und Coca-Cola. Der Hauptpreis für die Gewinnerinnen und Gewinner wird von der REWE Group zur Verfügung gestellt: Eine Reise von ITS BILLA Reisen in eine europäische Hauptstadt - die bei der Preisverleihung bekannt gegeben wird.
Ab Herbst können sich Schulen für den vierten Durchgang von „SAG’S MULTI!“ anmelden. Infos und das neue Thema finden sich auf der Homepage
Wieso organisiert der Verein einen mehrsprachigen Bewerb?
Meri Disoski: Unser Verein hat sich dem Motto „fördern und fordern“ verschrieben. Mit „SAG’S MULTI! wollen wir das Potenzial von Mehrsprachigkeit hervorheben. Sie ist nicht nur ein Startvorteil auf dem Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft, sondern eine persönliche Bereicherung für jede und jeden. Sprachen sind Schlüssel zu unterschiedlichen Kulturräumen. Besonders wichtig ist es uns, Kindern und Jugendlichen unsere Wertschätzung für ihre Erstsprache mitzugeben und ihnen zu vermitteln, dass alle Sprachen gleichwertig sind.
Außerdem wollen wir diesen Menschen eine Bühne bieten. Die Wertschätzung ihrer Mehrsprachigkeit stärkt sie enorm. Und: Der Redewettbewerb schafft eine positive Gegenöffentlichkeit in dem leider noch immer viel zu defizitorientierten „Integrationsdiskurs“.
Nach einer AK-Studie aus dem Vorjahr beherrschen Wiener MigrantInnen durchschnittlich drei Sprachen, vier von zehn sprechen sogar noch eine vierte oder fünfte Sprache. Das vorhandene Sprachpotenzial ist beeindruckend UND ein ganz klarer Wettbewerbsvorteil! In einer globalisierten Arbeits- und Lebenswelt sind heimische Unternehmen zunehmend auf MitarbeiterInnen angewiesen, die sich in verschiedenen Sprach- und Kulturwelten bewegen können. Derzeit werden diese Kompetenzen leider noch vielfach zu sehr brach liegen gelassen.
Allein in Wien wird ein Drittel aller Unternehmen von zugewanderten oder geflüchteten Menschen betrieben. Aus Sicht der Wirtschaft ist es deshalb keine Frage, dass sowohl die Förderung der deutschen als auch anderer Sprachen eine zentrale Rolle im Schulsystem einnehmen müssen.
In der aktuellen Diskussion wird nicht berücksichtigt, dass Bildung mehr ist als nur das Beherrschen einer Sprache. Es geht auch um soziales Lernen, Knüpfen sozialer Kontakte und um Fähigkeiten, in der Vielfalt einer Gruppe eigene Talente zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen.
Mehrsprachigkeit muss stärker im Schulsystem verankert werden. Eine umfassende Bildungsdiskussion muss der Realität der Kindergärten und Schulen, besonders jener in Wien, Rechnung tragen. Aus Sicht der Wirtschaft ist der „Tunnelblick“ auf das Beherrschen der deutschen Sprache nicht wünschenswert. Die Wirtschaft und unser Land insgesamt brauchen die in der Bevölkerung repräsentierte Buntheit und Vielfalt – wir leben von ihr.
Es ist wichtig, Mehrsprachigkeit endlich als Chance zu begreifen. Österreich war schon immer mehrsprachig, ist mehrsprachig und es wird auch immer mehrsprachig sein – und das ist gut so!