Vielsprachig in die Zukunft

Vielsprachig in die Zukunft
Von A bisY – von Albanisch bis Yorùbá: In der vierten Auflage des mehrsprachigen Redebewerbs stand Zukunft im Zentrum. Zu hören waren Deutsch und 45 andere Sprachen.

Die Welt hat so manches an Veränderungen nötig – ob in Sachen Umwelt oder Armut, Menschenrechte oder Bildung… Diese These zog sich durch viele der jeweils zweisprachigen Reden zum Thema Zukunft. Um dieses dreht sich „SAG’S MULTI!“ in diesem Schuljahr.

Vielsprachig in die Zukunft

406-7-86-45 – das sei nicht ihre Telefonnummer, meinte eine der ModeratorInnen, Maria Mayrhofer vom Verein Wirtschaft für Integration (VWFI). Es handle sich um die Kennzahlen des laufenden Bewerbs: 406 Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmer aus sieben Bundesländern von 86 Schulen mit 45 verschiedenen Sprachen.

Von den 406 gestarteten Jugendlichen schafften es 120 in die Finalrunden. Diese wurden an vier Tagen ausgetragen. Danach hatte die Jury – Fachleute für die jeweiligen Sprachen von Albanisch bis Yorùbá (Nigeria) – die ungemein schwierige Aufgabe, galt es doch 16 Sieger/innen (ein Sonderpreis) zu küren.

Wertschätzung

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Über die positive und wertschätzende Resonanz, die „SAG’S MULTI!“ erfährt, freut sich Meri Disoski, Vorsitzende der Jury und VWFI-Geschäftsführerin, der den Bewerb erfunden hat (organisiert wird er von EDUCULT): „Wir bekommen oft die Rückmeldung, dass es für jede Teilnehmerin, für jeden Teilnehmer eine wichtige persönliche Erfahrung ist, in Deutsch und in der Mutter- bzw. Erstsprache vor vielen Menschen zur sprechen. Lehrerinnen und Lehrer berichten von neuen Erfahrungen mit den Schülerinnen und Schülern, Eltern erzählen von ganz persönlichen Gesprächen mit ihren Kindern über Themen der Identität und der Familienbiografie!“ (Mehr siehe im Gespräch unten.)

Chance

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„Wir müssen Mehrsprachigkeit endlich als Chance begreifen und die sprachliche Vielfalt in Österreich verstärkt fördern!“, appellieren Georg Kraft-Kinz und Ali Rahimi, Obleute des Vereins anlässlich der letzten Finalrunde. Mit „SAG’S MULTI!“ setzt der Verein ein Zeichen, indem er gezielt junge mehrsprachige Talente fördert. „Leider trägt unser Bildungssystem dem Ideal der Mehrsprachigkeit und der Förderung anderer Muttersprachen noch immer viel zu wenig Rechnung. Mehrsprachigkeit muss im Schulsystem stärker verankert werden“, fordern Kraft-Kinz und Rahimi.

Förderung und Vielfalt

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Der Bewerb„SAG’S MULTI!“ will Mehrsprachigkeit fördern und ihren Stellenwert erhöhen. Dazu können Jugendliche ab der 7. Schulstufe teilnehmen, die neben Deutsch eine andere Erst- oder Muttersprache haben. Eine Schule darf bis zu zehn Jugendliche entsenden. Es gibt drei Alterskategorien.

Die Initiative geht vom „Verein Wirtschaft für Integration“ aus. Für die organisatorische Abwicklung sorgt EDUCULT. Hauptsponsor ist UNIQA. Großspender sind LUKOIL und Coca-Cola. Der Hauptpreis für die Gewinnerinnen und Gewinner wird von der REWE Group zur Verfügung gestellt: Eine Reise von ITS BILLA Reisen in eine europäische Hauptstadt - die bei der Preisverleihung bekannt gegeben wird.

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Nächste Runde
Ab Herbst können sich Schulen für den vierten Durchgang von „SAG’S MULTI!“ anmelden. Infos und das neue Thema finden sich auf der Homepage

www.sagsmulti.at

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Meri Disoski ist Geschäftsführerin des Vereins Wirtschaft für Integration. Im KURIER-Gespräch erläutert sie die „Hintergedanken“ des Bewerbs sowie weiterer Aktivitäten.

Wieso organisiert der Verein einen mehrsprachigen Bewerb?
Meri Disoski: Unser Verein hat sich dem Motto „fördern und fordern“ verschrieben. Mit „SAG’S MULTI! wollen wir das Potenzial von Mehrsprachigkeit hervorheben. Sie ist nicht nur ein Startvorteil auf dem Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft, sondern eine persönliche Bereicherung für jede und jeden. Sprachen sind Schlüssel zu unterschiedlichen Kulturräumen. Besonders wichtig ist es uns, Kindern und Jugendlichen unsere Wertschätzung für ihre Erstsprache mitzugeben und ihnen zu vermitteln, dass alle Sprachen gleichwertig sind.
Außerdem wollen wir diesen Menschen eine Bühne bieten. Die Wertschätzung ihrer Mehrsprachigkeit stärkt sie enorm. Und: Der Redewettbewerb schafft eine positive Gegenöffentlichkeit in dem leider noch immer viel zu defizitorientierten „Integrationsdiskurs“.

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Was bringt das der Wirtschaft?
Nach einer AK-Studie aus dem Vorjahr beherrschen Wiener MigrantInnen durchschnittlich drei Sprachen, vier von zehn sprechen sogar noch eine vierte oder fünfte Sprache. Das vorhandene Sprachpotenzial ist beeindruckend UND ein ganz klarer Wettbewerbsvorteil! In einer globalisierten Arbeits- und Lebenswelt sind heimische Unternehmen zunehmend auf MitarbeiterInnen angewiesen, die sich in verschiedenen Sprach- und Kulturwelten bewegen können. Derzeit werden diese Kompetenzen leider noch vielfach zu sehr brach liegen gelassen.
Allein in Wien wird ein Drittel aller Unternehmen von zugewanderten oder geflüchteten Menschen betrieben. Aus Sicht der Wirtschaft ist es deshalb keine Frage, dass sowohl die Förderung der deutschen als auch anderer Sprachen eine zentrale Rolle im Schulsystem einnehmen müssen.
In der aktuellen Diskussion wird nicht berücksichtigt, dass Bildung mehr ist als nur das Beherrschen einer Sprache. Es geht auch um soziales Lernen, Knüpfen sozialer Kontakte und um Fähigkeiten, in der Vielfalt einer Gruppe eigene Talente zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen.
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Leiten Sie daraus Forderungen fürs Bildungssystem ab?
Mehrsprachigkeit muss stärker im Schulsystem verankert werden. Eine umfassende Bildungsdiskussion muss der Realität der Kindergärten und Schulen, besonders jener in Wien, Rechnung tragen. Aus Sicht der Wirtschaft ist der „Tunnelblick“ auf das Beherrschen der deutschen Sprache nicht wünschenswert. Die Wirtschaft und unser Land insgesamt brauchen die in der Bevölkerung repräsentierte Buntheit und Vielfalt – wir leben von ihr.
Es ist wichtig, Mehrsprachigkeit endlich als Chance zu begreifen. Österreich war schon immer mehrsprachig, ist mehrsprachig und es wird auch immer mehrsprachig sein – und das ist gut so!
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