Leben/Gesellschaft

Spitzenmedizin für Kinder soll ausgebaut werden

Der Ersatz eines nicht funktionsfähigen Harnleiters bei einem zweieinhalbjährigen Buben durch den Blinddarm: Dieser aufsehenerregende Eingriff wurde kürzlich an der Abteilung für Kinderurologie im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz von einem Team um Prim. Josef Oswald durchgeführt – es ist eines von sieben Ordenskrankenhäusern der Vinzenzgruppe. Diese will jetzt ihre Angebote für Kinder stark ausbauen.

Kinderurologie: Das Zentrum in Linz ist das einzige in Österreich und europaweit führend: 5000 Kinder werden hier jährlich behandelt. Oswald: „35 Prozent kommen aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland zu uns, Tendenz stark steigend.“

Kinderorthopädie: Die Abteilung für Kinderorthopädie und Fußchirurgie im Orthopädischen Spital in Wien-Speising (Prim. Rudolf Ganger) ist eine der größten in Europa (12.000 ambulante Patienten jährlich, 3500 stationäre, 2500 Operationen). Sie zählt zu den europäischen Spitzenreitern bei der Behandlung von Klumpfüßen, der Korrektur von Deformitäten und auch Fehlbildungen der Kinderhand.

Neonatologie: Bis 2017 wird die Geburtenabteilung im St.Josef-Krankenhaus in Wien-Hietzing ausgebaut (die Geburtshilfe vom Göttlichen Heiland wird nach St. Josef verlegt). Mit 3000 bis 3400 Geburten wird sie dann – nach dem AKH Linz – die zweitgrößte Geburtenstation Österreichs sein. Im Auftrag der Stadt Wien werden deshalb eine Neonatologie (zur Behandlung von Frühgeborenen und kranken Neugeborenen) und eine Kinderabteilung errichtet. „Es sind überwiegend Eltern-Kind-Einheiten geplant, damit die Eltern übernachten können. Das trägt zum Heilungserfolg bei“, betont die designierte Leiterin, Maria Dobner.

Kinderreha-Zentrum: Großen Bedarf gebe es für Einrichtungen für Kinderrehabilitation, sagt Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenzgruppe: „Für die Therapie wäre es optimal, eine solche in räumlicher Nähe zu zwei so großen Zentren wie der Kinderorthopädie und der Neonatologie zu errichten. Möglich wäre dies auf dem Grundstück neben dem Orthopädischen Spital Speising. Für dieses Projekt laufen wir uns derzeit die Sohlen wund.“

Rund 850 Kinder stehen österreichweit auf den Wartelisten von Physio- und Ergotherapeuten sowie von Logopäden. Die Wartezeiten betragen bis zu zwei Jahre. Ein Grund ist das Fehlen eines gesetzlichen Pflicht-Registers für die Berufsgruppen des Gesundheits- und Pflegepersonals (ÖGKV) sowie der Gehobenen Medizinisch-technischen Dienste (MTD). Mit diesem Register könnte der Bedarf besser ermittelt werden, heißt es bei den nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen. Insgesamt sind in diesem Bereich 130.000 Personen tätig.

Nicht nur bei Kindern drohen Engpässe, auch bei der Betreuung älterer Pflegebedürftiger gibt es Probleme. Ein verpflichtendes Berufsregister soll helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. „So können wir die Qualifikationen überprüfen“, betonten Montag Ursula Frohner (ÖGKV) und Gabriele Jaksch (MTD). Sie wehren sich dagegen, das Register bei der Arbeiterkammer anzusiedeln. Die Ärztekammer unterstützt sie dabei. Ein Großteil der Berufsgruppen sei nicht angestellt, sondern freiberuflich tätig.