Leben/Gesellschaft

Riesen-Tablet Sony Tap 20 im Test

Was ist besser als ein All-in-One-PC - abgesehen von einem Ultrabook mit Touchscreen oder einem leistungsstarken Desktop-System? Sonys Antwort: Ein All-in-One-PC mit Touchscreen und Akku. Die interne Stromversorgung macht aus dem Standrechner ein 20-Zoll-Tablet. Dass es dieses Gerät überhaupt gibt, ist Microsoft zu verdanken. Mit der für berührungsempfindliche Bildschirme optimierten Kachel-Oberfläche werden in nächste Zeit mehrere Geräte auf den Markt kommen, die mit Touchscreens ausgestattet sind.

Die futurezone hat die schnellere der beiden Ausführungen des Tap 20 (Intel Core i5) getestet, die einen empfohlenen Verkaufspreis von 1199 Euro hat. Die Version mit dem langsameren i3-Prozessor ist um 999 Euro erhältlich.

Versteckte Tasten
Auf den ersten Blick sieht das All-in-One-Gerät durchaus ansprechend aus. Der weiße Rand des Gehäuses lässt den PC freundlich erscheinen. Die Windows-Taste an der Front ist dezent untergebracht, die anderen Hardware-Tasten befinden sich versteckt an der Oberseite.

Mit etwas Übung kann man die Standby-, Lautstärken-, und Display-Sperrtaste erfühlen, anfangs wird man aber den PC öfters zu sich kippen, um die Tasten an der Oberseite auch sehen zu können. Dasselbe gilt für die versteckten Anschlüsse an der linken Seite.

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Technisch handelt es sich beim Tap 20 um ein Ultrabook. Es ist ein Intel i5 Dual-Core-Prozessor mit 1,7 GHz, 6 GB RAM, einer 1000 GB Festplatte und einem Intel HD4000 Grafikchip. Ein optisches Laufwerk gibt es nicht. Bei einem Gerät dieser Größe wäre eine mobile Grafikkarte von NVIDIA oder ATI wünschenswert gewesen. Diese könnte etwa nur im Betrieb mit Netzstrom aktiv sein, während der Intel-Grafikchip im mobilen Betrieb genutzt wird, um den Akku zu schonen. So ist aber die Funktion deutlich eingeschränkt – viele aktuelle Spiele verweigern den Dienst. Zumindest Diablo 3 läuft, wenn auch mit gelegentlichen Rucklern (1600 x 900 Pixel, niedrige Details, kein AA).

Ebenfalls ungewohnt für einen Rechner, der als Desktop-Ersatz dienen soll, sind die wenigen Anschlüsse. Es gibt zwei USB-3.0-Anschüsse, einen SD-Kartenleser, einen Ethernet-Anschluss und Stecker für Kopfhörer und Mikrofon. Das ist etwas mager. Immerhin sind noch WLAN, Bluetooth und NFC vorhanden, ebenso wie eine 720p-Frontkamera, die lichtschwach ist, und ein Mikrofon. Eine Bluetooth-Tastatur und Maus mit Scrollrad sind im Lieferumfang enthalten. Beide machen keinen hochwertigen Eindruck, erfüllen aber ihren Zweck.

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Sony preist den Tap 20 als Familien-Gerät an. Mami nutzt ihn als Whiteboard, Papi stellt ihn sich als Rezeptbuch und zur musikalischen Untermalung in die Küche und die Kids bekommen ihn im Wohnzimmer flach hingelegt zum Spielen.

Theoretisch ist alles problemlos möglich, praktisch scheitert es an der Software und den Apps. Es sind nur zwei Apps vorinstalliert: Mit Family Paint gibt es ein Malprogramm und mit Fingertapps Organizer ein wenig intuitives, digitales Notizbrett mit Kalender-Funktion. Family Paint hat zwar eine Kachel in der W8-Oberfläche, startet aber von der Desktop-Ansicht. Fingertapps Organizer ist eine „echte" W8-App, aber durch seine unlogische Bedienung mehr nervig als nützlich.

Auf vorinstallierte Familienspiele verzichtet Sony. Hier wäre etwa eine Brettspielsammlung mit Mensch ärgere dich nicht, Schach, Mühle, Halma und ähnlichem angebracht gewesen. Stattdessen gibt es Bloatware, wie das Intel AppUp Center und WildTangent. Besonders lästig ist das vorinstallierte McAfee Security Center und Parental Controls. Trotz Deinstallation im Programme-Menü der Systemeinstellungen blieben vier Dienste aktiv, die nahezu alle Internet-Verbindungen blockierten und erst durch das manuelle Löschen von Dateien und Einträgen in der Registry entfernt werden konnten.

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Will man den Tap 20 mobil nutzen, steckt man einfach nur das Netzteil ab. Wunder darf man sich vom Akku keine erwarten. Im Test war nach 2:15 Stunden Schluss. Der Tap 20 war dabei konstant im WLAN, Bluetooth war aktiv und das Display auf ¾ der maximalen Helligkeit. Genutzt wurde es für ein App-Spiel, die Musikwiedergabe per Xbox Music und ein YouTube-Video in 720p. Mit noch weiter reduzierter Display-Helligkeit und deaktiviertem Bluetooth und WLAN sind über drei Stunden möglich.

Abgesehen von der geringen Akkukapazität ist der Einsatz des Tap 20 als Tablet, aufgrund der Größe und des Gewichts, natürlich mehr theoretisch als praktisch sinnvoll. Dazu kommt noch das stark spiegelnde Display, das einen Außeneinsatz erschwert. Lustig ist es dennoch, die ungläubigen Blicke der Passanten zu sehen, wenn man auf der Parkbank mit dem Tap 20 auf dem Schoß im Web surft (der mobile Hotspot des Smartphones macht es möglich) oder die Bluetooth-Maus und Tastatur auspackt und Diablo 3 spielt.

Als Zeitvertreib für die Kinder während dem Autofahrten ist der Tap 20 auch nicht unbedingt geeignet. Das Kind wird sich nicht über 5,2 Kilogramm am Schoß freuen und im Falle einer Vollbremsung möchte man ein Gerät mit diesem Gewicht auch nicht im Innenraum des Fahrzeugs herumfliegen haben. Immerhin ist das Netzteil angenehm klein, wodurch der Tap 20 als Mitnehm-PC für das Wochenend-Domizil oder andere, mit dem Auto erreichbare Orte mit Stromversorgung geeignet ist.

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In der Verarbeitung sind Mängel erkennbar. Zwischen dem Display und dem erhobenen Rand sind Spalten sichtbar, ebenso wie zwischen dem schwarzen Rand und dem weißen Rand des Gehäuses. An einigen Stellen lässt sich das Display am Rand auch leicht eindrücken. Das beeinflusst zwar nicht die Funktion, lässt einen aber bezweifeln, ob das Gerät allzu vielen Belastungen stand hält.

Ein Manko ist das insofern, da das Gerät ja portabel und auch für die Verwendung durch Kinder konzipiert ist – von denen einige nicht gerade für ihren sanften Umgang mit technischen Geräten bekannt sind.

Standhaft

An der Rückseite gibt das Kunststoff-Gehäuse nach. Die Abdeckung in der Mitte, die den Zugriff zum wechselbaren Akku erlaubt (die anderen Komponenten sind mit Zusatzklappen und Schrauben gesichert), wird nur durch Stifte in Gummidichtungen gehalten. Dadurch entstehen sichtbare Spalten, wenn die Abdeckung angebracht ist.

Durchaus gelungen ist der integrierte Ständer. Man muss schon sehr fest auf den Touchscreen tippen, damit sich der Winkel verstellt. Ein komplettes Umkippen ist fast unmöglich. Kleiner Nachteil: Das Display kann nicht 90 Grad zur Auflage stehen. Würde man den Tap 20 also etwa in Augenhöhe aufstellen, müsste man dem Standfuß mit einer Zusatzauflage nachhelfen, damit man wirklich frontal auf das Display blicken kann. Auch das Aufstellen in der Vertikalen unterstützt der Ständer nicht.

Flach machen
Klappt man den Ständer komplett ein, lässt sich der Tap 20 flach auf dem Tisch platzieren. So wird es entweder zum Mini-Surface-Tisch (gemeint ist der Touchscreen-Tisch von Microsoft/Samsung) oder zum Maxi-Tablet. Durch die Gummierung am Standfuß und das hohe Gewicht des Tap 20 liegt das Gerät relativ rutschfest am Tisch oder Boden. Zwar lässt es sich noch bewegen aber ein unabsichtliches Schubsen vom Couchtisch ist in der flachen Platzierung kaum möglich.

Um das Tap 20 leichter tragen zu können, gibt es Vertiefungen an der linken und rechten Gehäuseseite, die gleichzeitig als Mulden für die Anschlüsse dienen. Mit 5,2 Kilogramm ist das Tap 20 nur bedingt transportabel, als Tragehenkel sollte man den Ständer nicht zweckentfremden.

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Das 20-Zoll-IPS-Display hat eine Auflösung von 1600 x 900 Pixel. Da man aufgrund des Touchscreens meist in greifbarer Nähe zum Display sitzt, ist das nicht ausreichend. Schon die Beschriftungen der Kacheln sehen pixelig aus und auch bei Spiele-Apps und wenn man im Web surft, wird es nicht besser. Als Entertainment-Gerät lässt sich der All-in-One nicht wirklich bezeichnen, da FullHD-Videos nicht in ihrer vollen Auflösung angezeigt werden können.

Ein weiteres Problem ist, dass das Display relativ weit hinter dem Glas mit den Touchscreen-Sensoren sitzt. Dadurch fällt das stark spiegelnde Glas besonders negativ auf. In Innenräumen ohne direkte Sonneneinstrahlung reicht die maximale Helligkeit aus, um das einigermaßen zu überspielen. Jedoch ist schon eine Kunstlichtquelle nach Sonnenuntergang genug, damit man sich noch immer recht deutlich im Display spiegelt. Neben der starken Spiegelung kommen noch Fingertapser- und wischer hinzu, die ebenfalls deutlich am Glas zu sehen sind.

Farbstärke und Kontrast des Displays sind mittelmäßig. Ist man hauptsächlich auf der Kacheloberfläche und in den Windows-Apps unterwegs, ist das aber eher nebensächlich. Die Präzision des Touchscreens ist gut, auch die versprochene Erkennung von zehn Fingern hält der Tap 20. Im Test ist häufig ein Problem aufgetreten, bei dem der Touchscreen erst nach vier bis fünf Sekunden reagiert, nachdem der Tap 20 per Standby-Taste aus dem Ruhemodus aufgeweckt wird.

Sound
Der Sound kommt aus integrierten Stereo-Lautsprechern an der Rückseite, die so platziert sind, dass man auch im flachen Modus ausreichend hört. Der Klang ist eher schal, klare Höhen und Tiefen fehlen. Dafür ist der Tap 20 aber ausreichend laut. Ab der Lautstärke 80 von 100 nimmt die Klangqualität aber deutlich ab.

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Das Tap 20 kann nichts gut genug, um ein anderes Gerät zu ersetzen. Es ist zu groß für ein Notebook, zu schwer für ein Tablet und zu schwach für einen Desktop-PC. Damit bleibt die Frage, ob man 1200 Euro für ein zusätzliches Gerät ausgeben will, das sich irgendwo zwischen Laptop und Standrechner einfügt.

Eventuell ist das Gerät noch für Bastler interessant, die den Tap 20 etwa in einem Tisch, der Wand oder im Auto fix verbauen wollen. In diesen Fällen kann man zu anderen All-In-Ones greifen, die auf den Akku verzichten aber dafür besser ausgestattet sind.