Leben/Reise

Das unentdeckte Naxos: Griechenland-Insel für Kenner und Wanderer

Ziegen verstellen den mit flachen Steinen gepflasterten Weg, als wollten sie sagen: Geh’ nicht, so schön ist die Wanderung auf den Zas nicht! Aber ich will auf Inseln immer auf den höchsten Punkt und besonders hier auf Naxos, wo der Berg Zas zugleich der höchste Punkt aller Kykladeninseln ist. Auch die menschlichen Einheimische haben gesagt, die Wanderung sei nicht so toll, aber der Weg ab dem Dorf Filóti sei leicht zu finden, man gehe nur zwei Stunden hinauf und der Blick von oben reiche bis Mykonos und Santorin.

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Größer als Santorin und Mykonos

Naxos ist gegenüber den berühmten Nachbarinseln ruhiger. Es ist zwar die größte Kykladeninsel, hat aber einen so kleinen Flughafen, dass die meisten Touristen nach Paros fliegen und mit der Fähre kommen. Viel Fläche mit wenig Anbindung ergibt ein weitgehend noch ursprüngliches Griechenlandgefühl. Auf Paros kann einem das grelle Weiß der vor Saisonstart frisch getünchten Häuser schon zu viel werden, auf Naxos blitzt es abseits der Hauptstadt nur vereinzelt aus dem authentischen Ägäisbild. Ist man einmal hier, versteht man den Unterschied rasch.

Kurz hinter den Ziegen wird der Weg gerölliger und steiler. Nach zwanzig Minuten stehe ich vor der „Zas Cave“. In dieser schmucklosen Höhle sei Obergott Zeus wohnhaftig gewesen, der habe nämlich einen Teil seiner Kindheit auf Naxos verbracht. Aber solche Legenden hat jede bessere griechische Insel zu bieten, also weiter. Der Pfad steinig, aber schön, exotische Bergpflanzen säumen die Hänge, mein Blick hängt aber an der steilen Nordflanke des Zas. Ich hoffe, dass der Weg nicht direkt durch den Fels führt.

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Mamma Mia auf den Lippen

Der alte Teil von Naxos Stadt ist schon auch getüncht, sehr sogar. Das Kleingassengewirr hinter der Hafenpromenade hat sich mit vielen kitschigen Geschäften und Tavernen zu jenem Ort gemausert, durch den man im Urlaub „unbedingt einmal bummeln sollte“. Und immer wieder entdeckt man in den Gässchen kleinste Hinterhöfe. In einem sitzt ein einheimischer Beau auf den Stufen und tippt in sein Handy. Man stellt sich vor, dass er an die Liebste schreibt und dass gleich Meryl Streep aus der blaugerahmten Türe tritt und „I don’t wanna talk“ trällert. Wer auf griechischen Inseln urlaubt, hat immer „Mamma Mia“ im Kopf.

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Aber Naxos Stadt, auch Chora genannt, ist nicht nur Kitsch: Von der langen Siedlungsgeschichte (Byzantiner bis Venezianer) blieben Ausgrabungen und sogar eine Hügelfestung (siehe rechts). Den besten Blick hat man aber von etwas außerhalb, vom Xilokastro-Hügel oder dem Chrysostomos Kloster.

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Bei der Zas-Besteigung kommt der gute Blick, als ich aus dem Geröll heraußen und auf dem Gipfelgrat angekommen bin (der Weg verläuft doch nicht durch den Fels). Von diesem steineübersäten Grasrücken aus sieht man schon das viele Meer, aus dem sich die Kykladeninseln wie Walbuckel strecken, auch Santorin und Mykonos. Den Gipfel markiert dann nur ein schmuckloser Betonklotz.

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Man müsse hier unbedingt in die Berge und ihre Dörfer, sagt Naxos-Expertin Andrea Springer (Buchtipp: „Mein Anxos“). Dort sei es noch besonders ursprünglich, heuer bietet ihr „Springer Reisen“ gemeinsam mit Wanderprofi Krauland das Package „Wandererlebnis Kykladen“ auf Paros und Naxos (8 Tage). Aber auch die „noch immer leeren“ Strände erlauben auf Naxos einen Griechenlandurlaub wie damals – etwa Plaka, ein kilometerlanges Strandidyll, an dem nur eine Staubstraße zu kleinen Hotels führt. Am einen Ende dieser Plaka liegt eine Taverne, die wie für die nächste Abba-Singszene gemacht wirkt: Tische unter dem Baum, Meeresbrise, Füße im Sand. Das Griechenland, das jeder sucht.

Beim Abstieg verliere ich den Weg, gerate in ein Meer aus Dornen. Zu guter Letzt würdigen mich die Ziegen fast keines Blickes. Als wollen sie sagen: Wir hatten recht. Ich spreche laut aus: „Hattet ihr nicht.“ Auch ein bisserl aus Trotz.

Anreise Flug nach Paros, dann Fähre (Springer Reisen bietet Privatboote). -Kompensation hin/retour ca. 11 € (climateaustria.at)

Packages Ab 25. Mai (bis 28. Sept.) bietet Griechenland-Spezialist Springer Reisen ab Klagenfurt und Graz  Direktflüge nach Paros (ab Wien via Athen). Beispiele (je eine Woche):
– Paros: Agnanti Hotel 5* (N/F im DZ) ab 1.399 €
– Naxos: Hotel Ta Tria Adelphia 3* (N/F Studio) ab 1.199 €
Reisen teilweise mit Zwischennächtigung auf Santorin oder Mykonos. Neu im Programm sind die Kykladeninsel Karpathos (zwischen Kreta und Rhodos) sowie Serifos und Syros – und Wanderpackages. Auch im Angebot: Inselhüpfen nach individuellen Wünschen. Buchung: springerreisen.at

1.003 Meter (manche Quellen: 999 Meter) ist der Zas hoch, damit der höchste der Kykladen, zu denen auch Mykonos und Santo-rin gehören. visitgreece.gr