Frühlingsroadtrip auf der steirischen Route 66
Von Stefan Hofer
Die Prärie ist manchmal ganz schön nah. Zumindest im Kopf. Denn Pioniere und Abenteurer mit viel Mut, Geschick und Aufbruchsstimmung gibt’s entlang der Route 66 zuhauf. Damit keine falsche Vorstellung entsteht: Die Rede ist nicht vom kultigen Highway, der sich einst quer durch die Vereinigten Staaten zog, sondern von der Bundesstraße 66, die von Ilz über Feldbach nach Bad Gleichenberg führt. Also Südoststeiermark statt Go West, Hügel statt unendliche Weiten und kulinarisches Handwerk statt Fast Food. In Summe: Eh um Meilen besser. Vor allem dank der unzähligen kulinarischen Roadside Attractions.
Praktisch: Im Mai und im Juni lässt sich mit wenigen Urlaubstagen rund um die Feiertage ziemlich einfach eine Woche für eine Frühlingsreise ins Steirische zusammenzimmern. Zeit für einen Roadtrip.
Für den Praxistest taugt in diesem Fall ein Ford Galaxy Hybrid, den das Autohaus Stahl zur Verfügung stellt. Die Mitreisenden: die Partnerin und zwei Kinder. Südliche Stadtausfahrt Wien, eineinhalb Stunden später biegt man bei Ilz auf die B66 ab, cruist weiter Richtung Süden. Als Landmark gilt hier die Riegersburg, die weithin sichtbar auf einem hohen Vulkanfelsen thront. Genau heute, am 1. Mai, startet übrigens die Sonderausstellung „200 Jahre Familie Liechtenstein in Riegersburg“. Ritter statt Cowboys, auch gut.
Steirischer Gin und Rum
Doch zuerst wird kurz vor der mittelalterlichen Festung, direkt an der B66, bei Ruotker’s der erste Stopp eingelegt. Man könnte fast sagen: bei einem Saloon. David Gölles – lange Haare, dunkler Hoodie, helles Lächeln – bietet im „House of Whiskey, Gin & Rum“ steirische Spirituosen an, die es in sich haben. Die kurzweilige Führung (Donnerstag bis Samstag um 14.30 Uhr) durch die Fasskeller samt Verkostung in der Whiskeylounge macht der Chef persönlich. Und in jedem Satz schwingt Begeisterung mit.
Etwa wenn David erzählt, wie er dieses einstige Gasthaus mit riesigem Keller gekauft, renoviert und 2019 eröffnet hat. Oder wenn er stolz auf die alten Shōchū- (japanischer Branntwein) und Sherryfässer klopft, über Bitterrezeptoren und Melasse aus der Karibik philosophiert und Preise für Bourbonvanille für seinen Ron Johan Vanilla verrät („das Kilo 800 Euro“).
„Vor zwanzig Jahren gab’s keinen Genusstourismus hier. Heute kannst du von einer Manufaktur zur nächsten fahren.“ Von Bisonzucht und Bienengarten über eine Fromagerie bis hin zum Pilzhof gibt’s hier scheinbar alles. Vor allem die Vulcano Schinkenwelt in Auersbach ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Fotos von der Vulcano-Schinkenwelt
Auch der elterliche Obstbaubetrieb Gölles liegt nur drei Hügel weiter. Papa Alois ist wegen seiner Fruchtessig-Variationen weithin bekannt. David wollte aber seinen eigenen Weg gehen. Nach dem Gin-Boom der vergangenen Jahre sieht er den Rum als In-Getränk. Eine der servierten Kostproben schmeckt unverkennbar „nach Xöchts“, Geselchtem. David lacht. „Es wird bei uns immer was Verrücktes geben. Wir haben im Keller noch Platz für ein paar Spinnereien.“
Entspannt und entspannend: Loipersdorf als Stützpunkt
Als Stützpunkt für die „Roas“ durchs Vulkanland wird das Thermenresort Loipersdorf gewählt. Hier hat man Anfang der Siebziger nicht nach Wasser, sondern nach Öl gebohrt. Die Kids sind froh, dass Wasser gefunden wurde, wie ein Tag Thermalsause zeigt: Rutschen, Baby Beach mit Sand, „bitte Pommes“, wieder Rutschen, Wellenbad, “ein letztes Mal Rutschen“. Müde Kinder ins Hotelzimmer tragen. Zu zweit in aller Ruhe Cocktails an der Hotelbar im "Das Sonnreich" genießen. Läuft.
Beim Zotter ist der Wurm drin
Auf den nächsten Tag freut sich jeder. Als Genuss-Pionier der Region gilt Sepp Zotter. Seine Schokoladenmanufaktur in Bergl bei Riegersburg hat sich im Laufe der Jahre zu einer Erlebniswelt ausgewachsen. Die Verkostungen, der essbare Tiergarten, nun wurde ein Kunstpark neu gestaltet. Das Herzstück bleiben aber die Schokoladen, dreihundert Sorten sind es mittlerweile, mit immer neuen, eigenwilligen Kreationen. Etwa mit Insekten. „Da sind ein paar Wurmerl drin“, wie Zotter sagt – so nett, dass man ihm diese Sorte gar nicht übel nimmt. Die Kalorien kann man ja abends in der Saunalandschaft rausschwitzen.
Nach ein paar Tagen im Thermenresort und Vulkanland lässt man den Kulinarik-Highway im Autorückspiegel hinter sich. Den Kopf voller Eindrücke, zufriedene Gesichter auf der Rückbank. Und den großen Kofferraum halb voll mit Köstlichkeiten.
Klimafreundliche Anreise
Der Thermenlandbus fährt wochentags 3 x täglich, an Samstagen, Sonn- und Feiertagen 1 x täglich von Wien zum Thermenresort Loipersdorf. Oder mit dem Zug bis Fürstenfeld, weiter mit Taxi
Roadtrip
Für die Reportage hat das Wr. Traditionsunternehmen Auto Stahl einen neuen Ford Galaxy Hybrid (Listenpreis ab 52.649 €) zur Verfügung gestellt. autostahl.com
Thermenresort Loipersdorf
Das Resort bietet ein breites Angebot vom exklusiven Schaffelbad bis zum Fun Park mit fünf Rutschen. therme.at
Übernachten
Mehrere Hotels mit direktem Thermen-Zugang, etwa das 4*-Hotel „Das Sonnreich“, Spabereich mit fünf Saunen und 38-Meter-Indoor-Pool. Tel. +43 3382 20000. sonnreich.at
Manufakturen und Ausflüge
– Schinken-Erlebniswelt: vulcano.at
– House of Whiskey, Gin & Rum: ruotkers.at
– Essigmanufaktur: goelles.at
– Zotter Schokolade: zotter.at
– Vollmondnächte auf der Riegersburg: 16. 7. und 13. 8. dieriegersburg.at
Allgemeine Infos
thermen-vulkanland.at
loipersdorf.at