Ksar Ghilane, Tunesien: Wo die Sahara rauscht, flirrt und rinnt
Von Sophie Neu
... Eine Küche, die so reichhaltig ist, dass man nach dem Essen weiß, wie eine Tajine sich fühlen muss – sehr rund und gut gefüllt. Und Menschen, die liebend gern ihre Kultur und Geschichte teilen.
Der größte Reiz Tunesiens liegt aber im Inneren des Landes. Weit weg von den kilometerlangen Sandstränden der Touristentempel und ihren Parkanlagen, wo die Sprinkler immerzu sprühen. Weit weg sogar von den geschäftigen tunesischen Innenstädten, wo Europäer im Autoverkehr untergehen würden. Fernab all des Trubels touristischer und einheimischer Natur wartet die endlose Leere der Sahara im Nationalpark Jebil.
Die berühmte Wüste reicht vom Atlantik bis zum Roten Meer, hier besteht sie zu gut fünfundachtzig Prozent aus Sanddünen. Direkt hinter der Oase Ksar Ghilane wogen die tieforangen Hügel. Zur Oase führen nur wenige Wege, allen gemeinsam: Ohne Allradantrieb geht nichts. Die meisten Touristen kommen über die buckelige Wüstenstraße von Douz aus nach Ksar Ghilane.
Während in den Touristenresorts am Mittelmeer die Wellen an den Zehen der Gäste lecken, erlebt man an der Pforte zum Nationalpark Jebil ein anderes Fußgefühl. Beim Sprung aus dem Geländewagen rinnt der heiße Sand in die Schuhe und Socken und brennt leicht auf der Haut.
Es blenden die Sonne von oben und der reflektierende Sand von unten so, dass die Füße schnell zur Nebensache werden. Hauptdarsteller sind nun die Augen. Sie blicken in das Schattenspiel unter den Dattelpalmen der Oase, dann in die Wüste hinaus und ergeben sich der Anziehungskraft der Sahara.
Und dann die Ohren: Wie Sirenengesang nehmen sie das leise Rauschen des Sandes wahr, noch mehr verliert man sich dabei in seinen Dünen. Nachmittags, wenn die Luft vor Hitze flirrt und der Sand sich am Horizont mit dem Himmel zum staubigen Orange mischt, erreichen die Temperaturen hier knapp vierzig Grad. Eine trockene Hitze, die sich trügerisch angenehm anfühlt.
Glücklicherweise warnen Touareg, die in der Oase stationiert sind, vor unbedachtem Hinauswandern in die gleichaussehenden Dünen. Und empfehlen – komplett uneigennützig – eine begleitete Wüstenrunde auf dem Rücken ihrer Pferde oder Kamele zu den nahen Ruinen einer römischen Garnison. Dafür stehen natürlich gleich mehrere gesattelte Tiere bereit.
Die Nomaden gehen mit der Zeit, ein Teil ihrer Herde besteht mittlerweile aus Quads, mit denen Touristen bei geführten Runden über die Dünen dröhnen. Erst wenn die Freunde des Adrenalins hinter dem Orangeschleier verschwinden, breitet sich am Rand der Wüste wieder die eigentümliche Leere aus, die kurz den Rest der Welt verschwinden lässt.
Mos Espa: Star-Wars-Feeling am Originalset des Wüstenplanets Tatooine.
Ksar Jouamaa: Hostel in einer alten mehrstöckigen Speicherburg aus Stampflehm, in der früher Lebensmittel gelagert wurden. Weitere Informationen
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