Im Cilento: Antipasti und als Dessert blaue Grotten und Wasserfälle
Wer will einen abwechslungsreichen Urlaub zwischen Bergen und Meer, gekrönt durch frische italienische Spezialitäten? Oder ein Abendessen auf romantischem Platz in einem Bergdorf mit Meerblick, umgeben von alten Palazzi, die einem traumhaften Filmset aus Novecento gleichen? Fernab vom Touristentrubel und dennoch mitten in Bella Italia?
Der sollte ins Cilento reisen.
Die Region in Südkampanien stieg in den vergangenen Jahren nicht nur zum UNESCO-Weltnaturerbe auf, sondern mauserte sich zudem zum geheimen Paradies für Slow Food. Außerdem hat das Cilento eine hundert Kilometer lange Küste zu bieten, die mit kleinen Buchten, Sandstränden und blauen Grotten lockt, die denen von Capri um nichts nachstehen. Und im Hinterland, rund um den 1.899 Meter hohen Berg Monte Cervati, können Wanderer auf alten Pilgerwegen den Nationalpark erforschen oder bei kulinarischen Ausflügen Wein- und Foodproduzenten persönlich kennenlernen.
Naturwunder und antike Stätten
Am besten startet man diese Reise zu Naturwundern, antiken Stätten und gutem Essen bei Salerno. Dann geht es Richtung Süden weiter zu den griechischen Tempelanlagen des Paestums. Ab hier zeigt sich deutlich, dass in dem fruchtbaren Boden Kampaniens die Tomaten, Artischocken, weißen Feigen, Mandeln, Zitronen, Oliven, der Wein und vor allem der Büffelmozzarella die wahren Bodenschätze sind.
Kleine Eisstände mit frischem Büffeleis laden entlang der Küstenstraße zu einem Stop ein, genau wie Marktstände mit Bergen von leuchtend roten Paradeisern. „Der Büffel-Mozzarella wird täglich frühmorgens frisch zubereitet und kommt dann sofort auf den Markt“, erzählt Roberto Cavaliere auf der Fahrt. Die alte, noch von Mussolini errichtete Straße führt an Pinienwäldern, Büffelfarmen und Wassermelonenfeldern vorbei. „Die meisten Farmen hier sind zertifizierte Bio-Wellnessfarmen, die Büffel werden sogar geduscht und massiert“, erklärt der Co-Gründer der Dachmarke „Campania Tipica“.
Von Agropoli geht es dann durch kleine Bergdörfer, bis zu seinem Agriturismo Principe di Vallescura, etwas nördlich von Pisciotta, das er vor fünf Jahren übernommen hat. Seitdem widmet sich Cavaliere gemeinsam mit dem Touristiker Marco Ferrara der Kultivierung von verlassenem Ackerland und der Erzeugung regionaler Produkte. Klar, dass hier im Restaurant nur Gerichte nach alten Rezepten wie Minestra sfritta, ein köstliches Gemüsegericht mit wilden Agropolikräutern, sowie Wurst, Käse und Paradeiser von Produzenten der Kooperative „Campania Tipica“ auf den Tisch kommen. Gekrönt wird das Dinner mit einem Frizzante aus Aglianico, dem ersten Frizzante aus autochthonen Rebsorten.
Dieta Mediterranea
Wahrscheinlich gilt das Cilento auch dank dieser „Dieta Mediterranea“ als Zentrum der Hundertjährigen. Eine Diät, bei der Geschmack nicht zu kurz kommt. Etwa wenn Marco Contursi fantastische Antipasti – wie Buffala mit Alici di Menaica und gegrilltem Paprika oder Umbrino mit Algen und weißen Pfirsichscheiben – in seiner Ostaria Malabar mitten am malerischen Dorfplatz von Pisciotta auftischt. Wenn sein Küchenchef aus Stockholm fermentiert, mariniert, ausschließlich mit frischen mediterranen, regionalen, saisonalen Produkten ganz ohne Rezept experimentiert, wird das leichte Essen auch zum Abenteuer für den Gaumen. Begleitet wird das Mahl, das man hier oft teilt, gerne von Falanghina, einem biodynamischen Weißwein.
Übrigens zeichnete Slow Food-Gründer Carlo Petrini die köstlichen Alici di Menaica 2001 mit dem Slow-Food-Siegel aus. Im gesamten Cilento wird bis heute der besonders bestandsschonende Fischfang nach Menaica-Art, bei dem in den weiten Netzmaschen nur ausgewachsene Sardellen hängen bleiben, betrieben. Von Hand aus den Maschen befreit, werden die Fische sofort ausgenommen, damit ihr süßes Aroma erhalten bleibt.
Pasta della Nonna und Caccio Cavallo
Neben Sardellen sind Paprika, Paradeiser, Ricotta und natürlich selbst gemachte Pasta die wichtigsten Zutaten der traditionellen „Cucina Povera Cilentana“. Die wird besonders im Landgut Erbanito in San Rufo, mitten im Cilento Nationalpark, zelebriert. Hier sitzt Nonna Raffaella Marmo persönlich am Gartentisch und rollt, mit Blick auf das Vallo di Diano, Fusilli händisch aus, die später mit Peperonata, Paradeissauce und frisch geriebenem Ricotta serviert werden.
In dicken Büscheln hängen Peperoni crusco, getrocknete rote Paprika, von der Veranda und der Rauch aus dem Steinofen nebenan zeigt an, dass gerade frischer Caccio Cavallo, Kuhmilchkäse, geräuchert wird. Nach alter Methode betont Sohn Giuseppe, der mit Tochter Raffaella den Agriturismo, die zugehörige Käserei und den Reitstall führt. Vor der Pasta gab es übrigens Schinken Capocollo und Salsiccia, geräucherten Caccio Cavallo, Pecorino, Frittata mit Ricotta, gegrillte Melanzani, Polpetti und als Nachtisch süßen Ricotta, alles „fatta in casa“, aus eigener Produktion.
Nach so vielen Köstlichkeiten braucht es Bewegung. Da bietet sich eine kleine Wanderung etwa zu den Wasserfällen Capelli di Venere bei Tortorella an. Oder man unternimmt eine Bootstour zu den blauen Grotten zwischen Marina di Camerota und Villammare. Hier auf den Hügeln von San Giovanni a Piro liegt auch das „Il Rifugio del Contadino“. Mit Blick von der Veranda auf Eseln und Meeresbucht serviert Inhaberin Isabella gerne ihren „Aperitivo Contadino“ und Calendulanudeln. Aus Eigenproduktion natürlich, in der sie auch Naturkosmetik herstellt.
Info
Klimafreundliche Anreise
Flug nach Neapel (-Kom- pensation hin/retour 7 €, climateaustria.at ), weiter mit Zug oder Mietauto. Per Zug kommt man mit einem Umstieg in Florenz direkt nach Salerno, ca. 16 Std., oebb.at
Übernachten
– Agriturismo Principe di Vallescura: Zimmer mit Meerblick, Garten und Pool, agriturismoprincipedivalle scura.it
– Il Rifugio del Contadino: kleines Agriturismo,
ilrifugiodelcontadino.it
Essen und Wein
– Agriturismo Erbanito: Käserei, Reitstall; San Rufo,
erbanitoagriturismo.it
– Enoteca Perbacco: beste Menaica, von Vito Puglia, dem Ex-Vizepräsidenten von Slow Food Italien, perbacco.it
– Malabar: kreative Küche von Marco Contursi. Pisciotta,
Piazza Michelangelo Pagano, campaniatipica.it
– Tenuta Macellaro: Weine aus autochthonen Rebsorten wie Aglianicone. Postiglione,
tenutamacellaro.com
Ausflüge
– Bootsfahrten, Biketouren mit Peter Hoogstaden, Cooperativa Cilento Blu, coopcilentoblu.com
Allgemeine Infos
salernoincoming.it