Leben/Reise

Hamburg-Trip: Ein Bett in einem Hafenkran

Es wird schon sehr lange viel über die Hafencity in Hamburg geredet, dieser Tage noch mehr: Sie ist eines der größten, jedenfalls das spektakulärste Stadtentwicklungsgebiet in Europa, seit zwanzig Jahren wird auf zweieinhalb Quadratkilometern zwischen (und auf) Speichern und Kanälen ein Stadtteil hochgezogen. Bis 2030 soll ein Zehntel des Hamburger Lebens hier stattfinden – wenn die Bauprojekte nicht stocken.

Das touristische Leben hat sich durch die Hafencity stark verteilt. Waren früher vor allem die Reeperbahn und Kultviertel wie St. Pauli Magneten, geht jetzt jeder zumindest auf die „Plaza“ der Elbphilharmonie – mit dem schönsten Ausblick in Hamburg. Daneben gibt es weitere Highlights (siehe unten) und noch Unbekanntes: etwa, in einem alten Hafenkran zu übernachten.

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Blick von der Plaza

Warum man das tun sollte? Die Antwort lautet, wie bei jeder guten Immobilie: Lage. Lage. Lage. Der nämliche Kran liegt in Sichtweite der „Elphi“, die die Hamburger nach langem Lästern (die Fertigstellung dauerte sieben Jahre länger als geplant und schlussendlich kostete der Bau 866 statt der veranschlagten 77 Millionen) lieb gewonnen und als neues Wahrzeichen der Hansestadt akzeptiert haben. Die Konzerte in der Halle sind (noch immer) meist ausverkauft, auf der „Plaza“ tummelten sich seit der Eröffnung 2017 bereits neunzehn Millionen Tagesbesucher. 

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Der damalige Bürgermeister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz gab ihr den Namen: „Balkon aller Hamburger“. Als im heurigen Sommer angekündigt wurde, dass der Besuch dieses Balkons plötzlich Eintritt kosten sollte, sprach der Stadtsenat ein Machtwort: Er zahlte den Elphi-Betreibern 3,6 Millionen aus dem Budget, um auch in Zukunft freien Eintritt zu garantieren.

Anreise
Ab Innsbruck und Wien gibt es täglich einen Nightjet nach Hamburg: oebb.at

Kran-Schlafen
Die Übernachtung im Hafenkran kostet wochentags ab 390 Euro für 2 P./mit F, am Wochenende 450 Euro. Info: floatel.de

37 Meter thront die Plaza über der Elbe und verzeichnet bis zu 17.000 Besucher pro Tag. Gratistickets zur Reservierung: elbphilharmonie.de

Auskunft hamburg-tourism.de

Es gibt also kaum einen spektakuläreren Ort, an dem man in Hamburg übernachten könnte, als diesen ominösen Hafenkran „Greif“, Baujahr 1947. Der dünnbeinige Lastenträger ist leicht zu finden – er liegt gegenüber der Elbphilharmonie am Sandtorkai. Das dürfte auch schon eines der Top-Argumente für die Nacht auf dem umgewidmeten Kran sein: So nah kommt man der Elphi selten, schon gar nicht auf dem Rücken liegend auf einem glamourösen Doppelbett, das man im Inneren des ehemaligen Lastenträgers nur über ein steiles Stahltreppchen erreicht.

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Schickes Schwanken

Mit nacktem Überleben in einem karg eingerichteten Container-Umfeld hat das zum Glück trotzdem nur wenig zu tun, wie man möglicherweise beim Stichwort „Kran“ befürchtet. Eher mit dem ausgesuchten Interieur eines – halt besonders kleinen – Boutiquehotels. Die Rundumverglasung des zweistöckigen Krans erlaubt vor allem in der Nacht exquisite Hafenstudien – große Gefühle auf kleinem Raum sind da durchaus erwünscht.

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So eine Nacht im Kran könnte also eine passende Idee für neugierige Menschen mit Lust am ungewöhnlichen Kick sein. Man sollte allerdings keine Platzangst haben, keinen Zimmerservice erwarten und sich nicht daran stören, dass der Kran im Hamburger Brisen-Modus auch schon mal schwankt wie ein Oktoberfestbesucher. Bonus: Am nächsten Morgen serviert ein knorriger Seebär namens Uwe ein köstliches Frühstück an Bord des schwimmenden Lastenträgers. Man merkt, dass der Betreiber „Floatel“ bereits Erfahrung mit exotischen Schlafplätzen hat, gehören doch auch restaurierte Leuchttürme auf den Inseln La Palma und Ischia zum Portfolio.

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Wer aber nicht unbedingt wie angepriesen „einmal im Leben Kranführer sein“ will und mit der „hochromantischen“ Unterbringung fremdelt, könnte stattdessen in der Elbphilharmonie selbst absteigen: im exklusiven The Westin etwa – auch das 25 Hours wartet im Alten Hafenamt in der Hafencity auf Besucher, die der Elphi ganz nah sein wollen … ist aber weniger abenteuerlich.

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