Mit dem Fahrrad durch New York: Langsam durch die schnellste Stadt
Egal, wem man nach der Rückkehr davon erzählt, ungläubige Blicke sind einem sicher. Radfahren in New York? Das geht? Viele halten das Vorhaben bis heute für selbstmörderisch und glauben, man müsse das Fahrrad mit besonders großem Mut durch die ewige Rushhour, dicke Abgaswolken und lärmendes Verkehrschaos manövrieren – natürlich immer haarscharf davor, überfahren zu werden.
Auch wenn das vor Jahren mal durchaus so oder so ähnlich gewesen sein könnte: Das gehört der Vergangenheit an. Im Hinblick aufs Radeln hat sich in der Metropole unglaublich viel getan. Ja, New York ist zu einer deutlich fahrradfreundlicheren Stadt geworden. In Manhattan und anderen Bezirken wurde das Netz an breiten Radwegen komfortabel ausgebaut. Weit über zweitausend Kilometer gibt es mittlerweile auf dem Stadtgebiet – fast drei Mal so viel wie 2006.
New York einmal anders
Um selber loszufahren, können auch Touristen ganz unkompliziert Räder mieten – die sogenannten Citi Bikes. Die Anzahl an Rad-Stationen ist dabei so überwältigend groß, dass die nächste selten weiter als einen Block entfernt ist. Eine Einschränkung allerdings gibt es bei der Miete mit dem Tagespass: Nach spätestens einer halben Stunde muss man das Rad an einer Station eindocken, weil jede zusätzlich gefahrene Minute extra kostet. Man kann sich dort aber sofort wieder ein neues oder dasselbe noch einmal freischalten. Länger als dreißig Minuten sind die Fahrten aber ohnehin selten. Der Big Apple hat schließlich so viel zu bieten, dass das nächste spannende Ziel meist nur ein paar Pedaltritte entfernt ist.
Vor allem spürt man beim Radfahren noch einmal anders die Energie dieser Stadt, auf deren Straßen bisweilen alle gleichzeitig unterwegs zu sein scheinen: geschäftige Einheimische, Jogger, Touristen, halsbrecherische Lieferboten auf zu schnellen E-Bikes, die berühmten gelben Taxis und allerlei andere Fahrzeuge. Dazwischen steigt Dampf aus den Kanaldeckeln. Die U-Bahn rumpelt laut im Untergrund unter einem. Manchmal ziehen Schwaden von dem inzwischen frei verkäuflichen Marihuana durch die Luft. Während man zwischen ikonischen Wahrzeichen wie dem Empire State Building und unterschiedlichen Vierteln herumkreuzt. Dabei fällt auf, dass es inmitten all dem Glas, Stahl und Backstein viel Grün gibt.
New York ist grüner als man denkt
New York City hat laut Grünflächenamt mehr als 1.700 Parks, Spielplätze und Erholungsanlagen über alle fünf Boroughs, also Stadtteile, verteilt. Rund vierzehn Prozent der gesamten Stadtfläche nimmt das ein. Die Geschichte der New Yorker Parks reicht dabei über Jahrhunderte weit zurück. Bowling Green Park etwa, wo sich Ende des 17. Jahrhunderts noch ein Parade- und Marktplatz am Fuße des legendären Broadways befand, war 1733 der erste offizielle Park. Auch The Battery an der Südspitze Manhattans, wo heute die touristischen Massen auf die Boote zur Freiheitsstatue strömen, hatte eine andere Funktion: Wie der Name verrät, wurden im Battery Park einst Kanonen-Batterien gelagert.
Park auf High Heels
Obwohl Land knapp ist in Manhattan, entstehen immer wieder auch neue Parks wie der 2016 eröffnete Liberty Park im Finanzdistrikt. Das Grün entstand genauso wie das One World Trade Center anstelle der vielleicht tiefsten Verwundung New Yorks: Hier trafen am 11. September 2001 Anschläge das World Trade Center, an die heute im „The National September 11 Memorial & Museum“ und mit zwei schwarzen Pools auf dem Grundriss der einstigen Twin Towers erinnert wird. Auch weiter im Westen kann man radelnd neue Parkanlagen entdecken. Der Hudson River Park zieht sich entlang des Ufers des gleichnamigen Flusses. Wo in den 1990er-Jahren noch heruntergekommene Docks und Industrieanlagen vor sich hin verfielen, gibt es heute viel Grün, Fußgänger- und Radwege sowie eine Reihe Piers mit Restaurants und Bars, Skater- und Sportanlagen.
Gleich an Pier 55 ist 2021 ein nicht unumstrittener Design-Park-Hingucker entstanden, der von Besuchern leider schon zu stark überströmt wird: Little Island, ein kleiner, hügelig-geschwungener, verschlungener Inselpark mit eigenem Amphitheater, der mit unterschiedlichsten Baum- und Grasarten bepflanzt wurde. Das Besondere daran: Er steht auf über hundertdreißig weißen Betonstelzen im Fluss, die an High Heels erinnern – nur eben mit extremer Übergröße.
Anders als in der Subway, mit der man punktuell Stellen in der Stadt ansteuert, setzt sich auf dem Rad außerdem ein zusammenhängendes Bild der Metropole zusammen, die sich immer wieder verändert. Dabei ist jedes Stadtviertel, das man erkundet, ein eigener, kleiner Kosmos für sich. Die kleinen Häuschen im gemütlichen Greenwich Village. Die Skyscraper in Midtown. Oder die exklusive Upper East Side. Zu den Berühmtheiten zählen sicherlich die Einwanderer-Viertel Little Italy und Chinatown, die trotz des täglichen Touristenansturms immer noch einen speziellen Charme bewahrt haben. Andere Viertel wie das Kunstzentrum Chelsea und der Meatpacking District wurden hingegen auf sehr schicke Weise wiederbelebt. Zwischen den Park-Oasen erkundet man per Rad die ungewöhnlich hohe Konzentration an Sehenswürdigkeiten und ikonischen Orten – vom drängeligen Gewusel am futuristischen Times Square bis zum spiralartigen Bau des Guggenheim Museums.
Fahrstuhl in den Himmel
Auf jeden Fall gehört es auch zu einer Tour durch New York, mal vom Rad in einen Fahrstuhl in einen der ikonischen Wolkenkratzer umzusteigen, um rasant in die Höhe zu schießen. Von „Top of the Rocks“, der einem Ozeandampfer nachempfundenen Aussichtsplattform im Rockefeller Center, hat man auf zweihundertsechzig Metern Höhe mitten in Manhattan grandiose Ausblicke in alle Richtungen. Auch der wohl berühmteste Park liegt einem zu Füßen: der Central Park, dieses zentrale Rechteck in Grün, das sich zwischen 59. und 110. Straße bis Harlem hochzieht.
- Anreise
Austrian Airlines fliegt täglich Wien–New York. Co2-Kompensation: 105 € - Bike-Sharing
Für die Miete von Citi Bikes braucht man die App, die man sich auf das Smartphone lädt. Nach der Registrierung kann man Räder freischalten – für Einzelfahrten für 3,99 Dollar pro halbe Stunde oder mit einem Tagespass für 15 Dollar. - Tipp
Wer noch weiterradeln will: Der neue Empire State Trail startet am Battery Park im Süden Manhattans und führt raus aus der Stadt auf über 1.200 Kilometern durch den Bundesstaat N. Y. bis nach Buffalo nahe der Niagara-Fälle. - Auskunft visittheusa.de
Natürlich besteht die City aber nicht nur aus Manhattan, auch wenn das die erste Hauptanlaufstation für die meisten Touristen ist. Insgesamt setzt sich die Stadt aus fünf Boroughs, also Bezirken, zusammen und auch dorthin hat sich das Citi-Bike-Netz teilweise ausgebreitet. Viele Besucher, die Gegenden jenseits von Manhattan erkunden wollen, zieht es daher für einen Abstecher über die Brücken des East River: nach Brooklyn. In den vergangenen Jahren hat sich dort Williamsburg zum trendigen Stadtteil entwickelt. Hier kann man durch die wolkenkratzerfreie Bedford Avenue radeln, der Lebensader des Bezirks, mit hippen Boutiquen und Geschäften, schicken Restaurants und Coffeeshops.
Fährt man weiter Richtung Südwesten, landet man irgendwann im Brooklyn Bridge Park, wo man sich auf das Gras setzen, verschnaufen und einmal mehr auf Manhattans Skyline schauen kann. Davor liegt die berühmte Brooklyn Bridge, über die es auf dem recht neuen Radweg zurück nach Manhattan geht – und diese gigantische Brücke zu überqueren, ist noch einmal ein ganz besonderes Raderlebnis für sich.
Das sind die Top 6 Parks in New York
- Bowling Green Park
- The Battery
- Liberty Park
- Hudson River Park
- Central Park
- Brooklyn Bridge Park