Leben/Reise

Donauwalzer am Donaudelta: 2.000 Kilometer kreuzfahren auf dem Fluss

Zunächst sind fast zweitausend Kilometer nach der Abfahrt aus Wien zurückzulegen: vorbei an bekannten Städten wie Bratislava – oder Pressburg, wie manche Österreicher noch sagen. Auch Budapest kennen die meisten, mit der markanten Silhouette des Parlaments direkt am Donauufer. Später legen Schiffe gerne in Serbiens Hauptstadt Belgrad zu einer Stadtbesichtigung an.

Darauf folgt dann ein landschaftlich spektakulärer Abschnitt der Reise: Die Passage durch das „Eiserne Tor“. Der rund hundert Kilometer lange Durchbruch der Donau zwischen Karpaten und Balkangebirge präsentiert sich als wilde und doch romantische Flusslandschaft mit steilen Berghängen. Nach dieser letzten Engstelle öffnet sich der Fluss in der Weite der südlichen Walachei und schafft Platz für einen ungewohnt breiten Donaustrom, der träge dahinfließt.

Weiden und Äcker stromab

Hier gleitet auch das Schiff MS Nestroy durch die Ebenen stromab, vorbei an Ackerland und Weideflächen.

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In Cernavodă quert den Fluss eine stillgelegte, zwei Kilometer lange Eisenbahnbrücke aus dem Jahr 1895. Die kühne Stahlkonstruktion ist jetzt ein Industriedenkmal. Es ist die letzte Brücke, die die Donau vor der Mündung quert. Noch sind es etwa hundert Kilometer bis zum Ziel dieser Reise, dem Donaudelta.

Am nächsten Morgen ist die MS Nestroy in den nördlichen schiffbaren Arm des Deltas eingefahren, Nebelschwaden breiten sich aus und geben nur zögerlich den Blick vom fahrenden Schiff auf das Ufer frei. Jetzt im Frühjahr ist der wilde Baumwuchs dort vom leichten Hochwasser umspült. Auf einzelnen erhöhten Stellen grasen Wildpferde. Hoch oben zieht ein mächtiger Seeadler seine Kreise. Eine romantische Szene, untermalt von Vogelrufen und vom leisen Rauschen der Bugwellen, die sich sanft am Ufer verlaufen.

Durch die Schlingen des Deltas

Ein kleines Ausflugsboot führt die Gäste am Nachmittag durch eine der vielen engen Schlingen des Donaudeltas, vorbei an weiten Schilfflächen und Fischerhütten mit idyllischen Gärtchen. Abseits streift immer wieder ein Blick über weites Wasser, ein Vogelparadies, wo Schwäne und Pelikane eine sonst unberührte Natur bevölkern.

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Der Steuermann lässt das Boot langsam am Schilf vorbeigleiten. Plötzlich weitet sich das Blickfeld, einer der vielen kleinen Zuflüsse des Deltas zum Schwarzen Meer ist erreicht. Die Sonne glitzert auf den kleinen Wellen, die in der Ferne am Horizont mit dem Himmel verschwimmen. Die Luft ist salzig, beeindruckend das Spiel der Vogelwelt, wie etwa Kormorane aus vollem Flug treffsicher Fische aus dem Wasser holen.

Wieder an Bord geht es von Vilkovo stromaufwärts nach Tulcea, der rumänischen Donaudelta-Hauptstadt, es steht das Captains-Dinner auf dem Programm. Alle Offiziere erscheinen in Galauniform und bekommen herzlichen Applaus. Besonders der Kapitän für seine gute und sichere Fahrt, aber auch der Chefkoch aus Deutschland, der durch eine österreichische Kochschule gegangen ist und wunderbare Mahlzeiten und Buffets gestaltet hat.

Vogelschau und Fischerleben

Der letzte Tag wird zum krönenden Finale der Reise. Am frühen Morgen führt ein Ausflug mit kleinen Motorbooten in die Aulandschaft bei Tulcea. Bald zweigen die Boote vom Hauptstrom ab. Die Mäander werden enger, man gleitet langsamer, Aufmerksamkeit wird belohnt: Kleine Eisvögel mit buntem Gefieder sitzen im Geäst. Wo sich die Aulandschaft ein wenig lichtet, hocken schwarze Kormorane und weiße Löffler in unzähligen Baumkronen.

Sie zeigen keine Scheu und können so aus nächster Nähe beobachtet werden. Elternvögel fliegen mit vollen Schnäbeln heran, um den hungrigen Nachwuchs mit Fischen zu versorgen. Keiner wagt zu sprechen, alle verfolgen gebannt diese Schauspiele der Natur. Auf einer kleinen Insel inmitten des Deltas wird angelegt. Vor dem kleinen, einfachen Sommerhaus eines Fischers ist Frühstück für die Gäste vorbereitet, mit Tee und süßen Kuchen, ganz im Stil der Einheimischen. Zeit zum Plaudern, über das bisher Erlebte auf dieser Fahrt durch die Natur. Aber auch über das recht karge Leben der Fischer kann man Interessantes erfahren.

Am Nachmittag steuert die MS Nestroy durch den Sulina-Arm, dem südlichen schiffbaren Arm des Deltas, bis zum Stromkilometer null. Wie so viele Abschnitte dieser Kreuzfahrt wird auch diese Etappe vom Kreuzfahrtdirektor Niki Nikolaus perfekt in Szene gesetzt. Bei prächtigem Wetter ist jeder Gast am obersten Deck und erfährt von ihm alles Wissenswerte über die Geschichte des Naturerbes Donaudelta.

Sulina ist die letzte Stadt vor dem Meer. Vor Jahrzehnten markierte der Leuchtturm am Ortsende die Mündung, inzwischen hat die Donau ihr Bett mit mitgeführtem Kies und Sedimenten um sieben Kilometer verlängert. Behutsam steuert der Kapitän das Schiff weiter, ein kleines Stück ins Schwarze Meer. Hier endet die Donau, oder wie Kreuzfahrtdirektor Niki Nikolaus sagt: „Hierher schwimmen alle Ihre Wünsche und Gedanken, die Sie der Donau schon daheim mit auf den Weg gegeben haben.“ Auf dem Sonnendeck erklingt „An der schönen blauen Donau“ – alles Walzer! Die MS Nestroy dreht einen Halbkreis und nimmt wieder Fahrt auf, die Donau stromauf, 1.930 Kilometer zurück nach Wien.

Info

Die Donau
Mit 2.857 Kilometer ist die Donau nach der Wolga der zweitlängste Fluss Europas. Die Kilometer werden fluss- aufwärts gezählt, Nullpunkt ist der alte Leuchtturm von Sulina am Schwarzen Meer. Ufersteine markieren die Stromkilometer. Die Reichsbrücke in Wien liegt
bei Kilometer 1.928,9

Das Schiff
Die MS Nestroy, Baujahr 2007, wurde im Winter 2017/2018 komplett renoviert. Sie hat vier Decks (mit Aufzug), die Seele ist der Salzburger Niki Nikolaus, seit Jahren Kreuz- fahrtdirektor an Bord. Er präsentiert mit viel Wissen das Tagesprogramm, weiß sowohl über historisch Bedeutendes als auch über Fauna und Flora Bescheid. Er ist Entertainer, Organisator und Lektor in Personalunion

Aktuelle Lage/Route
Bezüglich des Ukrainekrieges hält der Veranstalter derzeit am Fahrplan fest. Dabei wird der Kilia-Arm (der ukrainische Flussarm im Donaudelta) befahren. Wenn es die Sicher- heitslage erfordert,  wird jedenfalls eine andere Route gewählt – statt des Kilia-Arms wird dann der rumänische St.-Georgs-Arm befahren

Buchung
Die MS Nestroy fährt 2022
ab 8. April bis Mitte Oktober von Wien ins Donaudelta und zurück. Preis 9 Tage ab  999 € p.P. (ab Wien) bzw. ab 899 € (ab Schwarzes Meer), inkl. VP (ohne Getränke), exkl. Flug (An-/Abreisepaket ab 200 €) und Ausflügen. Buchung und Info: GTA Touristik, Tel. 01/ 729 66 66, gta.