Bodrum: Türkisch für Anfänger
Von Julia Pfligl
Die Autofahrt vom Hafen in Bodrum zum Hotel sollte laut Google Maps nur wenige Minuten dauern. Doch der Abendverkehr in der 100.000-Einwohner-Stadt ist nichts für Eilige. Baustellen, hupende Fahrer, Autos über Autos. Hier tobt das Leben, besonders nach Sonnenuntergang. Mehrmals schiebt sich der Bus die steilen, kurvigen Hügelstraßen hinauf, vorwärts, rückwärts, im Kreis, und das bei völliger Dunkelheit. Ob das noch was wird?
Am Ende ist fast eine Stunde vergangen, bis er sein Ziel, eines der vielen Fünf-Sterne-Hotels an der Küste, erreicht hat. Beim ersten Aufwachen mit Blick auf das tiefblaue Meer ist die abenteuerliche Anreise dafür schnell vergessen. Und der Trubel rund um den Hafen scheint plötzlich ganz weit weg.
Der Verkehr fällt umso mehr auf, wenn man von der griechischen Ferieninsel Kos in die Stadt an der türkischen Riviera kommt. (Apropos Riviera: Dabei handelt es sich laut Definition um einen besonders schönen Küstenabschnitt in Südlage. Den gibt es nicht nur in Italien und Frankreich, sondern auch in Ägypten, Istrien, England. Und auch bei Bodrum ist die Küste eben besonders schön und sonnig.)
Die Anreise über Kos mit der Fähre ist beliebt, da die beiden Destinationen nur fünfundzwanzig Kilometer auseinanderliegen. Ein bisschen Inselflair, ein bisschen türkischer Trubel – das Beste aus beiden Welten, vereint in einem Mittelmeer-Urlaub.
Nach einem längeren Durchhänger ist die Türkei als Tourismusregion wieder im Aufwind, vor allem Bodrum lockt das kosmopolitische Lifestylepublikum. Die erfahrene Mitreisende erkennt den Ort fast nicht wieder: Als sie zum ersten Mal hier Urlaub machte, gab es nur eine Disco, eine Handvoll Hotels und kaum Häuser. Inzwischen wird Bodrum, die Stadt auf der gleichnamigen Halbinsel, auch als „Saint Tropez der Türkei“ bezeichnet. Das Nachtleben pulsiert, die Beachclubs sind überaus instagramtauglich und die weiß gekalkten Immobilien reihen sich kilometerweit den Hügel hinauf.
Luft, Wasser, Liebe
Wie dicht besiedelt die Region mittlerweile ist, zeigt sich am besten vom St. Peter Kastell mit den fünf Türmen, dem Wahrzeichen Bodrums, in dem auch das größte Unterwassermuseum der Welt untergebracht ist. Es sind hauptsächlich Ferienwohnungen betuchter Istanbuler, die im Sommer die gut acht Stunden Fahrt gen Süden auf sich nehmen, um dem schicken Bodrumer Lifestyle zu frönen.
Manche bleiben das ganze Jahr bzw. ihr ganzes Leben. So wie die 39-jährige Leah, die vor sechs Jahren mit ihrem Mann von Edinburgh nach Bodrum gezogen ist. Er leitete ein Luxushotel, sie baute eine Firma auf, die Gulets, türkische Motorsegler aus Holz, an Gruppen vermietet. Die Ehe scheiterte, doch anstatt nach Schottland zurückzukehren, blieb sie. Das Leben in Bodrum möchte sie nicht mehr missen, erzählt Leah während eines Segeltörns entlang der vielen kleinen Buchten.
„Ich habe mich in die Gegend verliebt: die Sonne, die Beachclubs, die Gastfreundschaft der Menschen. Es ist immer etwas los und es gibt keinen Tag, an dem ich nicht im, am oder auf dem Wasser bin.“ Nicht nur geografisch ist Bodrum dem Westen zugewandt. „Das Leben ist ähnlich wie in Europa. Bodrum ist liberaler als der Rest der Türkei.“
Die große Freiheit fühlt man an Deck des Motorseglers, das mit bequemen Matratzen ausgekleidet ist. Im Hintergrund plätschert Loungemusik, immer wieder ankert das „Piratenschiff“ für einen Badestopp im glasklaren Wasser. Man kann verstehen, dass Leah hier nicht mehr wegwollte.
Vor Kurzem hat sie in der neuen Heimat auch eine neue Liebe gefunden. „Du errätst nie, wie wir uns kennengelernt haben“, erzählt sie, während „ihr“ Schiff in den Sonnenuntergang segelt.
„Ich wollte die Straße überqueren, ein Mopedfahrer hat mich übersehen und angefahren.“ Ein Passant eilte zu Hilfe, brachte sie ins Spital und wich nicht mehr von ihrer Seite. Manchmal ist der verrückte Verkehr in Bodrum ja doch für etwas gut.
Anreise
Derzeit werden keine Direktflüge nach Bodrum angeboten. Austrian Holidays bringt Tui-Gäste ab 19. Mai bis zu 5-mal wöchentlich ab Wien nach Kos. Kompensation bei atmosfair.de: 32 €
Fähre
Die Überfahrt von Kos nach Bodrum dauert ca. 45 Minuten und kostet ab 17 € pro Person. Info und Buchung unter gotui.com. Nicht vergessen: Mit der Einreise verlässt man die EU – also Reisepass bereithalten!
Übernachten
– 1 Woche im Tui Magic Life Bodrum kostet im DZ auf Basis All-inclusive z. B. am 20. Juni ab 748 € p. P.
– 1 Woche im Tui Magic Life Marmari Palace auf Kos kostet im DZ auf Basis All-inclusive
z. B. am 23. Juni ab 910 € p. P.