Leben/Gesellschaft

Der Mann, der alle Burkini-Strafen bezahlen will

38 Euro Strafe müssen Frauen seit Kurzem bezahlen, wenn sie am Strand von Nizza einen Burkini tragen. Zudem werden sie von diesem verwiesen, oder – wie bei einem seit gestern weltweit diskutierten Fall (der KURIER berichtete) – dazu gezwungen, ihren Burkini auszuziehen. Der Geschäftsmann und Algerier Rachid Nekkaz hat nun erklärt, diese Frauen unterstützen zu wollen, in indem er die in Nizza und anderen französischen Städten verordneten Strafzahlungen für sie übernimmt.

15 Frauen hätten sich deswegen bei ihm schon gemeldet, sagte Nekkaz zu dem Sender CNN. Bis Ende des Monats, wenn das befristete Verbot ausläuft, rechne er mit rund 100 Strafen, die er begleiche. "Ich habe mich dazu entschieden, all diese Strafen für Frauen, die einen Burkini tragen, zu bezahlen, um ihnen die Freiheit zu garantieren, diese Kleidung tragen zu können und um die Anwendung dieses unterdrückerischen und ungerechten Gesetzes zu neutralisieren", sagt Nekkaz. Dabei sei er selbst der Ansicht, dass das Tragen eines Burkinis oder eines Niqabs nicht der beste Weg sei, um sich in einer europäischen Gesellschaft zu integrieren.

230.000 Euro für Verstöße gegen Verschleierungsverbot

In Anlehnung an den französischen Philosophen Voltaire sagt Nekkaz: "Auch, wenn ich nicht mit diesen Frauen übereinstimme, werde ich bis zu meinem Tod dafür kämpfen, ihnen Meinungsfreiheit garantieren zu können". In der Vergangenheit sorgte er bereits mit ähnlichen Aktionen für Aufmerksamkeit. Nachdem Belgien, Frankreich, die Schweiz und die Niederlande ein Verschleierungsverbot erlassen hatten, bezahlte Nekkaz die Strafen für alle Frauen, die in diesen Ländern weiterhin einen Niqab trugen. Dafür gründete er im Jahr 2010 die Organisation "Touche pas à ma constitution" (Rührt meine Verfassung nicht an). Bislang habe Nekkaz laut einem Bericht im Independent bereits um die 230.000 Euro bezahlt.

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Rachid Nekkaz mit der vollverschleierten Kenza Drider im Jahr 2011. Sie kandidierte im Jahr 2012 als französische Präsidentschaftskandidatin.

Botschaft an europäische Demokratien

Nekkaz wurde im Jahr 1972 als Kind algerischer Einwanderer in Frankreich geboren und gelangte als Immobilienunternehmer zu seinem Reichtum. Im Jahr 2013 gab er seinen französischen Pass ab, um bei der algerischen Präsidentschaftswahl kandidieren zu können. Er blieb aber erfolglos. An alle europäischen Länder, in denen im Moment ebenfalls Verschleierungsverbote diskutiert werden, hat Nekkaz folgende Botschaft: "Es ist meine Pflicht, große europäische Demokratien daran zu erinnern, dass es der Respekt vor fundamentalen Freiheiten war, der sie zu großen Demokratien gemacht hat."