Leben/Gesellschaft

Mach's wie Greta: So fordern Kinder eine Zukunft für das Klima

Georg ist 10 Jahre alt und will keine Billig-T-Shirts mehr tragen. Die werden unter schlechten Bedingungen für die Umwelt und für die Menschen produziert, sagt er seiner Mutter. Dann hat er lieber weniger zum Anziehen.

Mit ihrem Protest gegen die Klimaerwärmung hat die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg für viel Aufsehen gesorgt, auch bei Georg. Seit August ist sie jeden Freitag unter dem Motto #fridaysforfuture auf Schulstreik. „Ich will, dass ihr in Panik geratet, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre“, sagte sie der Erwachsenenwelt vergangene Woche beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos.

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Philipp ist 7 und fürchtet sich wirklich. Er hat anhand von zwei Fotos verstanden, wie schlecht es jetzt um die Welt bestellt ist, erzählt seine Mutter Anne Richrath: „Bei der #10yearchallenge im Internet veröffentlichte jemand das Foto eines Gletschers – und was davon nach zehn Jahren noch übrig war. Philipp hat die Bilder der Antarktis auf meinem Computer gesehen und mich gefragt, wie die Klimaerwärmung funktioniert. Erst war mir das gar nicht so bewusst, was das bei ihm auslöst. Dann hat er gefragt, ob die auch zu uns kommt und ob wir sterben werden.“

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Seither sucht der Erstklässler nach Ideen, wie er Energie spart, und seine Mutter nach Ideen, wie sie mit ihm das Thema behandeln kann. „Früher habe ich hinter allen Familienmitgliedern das Licht abgedreht – das macht er jetzt konsequent. Er passt auf seine Brotdose besser auf, damit er keine neue braucht. Und er hat nach grünem Strom gefragt, weil er mit seiner Hortlehrerin darüber gesprochen hat. Es beruhigt ihn, dass er etwas tun kann. So hat er das Gefühl, dass er nicht machtlos ist.“

Die Erde ist uns von den Kindern nur geborgt, heißt es im Sprichwort. Die Frage ist, ob diese nächste Generation es schafft, ihre Eltern und Großeltern jetzt in die Pflicht tz nehmen. Zehntausende Schüler streikten in Ländern wie der Schweiz und Deutschland und schrieben Slogans wie „Wenn ihr euch nicht wie Erwachsene verhaltet, machen wir’s“. Sie fordern etwa, dass weniger Fleisch gegessen, weniger Kohle verbrannt und weniger Plastik verschwendet wird.

Richrath berührt die Sorge der Jugend: „Es ist verrückt, dass die Kinder uns Erwachsene darauf aufmerksam machen müssen. Wir nehmen das Thema manchmal zu locker. Eigentlich sollten wir Kindern den bewussten Umgang mit der Welt vorleben. Mein Sohn fordert das jetzt sehr kategorisch von mir ein. Seit wir über das Problem der Plastikflaschen gesprochen haben, wollte er nie wieder eine kaufen.“

Mülltrennung in 80ern

Die Sensibilisierung der Kinder läuft über alle Medien und – vor allem bei den Kleineren – oft über die Schule. Durch die Lehrer wurde in den 80er-Jahren das System der Mülltrennung verbreitet. Jetzt geht es viel um Nachhaltigkeit, erklärt Volksschullehrerin Terese Bischof: „Ich habe den Viertklässlern die Rede von Greta Thunberg vorgespielt. Und ich merke, dass ihre Themen die Kinder beschäftigen. Einerseits auf der globalen Ebene – manche haben mir erzählt, wie sie am Strand Müll gesehen und weggeräumt haben. Andererseits geht es um ihren Alltag. Sie machen sich Gedanken darüber, wie weit das Obst transportiert wird und ob sie weniger mit dem Auto fahren könnten. Die Schneekatastrophen heuer waren ein nahes Zeichen des Klimawandels. Es ist wichtig, den Kindern Inputs zu geben.“

Tatsächlich sind die Themen nicht nur bedrohlich, sondern sehr komplex. Katarina Marakova-Edinger redet mit ihrem Sohn derzeit viel über einen Autokauf. „Ich brauche wegen der Arbeit ein neues und wir überlegen, ob wir ein Elektroauto wollen, weil das für die Luft besser ist. Aber Peter hat eine Doku über Silizium-Abbau in Südamerika und Afrika gesehen und dass man dafür die Menschen ausbeutet und das Wasser verseucht. Außerdem fragt er mich, was mit den Autobatterien später passiert.“

In seinem Alltag irritiert ihn der viele Müll: „Er findet es eigenartig, dass Obst biologisch gezüchtet und dann in Plastik eingepackt wird. Es gibt ja auch schon abbaubare Plastiksackerl. Er versteht nicht, warum die Menschen so handeln.“