Kiku

Von Albanisch bis Urdu

Albanisch, Arabisch, Bosnisch, Chinesisch, Englisch, Georgisch, Japanisch, Kinyarwanda (Ruanda), Kurdisch (und zwar Kurmandschi), Persisch, Spanisch, Tagalog, Türkisch, Ungarisch, Urdu (Pakistan)… - das sind nur einige der 39 Sprachen, die – außer natürlich noch Deutsch – beim diesjährigen Redebewerb „SAG’S MULTI!“ auf dem Programm stehen.

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Zum fünften Mal sind Jugendliche, die mit mehreren Sprachen aufwachsen, eingeladen, ihre Gedanken jeweils in einer dieser ihrer Herkunfts-/ Familien-/Erst-/Muttersprachen UND auf Deutsch zu formulieren. Das diesjährige Überthema: „Wir reden mit!“ (In den beiden vergangenen Jahren waren es Freiheit sowie Zukunft.) In den ersten Vorrunden bringen sie die in der Regel nur einem kleinen Publikum von Mitschüler_innen und vor allem einer einschlägig sprachkundigen Jury zu Gehör. Erst jene, die aufsteigen, sehen sich einer größeren Zuhörer_innenschaft gegenüber.

6-sprachige Chemikerin

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Apropos mehrere Sprachen: So manche der Jugendlichen müssen sich für eine entscheiden, sind sie doch gleich mit zwei, drei oder gar noch mehr Sprachen aufgewachsen, so zum Beispiel Kashaf Waheed. Die 17-jährige Schülerin der sechsjährigen Fachschule für Chemie in der Wiener Rosensteingasse hielt auf Urdu und Deutsch ein flammendes Plädoyer für Bildung. Dabei legt sie Wert darauf, dass Bildung weit mehr ist als nur Schule oder Qualifikationen. Für Bildung und Islam als Thema habe sie sich entschieden, so ihre Einleitungsworte, weil sie als Mädchen immer wieder durchaus erstaunt gefragt werde, ob das zusammen gehe. Patriarchalischen Männern in islamischen Kulturen halte sie dabei die Worte des Propheten entgegen: „Das Streben nach Wissen ist die Pflicht jedes Muslims.“ Und, so fügt sie hinzu, es war nie die Rede nur jedes muslimischen Mannes ;) Männer, die solches sagen, würden nur beweisen, dass ihnen das Wissen darum und damit Bildung fehle.
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Die ersten fünf Jahre, die sie in Pakistan aufwuchs, erlernte sie als Familiensprachen neben Urdu noch Punjabi, Pasthu und Englisch. Später gesellten sich Hindi – von vielen Freundinnen und Freunden – und natürlich Deutsch, das sie perfekt beherrscht, hinzu. Für die Chemie-Fachschule habe sie sich entschieden, so die 17-Jährige zum Kinder-KURIER, „weil mich Chemie schon immer interessiert hat, als kleines Mädchen hab ich schon gern mit dem Chemiebaukasten und solchen Dingen gespielt“.

Zu Beginn ihrer Rede gestand Kashaf Waheed, dass „das für mich eine völlig neue Situation ist, ich hab so etwas noch nie gemacht“, was dann angesichts ihrer Eloquenz und Gewandtheit fast nicht zu glauben war, sie aber nachträglich nochmals im Gespräch mit dem KiKu unterstrich. „ich rede schon gern und viel, manchmal meinen Freundinnen, sogar zu viel, aber so mit Mikrophon und vor einer Jury, das war echt neu für mich!“

Ob sie – und wer sonst noch – in die nächste Runde aufsteigen, das wird ab 3. Dezember auf der Homepage von „SAG’S MULTI!“ zu finden sein.

Nicht nur reden, tun!

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Kaltrina Reshani befasste sich auf Deutsch und Albanisch mit einem von vielen Redner_innen gewählten Thema: „Nicht nur reden, sondern auch tun!“ sie knüpfte bei Alltagseispielen an. „Viele Erwachsene nehmen sich alles möglich vor wie eine Diät oder weniger Kaffee zu trinken… und sagen das immer, setzen es aber dann oft nie in die Tat um.“
Ihre Kolleg_innen aus der Neuen Mittelschule Feuerbachstraße in Wien-Leopoldstadt, die sich auch zur Teilnahme motivieren ließen, wenngleich sie viel schüchterner wirken als die Genannte sind Erkan Aydin und Yahya Arslan (Türkisch) sowie Anel Panzenböck (Bosnisch) und Mlada Marinković (Serbisch). Der Erstgenannte befasste sich mit Wahlen, Wahlversprechen und deren – wie derzeit – schon sehr frühem Brechen „zum Beispiel was das Familiengeld betrifft, vor der Wahl wurde es versprochen, jetzt…!“ Dennoch empfindet es Yahya Arslan „ein Glück in Österreich zu leben“ und nicht in Ländern, wo es keine Demokratie gibt. Anel Panzenböck sprach über Mobbing und Mlada Marinković hatte das Thema Kindersoldaten im Kongo vorbereitet.

Demokratie ist vielschichtig

Aleksandra Ercegovčević liegt Umweltverschmutzung und ihre Bekämpfung am Herzen, über das sie Deutsch und Serbisch spricht. In den selben Sprachen nahm Natalija Ljubić die Sexualisierung ihn der Popindustrie aufs Korn. Den Anstoß gab ihr Ärger über Katy Perrys California-Gurls-Video. Wie diese beiden besuchen auch David Živković und Amadia Kılıç die Sir-Karl-Popper-Schule im Wiedner Gymnasium. Beide befassten sich mit Demokratie – in durchaus gegensätzlichen Thesen. Während ersterer Grenzen aufzeigt, wenn wie derzeit in Kroatien ein Referendum auf der Tagesordnung stehe, wo vielleicht im Endeffekt eine Minderheit bestimme, was Gesetz wird. „Bei der EU-Wahl in Kroatien haben sich nur 20 Prozent beteiligt, wenn das bei dem von Bürgern initiierten Referendum auch so ist – reichen zehn Prozent der Wahlberechtigten für eine Mehrheit“ und das hält der Redner für verständlicherweise für äußert problematisch. Seine Kollegin, deren Wiener Familiensprache eine der Kurdischen, und zwar Kurmandschi, ist und die als Kind in den Ferien bei Verwandten in der Gegend von Wan/Van Türkisch lernte, sprach über die Wichtigkeit von Demokratie und gegen „Politikverdrossenheit, denn eigentlich ist ja alles Politik.“

Träume, Erfindungen und Schule baute Victoria Gong von der Vienna International School in ihre Mandarin (Chinesisch) und Deutsche Rede darüber, dass nicht nur geredet, sondern auch getan werden solle, ein.

Tierqual, Kinder, Krieg, Rapperin

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Aycan Aggün sprach gegen Tierquälerei, Tugba Usta und Angela Şirin Uncu über Frauenrechte, Gabi Annamaria Olar über den Klimawandel, Elisabeth Pasca über Naturkatastrophen, Marjon Ottathil über Kinder in Indien, Aitana Pinto Flores über Religionen und in ihrem Namen geführte Kriege. Marija Berreas, die selbst gerne rappt, ließ sich für ihre Rede von der Berliner Rapperin Lumarra inspirieren, „weil die sehr gut rappt, aber nie wie viele andere aus dieser Szene andere Leute beschimpft!“ Von Türkisch über Rumänisch, Malayalam und Spanisch bis Serbisch spannt sich der Bogen der Sprachen dieser Schülerinnen aus der Kandlgasse, die von Lehrerin Sevgi Bardakçi zur ersten Vorrunde ins Raiffeisenhaus am Wiener Donaukanal begleitet wurden.

Gruppenbild

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Eine ganze Gruppe von Jugendlichen aus dem Phönix-Realgymnasium in der Wiener Knöllgasse teilten sich ein Foto mit Initiatoren und Sponsoren des vom Verein Wirtschaft für Integration ins Leben gerufenen Redebewerbs „SAG’S MULTI!“:
Berre Yilmaz, Hacer Nur Akpinar, Manar Gharsalli, Osman Özlesen, Ahmed Karaoglan, Kaan Sarioglu, Rümeysa Öztürk, Zixuan Wang, Esra Tekin sowie Hartwig Löger (UNIQA) und Georg Kraft-Kinz und Ali Rahimi (die beiden Obleute des Vereins), die wie die Erstgenannte dem KiKu „verriet“, „von unserem Lehrer Emmerich Mazarkarini zum Mitmachen motiviert worden sind“.

Miteinander wie ein Seil!

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Tamas Adok aus der Handelsschule Friesgasse plädierte auf Deutsch und Ungarisch dafür, dass das Miteinander – auch und nicht zuletzt der Staaten – Standard werden sollte. Dadurch fallen auch einzelnen Schwächen nicht so sehr ins Gewicht – das ist wie bei einem gut geflochtenen Seil, wenn einzelnen Fäden reißen, hält das Seil trotzdem!“
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In eine ähnliche Richtung ging Kelvin Cuesta-Burgos‘ Rede (Spanisch). „Gemeinsam lässt sich mehr bewegen!“, meinte er – der in seiner Schule zum Schulsprecher gewählt worden war!

Schülerin über Schule

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Ágota Székely (Ungarisch) knüpfte an Debatten um Schulreformen und Lehrerdienstrecht an, um „anzumerken“, dass „jene, die Entscheidungen fällen, längst nicht mehr die Schulbank drücken“. Drum freue sie sich, unterm dem diesjährigen Motto des Redebewerbs als Schülerin etwas sagen zu können. Sie konzentrierte sich in ihrem Beitrag auf eine von vielen Ungerechtigkeiten, denen Schülerinnen und Schüler ausgesetzt sind – Kollektivstrafen (ganze Klasse wird bestraft). Die sind eigentlich sogar verboten, werden aber immer wieder angewandt.

Herzlichen Dank an all die tollen Reden:
Falemenderit, shukria, hvala lepo, fala/blagodaram, tessekkür ederim, spas, köszönöm szepen, shukran gazilan, gracias, multumesc, tanyewad, nanni...!

Melina Nicolussi und Flora Feigl, zwei Schülerinnen, die derzeit ihre berufspraktischne Tage im Kinder-KURIER verbringen, haben auch mit einigen Teilnehmer_innen gesprochen und einigen Reden aufmerksam zugehört.