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Wie gerade Nicht-Streber helfen

Zwischen Weihnachten und bis zu ihrem eigentlichen Feiertag, dem 6. Jänner, ziehen wieder rund 85.000 junge Königinnen und Könige von Tür zu Tür. Die Sternsinger_innen, von denen rund zwei Drittel Mädchen sind, sammeln Spenden für rund 500 Entwicklungshilfeprojekte in etwa zwei Dutzend Ländern.

Infos aus erster Hand

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Seit einigen Jahren kommen immer in den Wochen vor dem „Marathon der Nächstentliebe“ aus einigen der unterstützten Projekte Partner_innen nach Österreich, um bei Zusammenkünften Kindern, Jugendlichen und Betreuer_innen Genaueres über ihre Arbeit vor Ort zu schildern. Der Kinder-KURIER war in der Pfarre St. Florian in der Wiedner Hauptstraße dabei, als Gayetri Panging und Puspalata Mili vom Vilk der Mising aus Assam im Nordosten Indiens zu Gast waren. Sie kommen aus dem Projekt I-Card (Institute for Cultural and Rural Development, Institut für kulturelle und landwirtschaftliche Entwicklung). Anliegen dieses Projekts: Jugend schafft Zukunft, ihr Motto: Es braucht oft nur eine/n Jugendliche/n, um ein Dorf zu verändern.

Nicht die Streber-Typen

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Die beiden Frauen zeigten Bilder von ihren Behausungen, Pfahlbauten, den Schulen – von Bambus begrenzte Räume wo die Kinder auf der Erde, „oft auch im Schlamm“ sitzen, vom Reisanbau, dem Fischen – mit gebundenen Art Bambuskörben, den bestenfalls Kerosinlampen, die Licht spenden... Sie zeigen auch eine Folie mit einigen Wörtern in ihrer Sprache. Was die Begrüßung auf Hindi „Namaste“ ist, heißt in der Sprache der Mising: Kumkrígsudung. Wie geht’s: Kapé: aidun? Und wenn's gut geht lautet die Antwort: Aidung.

Und sie erzählten Laura, Erik, Marie, Sophie, Gloria, Paul, Clemens, Laetitia, Theresa und den anderen Dutzenden Kids, dass I-Card dabei nicht unbedingt auf „Streber“-Typen setzt, sondern bewusst oft auf solche, die selbst die Schule abgebrochen haben oder dies mussten. Weil sie statt etwas lernen zu dürfen, helfen mussten, die eigene Familie durch Arbeit in der Landwirtschaft oder beim Fischen im Hauptfluss Brahmaputra, zu ernähren. Genau solche 20 Jugendliche aus 20 verschiedenen Dörfern dieses Volkes werden Jahr für Jahr ausgewählt, um eine umfassende allseitige Ausbildung in Dorf-Veränderung zu durchlaufen.

Viele Skills

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Neben schreiben, lesen, rechnen, Umgang mit Computern usw. beschäftigen sie sich damit, was für ein gesünderes leben im Dorf notwendig ist – von der Hygiene – Bau von Klos und Duschen - bis zur Müllbeseitigung und -vermeidung. Sie erlernen aber auch Tanz- und Theater, denn sehr oft können mit kleinen Theaterstücken viel mehr Menschen in den Dörfern aufgeklärt werden. Nur rund ein Drittel der Männer und gar nur 15% der Frauen können lesen und schreiben. Außerdem studieren diese Jugendlichen auch verschiedenste Kommunikationstechniken. Anschließend tourt der Jahrgang drei Monate durch verschiedenste Gegenden Indiens, um deren Kulturen kennen zu lernen und dort jeweils die Kultur der Mising bekannt zu machen. Dann geht’s in die ganz konkrete praktische Weiterbildung – sechs Monate Probezeit in einem Dorf, um das Erlernte anzuwenden, anzupassen, zu erweitern, zu festigen. Danach erlernen sie noch selbst einen handwerklichen Beruf um sich selbstständig machen zu können.

Takar - Sterne

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Mit dieser Methode wurden in den vergangenen Jahren bereits 560 Dörfer von solchen jungen Multiplikator_innen betreut, Bewusstsein für die anstehenden Probleme geschaffen und gemeinsam angepackt, um die in den Griff zu kriegen – dazu gehört nicht selten auch familiäre Gewalt. Was oft über Generationen hinweg als „normal“ angesehen wurde, ist nun klar: Kein Mann hat das Recht, Frauen und Kinder zu schlagen. Oft entstehen für das eine oder andere Problem in den Dörfern Selbsthilfegruppen – initiiert von den einstigen Schulabbrecher_innen. Diese jungen Leute, die in den Dörfern die Veränderungen zum Besseren anstoßen werden übrigens „Takars“ genannt - „Sterne“, die ihr Dorf zum Leuchten bringen. Und damit schließt isch auch der Kreis zur Aktion der „Stern"-Singer_innen ;)

Workshop-Stationen

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Die beiden Mising-Frauen aus Assam erzählen aber nicht nur und zeigen Fotos, sie haben auch einige Gegenstände mitgebracht und in einem anschließenden Stationenspiel halten die Kinder und Jugendlichen diese in Händen, stellen Fragen dazu, basteln einiges, denken sich in einer weiteren Station pantomimische Szenen (ohne Worte) aus dem Erzählten aus, und lassen die anderen raten, was sie dargestellt haben. Zwei Mal ging's dabei um Busse, die am Straßenrand Wartende „übersehen“ haben. Einige wie etwa Paul und Theresa lassen sich auch seidige Saris anlegen.

Bleibt noch zu sagen, pardon schreiben: Aii pai - danke!

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• Zwei Drittel der Sternsinger_innen sind Mädchen.

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• In 20 Entwicklungsländern kommen die gesammelten Spenden zum Einsatz.

• Ca. 190.- Euro ersingt jedes Kind.

• Rund 500 Hilfsprojekte können pro Jahr finanziert werden.

• In nahezu 3.000 österreichischen Pfarren sind Sternsinger_innen unterwegs.

• Geschätzte 420.000 km legen die Sternsinger_innen zurück und umrunden damit rund zehn Mal den Erdball.

• 30.000 Jugendliche und Erwachsene unterstützen die Sternsinger/_nnen.

• 85.000 Sternsinger_innen könnten locker ein großes Fußballstadion füllen.

• Rund 1.000.000 Menschen werden jährlich mit den Spenden der Aktion unterstützt.

• Seit 1954 haben die Sternsinger-innen mehr als 380 Millionen Euro gesammelt.

• Im Vorjahr wurden 16,2 Millionen Euro gespendet.

• Die Dreikönigsaktion ist unter den TOP 5 der österreichischen Hilfswerke (2013).

www.sternsingen.at