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KZ-Gedenkstätte Mauthausen: „Hier hat der Tod gewohnt, geliebt, gelacht, gespeist"

Eisig kalt. Zeitweise sogar dichtes Schneetreiben. Ziemlich nasser Schnee. Trotz entsprechender Kleidung kriecht die Kälte die Hosenbeine hoch. Vor allem aber ist sie im Gesicht spürbar. Und dennoch lässt sich die junge Frau nicht aus der Ruhe bringen. Geht angemessenen Schrittes, mit nachdenklichem Blick. Oder steht und schaut in die Ferne – wenn nötig auch direkt in die Kamera.

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Hannah Oppolzer, 18, Schülerin der Maturaklasse im Gymnasium Frauengasse (Baden, NÖ) schreitet vom „Fallschirmspringer“-Felsen in Richtung Appellplatz, geht vorbei an den Baracken, später die Todesstiege hinunter.
Richtig, wir befinden uns in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen (Oberösterreich). Ein Filmteam der Gedenkstätte hat die Jugendliche, nunmehr schon junge Erwachsene, eingeladen hier mit ihr zu drehen. Sie hatte einen sehr starken Text über ihre Eindrücke nach einem Besuch des ehemaligen KZ, in dem die Nazis mehr als 80.000 Menschen ermordeten, geschrieben – den ganzen Text findest du/finden Sie hier.

Reflektiert, emotional, aber nie pathetisch

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Gedanken angesichts des Grauens, die stark und nie pathetisch sind. „Es ist, als würden Vergangenheit und Gegenwart an diesem Ort miteinander verschmelzen. Unter meinen Füßen kantige Steine, blutbefleckter Boden von dürren Händen gelegt.... Hier ist der dunkle Abgrund des menschlichen Geschlechtes zutage getreten, hier hat die Liebe nichts genutzt. Hier hat der Tod gewohnt, geliebt, gelacht, gespeist.“
Der Text wirkt, als hätte Hannah Oppolzer ewig lang nachgedacht, an ihm getüftelt, geschrieben, verworfen, korrigiert, ergänzt, neu verfasst...
So war es aber nicht. „Nein, wir waren mit der Klasse in Mauthausen, auf der Busfahrt zurück hab ich es nicht ausgehalten, dass es laut und fast lustig zugegangen ist wie auf einer x-beliebigen Klassenfahrt. Ich hab mir mein Tagebuch genommen und drauf los geschrieben, was mir durch den Kopf gegangen ist, eher hingefetzt. Nur ganz wenige Stellen hab ich später überarbeitet“, erzählt sie dem Kinder-KURIER auf der Fahrt zum winterlichen Dreh in Mauthausen für die Facebook-Seite der Gedenkstätte.
Gut, sie ist schreiben gewohnt, hat auch schon bei etlichen Jugend-Literaturbewerben teilgenommen und gut abgeschnitten und will vergleichende Literaturwissenschaften studieren.

Dreh an Orten des Textes

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Die Jugendliche beschreibt einige Orte des ehemaligen KZ wie die Todesstiege, den Steinbruch oder den Gedenkraum mit den 81.000 Namen der Ermordeten genauer – und an diesen dreht das Filmteam mit Hannah Oppolzer.

Eisig und doch nicht wirklich nachvollziehbar

Es trifft sich gut, dass es an diesem Drehtag winterlich kalt ist. Da wird wenigstens ein bisschen nachvollziehbar, wie es den hier eingesperrten Menschen gegangen sein muss – du selbst bist entsprechend warm angezogen und dir wird schon kalt. Die von den Nazis eingesperrten zehntausenden Menschen hatten nur dünne gestreifte Pyjamas und Holzschlapfen an, mussten mitunter stundenlang am Appellplatz strammstehen oder – in derselben „Ausrüstung“, schwere Steine die Todesstiege rauf schleppen.
„Ich will ihre Stimmen nicht vergessen, ich will sie in mir tragen und noch meinen Enkeln von jenem Massenmord erzählen, der einst hier geschah. Ich bin über ihnen gestanden, über den Toten, und ich betete still für ihre Seelen, dass sie jetzt im Tod den Frieden finden mögen, der ihnen in ihrem Leben nicht vergönnt war“, heißt es in Fortsetzung der oben zitierten Stelle in Hannah Oppolzers Text.

https://www.facebook.com/kzgedenkstaettemauthausen/

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