40 Tage ohne Handy
Von Heinz Wagner
Willkommen im „Jugendclub Frogy“. So steht's auf ein Stück Stoff gesprayt hinter einer Couch und einem Oma-artigen Lehnsessel. Weitere Versatzstücke der Bühne deuten den Jugendtreff an. Jana, Alex, Rosa, Bernd und Shirin kommen hier regelmäßig zusammen. Jana (Julia Vozenilek) stellt die unterschiedlichen Typen vor: Alex (Florian Fleischhacker) - Computerfreak, vor allem Gamer, Bernd (Fabian Janisch) – hat wegen einer Holzallergie seine Tischlerlehre abgebrochen und ist Go-Kart-Raser, Rosi (Hannah Riegler) – studiert Psychologie und Geschichte auf Lehramt, weil sie die Menschen als Individuen und als Gesellschaft verstehen will, Shirin (Parisa Zahedi) – kam mit ihrem Bruder aus dem Iran und will berühmtes Model werden. Sich selbst präsentiert Jana als Filmemacherin – natürlich auch früher oder später berühmt. Alle fünf spielen hervorragend glaubwürdig ihre Charaktere – von der sich für schlauer haltenden Studentin bis zum Kraftausdrücke schleudernden derzeit Arbeitslosen.
Süchtig
Irgendwann kommt die Idee auf, die dem Stück den Titel gab: 40 Tage ohne Handy – eine Challenge. Aber was soll ma denn dann machen? Vielleicht gar miteinander reden?!
Entzug
Nach einigem Hin und Her startet die Challenge im Jugendtreff – hätte auch früher sein können, der Stücktitel gibt’s ja ohnehin vor, worauf’s hinausläuft. Alle müssen natürlich immer zusammen bleiben, damit keine/r schummeln kann, also „Kasernierung im Jugendclub“. Das eine oder andere Spielchen, von Gymnastik bis zu Tischfußball, von Quiz bis zu erraten, wer oder was man ist, das auf dem Zettel geschrieben steht, der auf dem eigenen Hirn pickt... Diese Passage hat ihre Längen, vor allem, weil das auf engstem Raum Zusammenpicken doch den einen oder anderen heftigeren verbalen Knatsch bis zu körperlichen Attacken vermuten, ja als ziemlich sicher erscheinen lässt.
Authentisch
Die dann doch (endlich!) entstehende arge Dynamik – samt wechselseitigen Koalitionen, Liebschaften, Eifersüchteleien und allem was dazu gehört werden wieder von den jungen Darsteller_innen - allesamt Schauspiel-Schüler_innen - sehr authentisch auf der Bühne des kleinen „Jungen Theaters im ersten Stock“ (Teil der Neuen Schauspiel Schule Wien in der Mariahilferstraße) gespielt.
Im Gespräch mit den jugendlichen Besucher_innen meinen die meisten, ohne Handy würden sie sozusagen gar nicht leben können bis nach und nach der eine und die andere meint, aufgrund schulischer oder elterlicher Verbote würden sie schon auch stundenweise aushalten. Um im Gespräch noch draufzukommen, wenn sie ihren Hobbys nachgehen – vom Fußballspielen bis zum Tanzen -, dann würden ihnen WhatsApp-Nachrichten oder Instagram-Fotos gar nicht so wirklich abgehen.
Selbst beobachtet
eine Challenge
theater.wozek/NeueSchauspielschule
Schauspiel / 85 Minuten
Stück/Regie: Karl Wozek
Darsteller_innen
Alex: Florian Fleischhacker
Bernd: Fabian Janisch
Jana: Julia Vozenilek
Rosa: Hannah Riegler
Shirin: Parisa Zahedi
Organisation: Robert Koukal
Schulkoordination: Elfi Vozenilek
Bis 17. November 2017
Theater im ersten Stock: 1060 Wien, Mariahilfer Straße 51
Tickets/Info:office@theater-wozek.at
Telefon: 0664/73642502
www.theater.wozek.at
junges theater im ersten stock
2017 startet das theater.wozek in Zusammenarbeit mit der Neuen Schauspielschule die Reihe „junges theater im ersten stock“. Zweimal im Jahr wird eine Theaterproduktion für junges Publikum erarbeitet. Unmittelbarkeit in der Erzählung, gesellschaftsrelevante Themen und der direkte Kontakt mit den Theaterschaffenden sind den Theatermacher_innen wichtig.