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Bewegende musikalische Begegnung mit Geschichte

Eine beeindruckende, immer wieder auch zu Tränen rührende hautnahe Geschichtsstunde in Form einer musikalischen bewegenden Stunde zauberte Mona Golabek Dienstag Vormittag für rund 400 Kinde rund Jugendliche in den Brahmssaal des Wiener MusikVereins. Sie erweckte die Geschichte ihrer Mutter, Lisa Jura, die nun fast eineinhalb Jahrzehnte nach er amerkianisch-englischen Originalfassung auch auf Deutsch erschienen ist zum Leben: „Die Pianistin von Wien“ (siehe Buchhinweis unten).

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Die meisterhafte Pianistin erzählte die Geschichte von „Lisele“ wie ihre Mutter von den Schwestern und Eltern genannt worden war. Die war in Wien-Leopoldstadt aufgewachsen, legte Wert auf modisches Styling, ihr wöchentliches Highlight aber war die Klavierstunde bei einem Professor nahe der Mahlerstraße. Die dann 1938 nicht mehr so heißen, nicht mehr nach einem jüdischen Komponisten benannt sein durfte. Auch durfte ihr Lehrer, der Lisa für sehr begabt hielt, sie nicht mehr unterrichten. Was Lisa in der letzten Stunde spielte, wie sie ihre Mutter Malka, die Oma der Autorin, zu Hause doch zu trösten versuchte – „Musik wurde Lisas ganze Welt… zu einem Zufluchtsort vor den Nazis“.

Jugendliche Flüchtlinge 1938

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Wie der Vater nach der Pogromnacht (oft verharmlosend als Reichskristallnacht wegen der vielen zerbrochenen Fensterscheiben) eine Fahrkarte für einen der Kindertransportzüge nach England auftrieb, die schwere Entscheidung, welche der drei Töchter damit auf die Flucht geschickt wurde… die Ankunft in London, die Unterbringung in einem Heim für minderjährige Flüchtlinge, ihr Klavierspiel dort nach monatelanger Zwangspause, das Vorspielen zur Aufnahme in die Royal Academy for Music in der britischen Hauptstadt… All das erzählt Mona Golabek in kurzen (englischen) Sätzen. Sie lässt es vor allem aber erleben, in dem sie jeweils jene Lieder in den Saal schickt, mit denen auch ihre Mutter zu diesen historischen Zeitpunkten auf den weißen und schwarzen Tasten ihre Mitmenschen und die Umgebung sprichwörtlich verzauberte: Beethovens Mondscheinsonate, Nocturne von Frédéric Chopin, Stücke von Edvard Grieg

Musik als Zufluchtsort

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Wie Lisa von Malka, so lernte Mona zunächst von ihrer Mutter das Klavierspiel von sehr jungen Jahren an, um es später weiter zu professionalisieren, zu künstlerischer Meisterschaft zu bringen. Mona Golabek hat ihr rund einstündiges Programm aus Erzählung und Klavierspiel – samt eingeblendeten historischen Fotos und Videos schon in vielen Ländern vor zehntausenden vor allem Kindern und Jugendlichen gespielt – aber erstmals im Wiener Musikverein – was ihre Mutter als Kind immer erträumte und ihr nicht vergönnt war. Deshalb, so die Pianistin in dritter Generation und Autorin der Biographin ihrer Mutter, sei dieser Auftritt ein ganz besonderer gewesen, einer bei der der eleoquenten Autorin bei der ersten Probe am Tag davor sogar die Stimme versagt hätte, wie sie auf eine der vielzähligen Fragen aus dem jungen Publikum gestand. Spontan und freudig sagte sie zu, als der 15-jährige Yousof El Sayed sie um ein Selfie – mit dem gesamten Auditorium im Hintergrund – bat.

Schnappschüsse vom Konzert und der Buchpräsentation

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Mona Golabek, Lee Cohen
Die Pianistin von Wien
Eine Geschichte von Überleben, Liebe und Musik
250 Seiten
Amalthea
25 €
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