Spielball zwischen den Grenzen
Von Heinz Wagner
„Hin und her“/“Sem a tam“, ein viel zu wenig bekanntes Stück von Ödön von Horváth, spielt auf einer Brücke. Der Hauptprotagonist bleibt dort hängen – zwischen den Grenzbalken der Länder X und Y. Ersteres, in dem er mit Ausnahme der ersten beiden WOCHEN sein ganzes Leben verbracht hat, weist ihn aus. Zweiteres, sein Geburtsland, lässt ihn nicht rein. Gespielt wird die Produktion im Rahmen des Viertelfestivals NÖ-Weinviertel mit einer Einführung in Angern an der March (NÖ) dann im Kulturhaus von Záhorská Ves (Slowakei) – auf Deutsch mit an die Wand projizierten slowakischen Übertiteln. Ironie der Geschichte und deswegen von Regisseurin und Dramaturgin bewusst gewählter Spielort: 28 Jahre nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ gibt es hier noch immer keine Brücke, lediglich seit 16 Jahre eine Fähre als schwimmende Verbindung über die hier schmale und seichte March.
Skurriler Humor, bitterböse Ironie
Regisseurin Christina Gegenbauer hat nicht nur den – leider (eine Brücke wäre nach drei Jahrzehnten schon ein Hit) - ideal geeigneten Ort gefunden, sondern sich auch die passende Bühne ausgedacht: Das Podest trennt die Publikumsreihen in der Mitte und ist als Tennisfeld konzipiert: Grenzerin und Grenzer sitzen auf den Schiedsrichter-Hochsitzen, die Grenzen sind Tennisnetze. Beim Tennis wie überhaupt in vielen Sportarten spiele Patriotismus bis hin zum übersteigerten Nationalismus eine große Rolle, unterstreicht die Regisseurin gegenüber dem Kinder-KURIER ihre Entscheidung.
Körperlich bis an die Grenzen (!)
Viel mehr Details seien nicht verraten, auch wenn es nur mehr eine Aufführung am jetzigen Spielort gibt. Die (bedauerliche) brisante Aktualität von Menschen als Spielball zwischen Staaten und Grenzen könnte zu Wiederaufnahmen – auch andernorts – führen.
Grenz-Groteske von Ödön von Horváth
Inszeniert von Stefanie Fröhlich und Christina Gegenbauer
Ein Projekt des Viertelfestivals NÖ-Weinviertel 2017 in Kooperation mit Acting Center Tavakoli
Regie und Bühne: Christina Gegenbauer
Es spielen:
Ferdinand Havlicek, Mann zwischen den Grenzen: Helge Salnikau
Thomina Szamek, Grenzorgan des Landes X: Gabriela Garcia Vargas
Eva, deren Tochter: Julia Plach
Konstantin, Grenzorgan des Landes Y: Morteza Tavakoli
Mrschitzka, ein Gendarm: Morteza Tavakoli
Frau Hanusch, bankrotte Wirtin aus Y: Gabriela Garcia Vargas
Premierminister von X: Gabriela Garcia Vargas
Premierminister von Y: Julia Plach
Frau Fischer: Julia Plach
Herr Fischer: Morteza Tavakoli
Schmugglitschinksi: Julia Plach
Dramaturgie: Stefanie Fröhlich
Regieassistenz: Petra Rotar
Technik: Gary Maurer
Kostüme: Magdalena Schwentenwein
Werkstatt: Reinhard Gegenbauer, Heidemarie Gegenbauer, Bernhard Gegenbauer, Agathe Sauseng
Regie- und Bühnenbildassistenz: Petra Rotar
Produktionsassistenz: Vanessa Mazanik
Übersetzung: Ingrid Zelenay
Bis 11. August 2017
18.30 Uhr: Einführung ins Projekt bei der Zollstation in Angern/March (NÖ, 2261, Zollamtsstraße)
dann Querung der Grenze zur Slowakei mit der Fähre
20.15 Uhr: Aufführung des Theaterstücks im Kulturhaus/Kultúrny Dom in Záhorská Ves (900 65, Hauptstraße 40/Hlavná 40
Kartenreservierungen: office@hinundher.at
Telefon: 0664/528 72 10
www.hinundher.at