Kiku

„Nur“ mit Bausteinen und Robotern spielen?

Den Roboter aus genoppten Bausteinen in die rechte untere Ecke des Spielfeldes gestellt, Knopf gedrückt und schauen, ob er den Weg fährt und das macht, was ihm vorher „beigebracht“ wurde. Zittern. Anspannung. Der Aufbau auf dem Roboter stößt kräftig an den Querbalken einer Art Brücke. Gut so. Kleine durchsichtige, bläulich schimmernde Tonnen fallen ins Spielfeld. Die Teile stellen Regentropfen dar.

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Ein befreiendes „Jaaaahhh“ aus vielen Kehlen – jener der Fans, vor allem aber der jeweils beiden Spieler_innen – ertönen. Diese Aufgabe gelöst. Zurück mit dem Lego-Mindstorms-Roboter in die Base, neuer Aufsatz, neuer Weg, neue Herausforderung. Vom Gießen einer Blume über den Austausch einer kaputten Rohrleitung... In diesem Jahr steht die First Lego League im Zeichen von Wasser. „Hydro Dynamics“ heißt das nicht ganz zweieinhalb Meter lange und knapp mehr als ein Meter breite Spielbrett auf dem die Roboter herumkurven und vorbereitete Teile bewegen, heben, drücken oder sonst noch was ausführen sollen. Dies ist der praktische Programmierteil des Bewerbs, in dem es für jede bewältigte Aufgabe Punkte gibt.

Seit 20 Jahren

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Die First Lego League, die es seit fast 20 Jahren gibt (1998 gegründete) und an der aktuell in Zentraleuropa rund 1000 Teams Jugendlicher aus vielen Teilen der Welt teilnehmen, umfasst immer auch eine theoretische Forschungsaufgabe zum Jahresmotto. Diesmal also Überlegungen zum sorgsameren Umgang mit Wasser. „Wir haben zum Beispiel ausgerechnet, dass wir in unserer Schule ungefähr zwei Millionen Liter kostbares Trinkwasser für die Klospülung verschwenden“, beginnt Reshad Mohammad Nasim vom Team SAPhir aus der Neuen Mittelschule Aspern/Eibengasse den Ansatz seiner Gruppe auf den Punkt zu bringen. „Dann haben wir uns überlegt, wir könnten ja einfach Regenwasser sammeln – auf dem Dach der Schule und in acht 5000-Liter-Tanks unter der Erde speichern für die Klospülung.“ Andere ergänzen, dass sie ursprünglich auch noch Abwasser von Badewannen und Waschbecken der Nachbarn der Schule sammeln hätten wollen, das sei aber rechtlich nicht möglich. Aber vielleicht die Hälfte der Klospülung könnte so Regen- und nicht Trinkwasser sein, so die jungen Forscher_innen.

Regenwasser für Klospülung

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Die Vorbereitung auf die First Lego League erfolgte in dieser Schule in einem Modul der naturwissenschaftlichen Übungen. In anderen Schulen, beispielsweise dem Wienerwald-Gymnasium ist die mehrwöchige intensive Vorbereitung auf den Bewerb eine eigene unverbindliche Übung. Michi, Katja, Patrik, Benni, Hanna, Elena, Mathilda und Clemens aus dieser Schule haben neben dem Programmieren und der Forschungsaufgabe auch einiges Gehirnschmalz ins Finden eines ausgefallenen Gruppennamens und des Designs ihrer T-Shirts gelegt. Für ihr Outfit haben die „The Nerd Herd“, deren Schriftzug sich dem der berühmten Bausteine aus Dänemark anglich, einen Sonderpreis bekommen. Die Buben und Mädchen (größter Anteil aller Mittelstufen-Teams) erwiesen sich am Ende des aufregenden, spannenden Bewerbs-Tages überhaupt als die Abräumer_innen: Neben dem erwähnten Sonderpreis wurden sie Gesamt-Zweite und belegten in den Kategorien Robot-Game – also dem eingangs beschriebenen Programmierspiel, dem eigentlichen Kern der First Lego League, sowie bei Teamwork und beim Roboter-Design weitere zweite Plätze.

Zwei Mal Stechen

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Wobei Katja und Benni im Semifinale für Historisches samt ordentlicher zeitlicher Verzögerung verantwortlich waren, wie die Veranstalter_innen mehrfach betonten: Ein zweifaches Stechen. Die Schiedsrichter registrierten am Ende des Semifinales gleich viele Punkte bei den Nerd Herd wie bei SAPMarine aus dem Mödlinger Gymnasium Keimgasse. Also Wiederholung. Ergebnis: Exakt gleich viele Punkte. Erst im dritten Anlauf konnte ein Unterschied erzielt werden. Das emotionale Auf und Ab war vor allem in Katjas Gesicht stets mitzuverfolgen.

Riesen-Aufbauten

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Im Finale mussten sich dieses Team allerdings den überragenden „The funny SAPROBOTS“ aus der Neuen Mittelschule Söll Scheffau in Tirol (nahe Kufstein) geschlagen geben. Thomas, Sophie, Jona, Patrick, Salina, David und Lara – stets erkennbar an den gestreiften Papier-Zylindern auf den Köpfen – hatten für jede der Aufgaben, die die Roboter zu bewerkstelligen hatten, ziemlich große entsprechende Aufbauten aus Legosteinen konstruiert, so dass die Roboter keinen Millimeter von der Bahn, die sie zurücklegen sollten, abweichen konnten. Das Schulteam aus Tirol hatte sich allerdings – erlaubte – Verstärkung eines ehemaligen Schülers (bis 16 Jahre) geholt. Thomas ist nunmehr Berufsschüler und Lehrling. „Installateur, aber da hat ja auch mit Wasser und Abwasser zu tun“, meint er lächelnd. Die Aufbauten brachten in der Kategorie Roboter-Design zwar nur den dritten Platz, dafür aber Platz ein im Robot-Game und in der Gesamt-Champion-Wertung.

Tickets fürs Bundesfinale

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Damit haben sich die lustigen SAPRobots ebenso wie die „Streber-Herde“ über die Gesamtwertung Tickets fürs Österreich-Finale in Bregenz Anfang Februar gesichert. Den dritten Startplatz aus dem Wiener Regionalbewerb sicherten sich die „Robot Heroes“ aus der Neuen Mittelschule Rzehakgasse (Wien-Simmering) vor allem mit dem Sieg bei der Forschungsaufgabe. Da hatten sie einen Fettabscheider gebaut, um beim Sammeln von Abwässern die Verstopfung von Kanälen zu verhindern.

Auch wenn manchmal speziell beim Robot-Game die Nerven der Akteur_innen an den Spielbrettern und mindestens genauso jener anfeuernden Team-Mitglieder und Fans blank zu liegen schienen, schreien bei der Preisverleihung auf die Frage der Moderator_innen, was das wichtigste am Tag und bei der Forst Lego League (gewesen) wäre: „Spaß haben!“

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Vielleicht meinen ja so manche, solche Bewerbe fielen unter verpönte „Kuschelpädagogik“ – wo bleiben denn die Noten (?), für wichtige zukunftsträchtige Kompetenzen – vom Programmieren über Kreativität bis nicht zuletzt Teamwork – sonst klappt da gar nichts – bringen Aktionen wie die First Lego League sicher mehr als 08-15-Informatik-Stunden samt benoteter Tests ;)

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Im Blickpunkt The Nerd Herd

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Im Blickpunkt The funny SAPROBOTS

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First Lego League will Naturwissenschaften und Programmieren sowie Ausbildungen in diesen Bereichen frühzeitig und spielerisch bewerben. Der Wettbewerb kombiniert Spaß an Technik und Wissenschaft mit der Spannung und dem Anreiz eines sportlichen Bewerbs. Im Team arbeiten die Kinder und Jugendlichen an einem gemeinsamen Thema, planen, programmieren und testen einen Roboter, den sie selber bauen (müssen), um „Missionen“ zu meistern.

Die FLL entstand 1998 aus einer Kooperation von Lego und der Stiftung First (For Inspiration and Recognition of Science and Technology/Für Inspiration und Anerkennung von Wissenschaft und Technologie) in den USA. 2016 traten weltweit 32.000 Teams in 88 Ländern bei dem überall nach gleichen Regeln auf gleich gestalteten Spielfeldern organisierten Bewerb der FLL an. Teilnehmen können Schulklassen aber auch Jugendgruppen und Vereine. Teams bestehen aus 3 bis 10 Mitgliedern zwischen 9 und 16 Jahren.

Organisiert werden die Bewerbe mit regionalen Partner-organisationen und –firmen.

Die Häufung der Wortspiele wie SAP-Marine oder SAPhir geht auf einen der beiden Hauptsponsoren zurück, die die Lego League nach fast einem Jahrzehnt wieder nach wien holten, das Softwareunternehmen SAP. Zweiter Partner ist die soziale Lernplattform talentify.

first-lego-league.org

http://talentify.me.