Leben/Gesellschaft

Der Schutzengel der Kängurus

Crocodile Dundee und "Krokodiljäger" Steve Irwin waren gestern. Australien hat einen neuen Star aus dem Outback: Chris "Brolga" Barnes, Retter von verwaisten Baby-Kängurus. Nach einer überaus erfolgreichen TV-Dokumentation des britischen Senders BBC über Barnes und sein Eigenbau-Tierheim im australischen Busch droht sein beschauliches und einsames Leben allerdings aus den Fugen zu geraten.

Waisen-Retter

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Der 40-Jährige hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Känguru-Jungtiere aufzuziehen, deren Mütter getötet wurden. Seit 2005 kümmert sich der hochgewachsene Australier um die Känguru-Waisen. Brolga - ein Aborigine-Wort für "Storch" - liebt seine Schützlinge: "Sie sind meine Familie. Manche Leute halten mich für verrückt, aber das stimmt nicht. Ich habe nur etwas gefunden, das mir wirklich wichtig ist."

Alles begann, als er ein winziges Jungtier rettete. Vögel hatten bereits am Beutel seiner toten Mutter gepickt, das Junge drohte, lebendig gefressen zu werden. Das Muttertier war überfahren worden. Es sei zwar nicht mit Absicht gewesen, aber Menschen seien dafür verantwortlich gewesen, meint Brolga. "Also habe ich beschlossen, zu helfen, wo ich kann." In derselben Woche noch gab er seinen Job als Reiseführer auf und widmete sich ganz der Känguru-Rettung.

Putzen als Finanzierung

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Brolga putzt immer noch Touristenbusse in der Stadt Alice Springs im Herzen Australiens, um sein Beuteltier-Heim zu finanzieren. Obwohl nur 15 Minuten von Alice Springs gelegen, ist es mitten im einsamen Outback. Sein Heim ist eine selbst gebaute Wellblechhütte ohne Strom und fließendes Wasser. In diesem Sommer fielen die Temperaturen für zwei Wochen nicht unter 40 Grad. Im Winter, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, hält er sich und seine Schützlinge mit Wärmflaschen warm.

Um etwa 25 Kängurus, darunter fünf Babys, kümmert er sich auf dem 36 Hektar großen Areal. Zehn freiwillige Helfer unterstützen ihn bei der Pflege der Jungtiere. Die Kleinen werden alle vier Stunden mit laktosefreier Milch gefüttert. Wenn sie groß genug sind, müssen sie wieder in den Busch zurückkehren. Er wolle die Tiere nicht vermenschlichen, sagt Barns. "Ich versuche den menschlichen Kontakt gering zu halten. Das Ziel ist, sie wieder auszuwildern." Tiere, die besonders schwer verletzt wurden und in freier Wildbahn nicht überleben können, dürfen bleiben.

TV-Star

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Mit seinen Fernsehauftritten in "Kangaroo Dundee" ist Brolga nun vor allem in Großbritannien zu einer Berühmtheit geworden. Er tritt damit in die Fußstapfen von Steve Irwin. Der 2006 gestorbene Australier war Star unzähliger Fernsehdokumentationen, in denen er giftige Spinnen und Monsterschlangen einfing oder Ringkämpfe mit Krokodilen austrug.

Barnes bevorzugt einen sanfteren Umgang mit seinen Schützlingen und trifft damit auf viel Sympathie. Täglich trudeln nun Dutzende Fan-E-Mails bei Brolga ein. Manche bieten finanzielle Unterstützung an, andere wollen mit anpacken. Auch Heiratsanträge gab es schon. Der Ruhm habe ihn nicht verändert, meint er. "Man kann einen Mann aus dem Busch holen, aber den Busch niemals aus dem Mann."

Denjenigen, die zu ihm in den australischen Busch ziehen wollen, rät Brolga, eine eigene Lebensaufgabe zu finden: "Du kannst Dich in England um Igel kümmern oder in Deutschland um Eichhörnchen. Du kannst etwas finden, das genauso schön ist und genauso viel Spaß macht, wie meine Arbeit mit den Kängurus." Die wichtigste Frage sei, ob man sich voll dafür einsetzen wolle. "Was bist Du bereit, dafür aufzugeben?"

Mehr Infos über Barnes' Känguru-Heim gibt's hier.


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