Der Schutzengel der Kängurus

epa02965936 A baby kangaroo looks out from its mother's pouch at the zoo in Hanover, Germany, 14 October 2011. EPA/JOCHEN LUEBKE
Chris Barnes rettet Känguru-Waisen - und ist mit seiner Sendung "Kangaroo Dundee" zum Säulenheiligen der Tierliebhaber aufgestiegen.

Crocodile Dundee und "Krokodiljäger" Steve Irwin waren gestern. Australien hat einen neuen Star aus dem Outback: Chris "Brolga" Barnes, Retter von verwaisten Baby-Kängurus. Nach einer überaus erfolgreichen TV-Dokumentation des britischen Senders BBC über Barnes und sein Eigenbau-Tierheim im australischen Busch droht sein beschauliches und einsames Leben allerdings aus den Fugen zu geraten.

Waisen-Retter

Der Schutzengel der Kängurus
Der 40-Jährige hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Känguru-Jungtiere aufzuziehen, deren Mütter getötet wurden. Seit 2005 kümmert sich der hochgewachsene Australier um die Känguru-Waisen. Brolga - ein Aborigine-Wort für "Storch" - liebt seine Schützlinge: "Sie sind meine Familie. Manche Leute halten mich für verrückt, aber das stimmt nicht. Ich habe nur etwas gefunden, das mir wirklich wichtig ist."

Alles begann, als er ein winziges Jungtier rettete. Vögel hatten bereits am Beutel seiner toten Mutter gepickt, das Junge drohte, lebendig gefressen zu werden. Das Muttertier war überfahren worden. Es sei zwar nicht mit Absicht gewesen, aber Menschen seien dafür verantwortlich gewesen, meint Brolga. "Also habe ich beschlossen, zu helfen, wo ich kann." In derselben Woche noch gab er seinen Job als Reiseführer auf und widmete sich ganz der Känguru-Rettung.

Putzen als Finanzierung

Der Schutzengel der Kängurus
epa02965937 A baby kangaroo tentatively emerges from its mother's pouch at the zoo in Hanover, Germany, 14 October 2011. EPA/JOCHEN LUEBKE
Brolga putzt immer noch Touristenbusse in der Stadt Alice Springs im Herzen Australiens, um sein Beuteltier-Heim zu finanzieren. Obwohl nur 15 Minuten von Alice Springs gelegen, ist es mitten im einsamen Outback. Sein Heim ist eine selbst gebaute Wellblechhütte ohne Strom und fließendes Wasser. In diesem Sommer fielen die Temperaturen für zwei Wochen nicht unter 40 Grad. Im Winter, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, hält er sich und seine Schützlinge mit Wärmflaschen warm.

Um etwa 25 Kängurus, darunter fünf Babys, kümmert er sich auf dem 36 Hektar großen Areal. Zehn freiwillige Helfer unterstützen ihn bei der Pflege der Jungtiere. Die Kleinen werden alle vier Stunden mit laktosefreier Milch gefüttert. Wenn sie groß genug sind, müssen sie wieder in den Busch zurückkehren. Er wolle die Tiere nicht vermenschlichen, sagt Barns. "Ich versuche den menschlichen Kontakt gering zu halten. Das Ziel ist, sie wieder auszuwildern." Tiere, die besonders schwer verletzt wurden und in freier Wildbahn nicht überleben können, dürfen bleiben.

TV-Star

Der Schutzengel der Kängurus
A joey, which is approximately six months old, pokes its head out of its mother’s pouch at Franklin Park Zoo in Boston, Massachusetts, in this image released to Reuters on March 1, 2012. Kangaroo babies are born after a very short 30 to 35 day gestation period, and are about the size of a jelly bean. Joeys begin to emerge from the pouch for short periods at around 190 days. They will feed from the mother for up to a year, but at about eight months will start to try solid food. The joey, whose gender is not yet known, was born to mother Skippy, aged 6, and father Binowee (an Aboriginal word meaning “green place”), aged 4. REUTERS/Franklin Park Zoo/Handout (UNITED STATES - Tags: ANIMALS) FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
Mit seinen Fernsehauftritten in "Kangaroo Dundee" ist Brolga nun vor allem in Großbritannien zu einer Berühmtheit geworden. Er tritt damit in die Fußstapfen von Steve Irwin. Der 2006 gestorbene Australier war Star unzähliger Fernsehdokumentationen, in denen er giftige Spinnen und Monsterschlangen einfing oder Ringkämpfe mit Krokodilen austrug.

Barnes bevorzugt einen sanfteren Umgang mit seinen Schützlingen und trifft damit auf viel Sympathie. Täglich trudeln nun Dutzende Fan-E-Mails bei Brolga ein. Manche bieten finanzielle Unterstützung an, andere wollen mit anpacken. Auch Heiratsanträge gab es schon. Der Ruhm habe ihn nicht verändert, meint er. "Man kann einen Mann aus dem Busch holen, aber den Busch niemals aus dem Mann."

Denjenigen, die zu ihm in den australischen Busch ziehen wollen, rät Brolga, eine eigene Lebensaufgabe zu finden: "Du kannst Dich in England um Igel kümmern oder in Deutschland um Eichhörnchen. Du kannst etwas finden, das genauso schön ist und genauso viel Spaß macht, wie meine Arbeit mit den Kängurus." Die wichtigste Frage sei, ob man sich voll dafür einsetzen wolle. "Was bist Du bereit, dafür aufzugeben?"

Mehr Infos über Barnes' Känguru-Heim gibt's hier.


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