Leben/Gesellschaft

Tiercoach: Meerschweinchen sind kein Kinderspielzeug

Meerschweinchen zählen zu den beliebtesten Nagern daheim: Die Fellknäuel sind putzig anzuschauen, sie kommunizieren lautstark mit ihrem Besitzer und fordern weniger Zeit als größere Vierbeiner. Doch so sehr die Stachelschweinverwandten, die einst über den Ozean nach Europa kamen, erfreuen, so beharrlich halten sich Mythen über ihre Bedürfnisse. Ein großes Herz für die Kleintiere ist nicht genug, Wissen ist der beste Schutz.

KURIER-Tiercoach Katharina Reitl nimmt den Welttierschutztag am 4. Oktober – dem Namenstag des italienischen Mönches und späteren Schutzpatrons der Tiere Franz von Assisi – zum Anlass, um über die fünf häufigsten Fehler in der Meerschweinchen-Haltung aufzuklären.

Mythos Einzelgänger

„Meerschweinchen leben in größeren Gruppen, zwei Exemplare sind zu wenig“, sagt Reitl. So wie in der Wildnis Südamerikas fühlen sich die Nager unter Ihresgleichen am wohlsten. Eine Vergesellschaftung mit Kaninchen darf nicht sein: Die Hasenartigen sind stärker, haben ein ausgeprägtes Revierverhalten und kommunizieren anders.

Mythos Kinderhaustier

„Meerschweinchen gelten als ideales Haustier für Kinder, jedoch so pauschal stimmt das nicht“, sagt der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Die filigranen Nager sind sehr schreckhaft, die wenigsten wollen herumgetragen oder gestreichelt werden. Eine Annäherung von oben empfinden sie als Bedrohung. Reitl betont: „Im Grunde gibt es gar kein klassisches Kleintier für Kinder. Heranwachsende sind erst ab zirka sechs Jahren zur teilweisen Übernahme der Betreuung und einem artgemäßen Umgang fähig.“

Mythos Käfig

Die Formel „Kleine Tiere brauchen wenig Platz“ trifft sicher nicht auf Meerschweinchen zu. „In der Natur fressen die Nager mit dem großen Bauch und den kurzen Beinen auf weiten Weiden“, sagt die Expertin. Entsprechend brauchen sie Auslauf – am besten geschützt in einem Außengehege.

Mythos Ernährung

„Meerschweinchen vertragen Körnermischungen schlecht und auch kein Obst“, sagt Reitl und rät von allzu nährstoffreichem Futter und süßen Früchten ab. Vielmehr machen sie reichlich Rohfasern, Gräser und Kräuter gesund satt. Die genügsamen Fresser neigen zu Übergewicht.

Mythos Gesundheit

„Auch wenn es für Meerschweinchen keine Impfungen gibt, sollen sie einmal jährlich zum Check“, sagt die Expertin. Vor allem Zahnprobleme müssen saniert werden, Krallen gehören gepflegt. Das Abtasten ermöglicht dem Veterinärmediziner, Krankheiten rechtzeitig zu erkennen. Beutetiere zeigen gesundheitliche Probleme von Natur aus spät, Routine-Kontrollen können gravierenden Leiden vorbeugen.

„Meerschweinchen sind lustig“, sagt der KURIER-Tiercoach: „Und wie jedes Haustier haben sie ein Recht auf artgemäße Haltung.“

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