Tiercoach: Damit das Fenster für Katzen nicht zur Falle wird
Von Hedwig Derka
Katzen sind wärmeliebend und neugierig. Die Kombination kann ihnen zum Verhängnis werden. Flattert ihnen ein Schmetterling oder Vogel während des Sonnenbads vor die Nase, wird es mitunter lebensgefährlich.
„Im Frühling und Sommer verunfallen mehr Vierbeiner durch Fensterstürze als in den kalten Jahreszeiten“, sagt Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, warum sich Halter nicht auf die sieben Leben der Katze verlassen dürfen und was die Haustiere schützt.
„Im Katzenhaushalt ist Lüften in zweierlei Hinsicht ein großes Thema“, sagt Zoodoc Reitl und verweist zunächst auf den Sturz aus dem weit geöffneten Fenster.
Katzen landen nicht immer auf den Pfoten
Ist die Fallhöhe zu gering, gelingt es dem Vierbeiner nicht, sich in der Luft zu drehen und auf den Pfoten aufzukommen. Ab drei Metern Fallhöhe verursacht die Wucht des Aufpralls wiederum schwerwiegende Verletzungen.
Es kommt zu Bein-, Becken- und Rippenfrakturen, auch Kieferbrüchen gehen oft mit der harten Landung einher. Zudem kann die Lunge geprellt werden, die Leber reißen. Der Blutverlust ist meist massiv. Schädel-Hirn-Traumen enden tödlich.
„Beim Fenstersturz sind die Schäden unübersehbar, bei den Kippfensterkatzen sind die Verletzungen nicht so offensichtlich“, geht die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn zum zweiten Problem über.
Bleibt die Katze im Kippfenster stecken, drohen innere Verletzungen
Versucht ein Vierbeiner durch ein gekipptes Fenster ins Freie zu gelangen und bleibt dabei mit der Hüfte stecken, halb draußen gibt es kein vor und zurück. Bei Befreiungsversuchen drohen Hautabschürfungen. Außerdem wird das Becken gequetscht. Es kommt zur Strangulation im hinteren Bauch- und Lendenbereich sowie in der Leiste. Durch die gestörte Durchblutung der Muskeln stirbt Gewebe ab. Die abgedrückte Harnblase wird undicht und zieht eine Harnvergiftung nach sich. Der Tierarzt ist dringend gefragt, um innere Verletzungen abzuklären.
„Für Fenster und Balkone im Katzenhaushalt sind ,geeignete Schutzvorrichtungen‘ vorgeschrieben“, betont Reitl. Ob Gitter oder Netz – die Maschengröße muss auf die Körpermaße des Vierbeiners abgestimmt sein. Besonders wichtig ist, dass die Montage hält. Vorsicht bei Kletterversuchen, Sprüngen oder Fall. Der beste Schutz hilft nicht, wenn er samt Katze abstürzt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Katzen vor dem Absturz zu schützen
Verankerungen in der Hausmauer müssen eventuell mit der Hausverwaltung abgesprochen werden. Gekippte Fenster sind mit Keilen zu entschärfen, Spezialprodukte gibt es im Handel. Balkon- und Terrassentüren, die Neugierdsnasen zum Ausbüxen verleiten, können mit Fliegengitter-Lösungen versperrt werden.
„Katzen überleben sehr viel“, sagt der KURIER-Tiercoach: „Auf die sprichwörtlichen sieben Leben würde ich aber nicht bauen – nicht zuletzt, weil man nie weiß, wie viele Leben die Katze schon verwirkt hat.“
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