Leben/Gesellschaft

Erfahrungsbericht aus dem Wutraum: Aufräumen müssen andere

Baseballschläger, Brecheisen oder Vorschlaghammer? Im neuen Wutraum in Wien-Floridsdorf hat man die Qual der Wahl (ab 40 €, www.maxx-e.com). Das gilt auch für die Objekte, die ich zertrümmern darf – wenn ich nicht selbst was mitnehme, reicht die Auswahl von Geschirr über Computer bis zu Haushaltsgeräten.

Bevor ich meinen Aggressionen freien Lauf lassen kann, gibt es aber noch strenge Vorschriften: keine Gegenstände mit persönlichen Fotos vom z.B. Ex-Freund. Man darf die Wut hier kanalisieren, aber nicht gegen bestimme Personen richten. Außerdem ist umfangreiche Schutzkleidung vom Ganzkörperanzug bis zum Gehörschutz Pflicht.

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Während ich zum Aufwärmen Geschirr gegen die Wand werfe und mit Baseballschläger und Vorschlaghammer zerdeppere, merke ich, warum: Beim kraftvollen Zuschlagen fliegt auch einiges zurück. Erste Hemmungen schwinden schnell nach dem ersten Klirren – es ist schon faszinierend, wenn das Porzellan so auseinanderspringt.

Als nächstes knöpfe ich mir einen Computerbildschirm vor – den hätte ich schon unzählige Male aus dem Fenster werfen können. Man tut es im Alltag nur nie. Zu meinem Erstaunen konnten Brecheisen, Vorschlaghammer und Spitzhacke nur wenig ausrichten (die Hersteller haben wohl vorausschauend Vorkehrungen getroffen). Ich musste den Bildschirm mehrfach gegen die Wand werfen und malträtieren, bis er sich endlich zerlegen ließ.

Zum krönenden Abschluss musste noch eine Kaffeemaschine dran glauben: Erstaunlich, wie das Brecheisen Löcher in das Plastik reißt. Und dann erst die Glasbeschichtung in der Thermoskanne, die in Hunderte Splitter zerspringt ... herrlich!

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Das Schönste daran: Ich muss nicht aufräumen. Und die Anbieter versprechen umweltgerechte Entsorgung.

Fazit:

Ursprünglich sollte der Wutraum Menschen mit Ängsten und Panikattacken helfen. Daher darf man Gefühle auf die Gegenstände schreiben, bevor man sie zerstört. Es ist ein befreiendes Gefühl, sich einmal austoben zu dürfen.

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