Leben/Gesellschaft

"Fahrlässig": Bloggerin macht gegen Kinderfotos im Netz mobil

Es ist ein durchaus seltsamer Anblick: Ein junger Mann sitzt mit breiverschmiertem Gesicht, angepatztem Lätzchen und Plastiklöffel vor einer Schale gelber Babynahrung. Bei dem Erwachsenen handelt es sich um Schauspieler Wilson Gonzalez Ochsenknecht; das Bild ist Teil der Kampagne "Dein Kind auch nicht".

Ins Leben gerufen wurde diese von Bloggerin Toyah Diebel. Mit der Aktion will die Deutsche auf ein Problem aufmerksam machen: das gedankenlose Teilen von Kinderfotos im Netz – und dessen Folgen.

Alle Inhalte anzeigen

Im Bikini und in der Badewanne

Egal "ob im Bikini, in der Badewanne oder im Kinderzimmer", heißt es auf der Homepage zur Kampagne: Auf sozialen Netzwerken wie Instagram oder Facebook würden mittlerweile täglich milliardenfach Bilder von Babys und Kleinkindern hochgeladen. "Doch würden wir Erwachsene uns selbst auch so im Internet zeigen? Dein Kind auch nicht", gibt Diebel zu bedenken.

Um diesen Gedanken zu unterstreichen, hat Diebel sich selbst und Promi Wilson Gonzalez Ochsenknecht in Zusammenarbeit mit Fotografin Delia Baum vor der Kamera in Szene gesetzt.

Der leichtsinnige Umgang mit sensiblen Daten und veröffentlichten Identitäten von Schutzbedürftigen sei nicht nur naiv, sondern fahrlässig, betont Diebel. Auch für das spätere Leben des Kindes könnten die veröffentlichten Fotos negative Konsequenzen haben: "Möchte man, dass Mitschüler, Arbeitskollegen oder auch einfach nur irgendjemand später uneingeschränkten Zugriff auf diese Fotos hat?"

Auf die Idee zur Kampagne kam Diebel durch ihr eigenes digitales Mediennutzungsverhalten: "Mir ist es sehr wichtig, immer selbst entscheiden zu können, welche Informationen ich von mir preisgeben möchte und welche nicht. Fast jeder kennt das Gefühl, ein Bild von sich selbst online zu sehen, das man nicht online sehen möchte. Egal, ob es mit oder ohne Absicht im Internet gelandet ist, dieses Bild dann wieder aus dem Internet raus zu bekommen, ist leichter gesagt als getan."

Bilder der Kampagne "Dein Kind auch nicht"

Alle Inhalte anzeigen

Mangelnde Medienkompetenz

Zwar wirft Toyah Diebel nicht allen Eltern, die auf Social Media aktiv sind, fahrlässiges Verhalten vor. Oft fehle es Müttern und Vätern aber an entsprechender Medienkompetenz, um die Auswirkungen ihres Postingverhaltens abschätzen zu können. "Oft fehlt es an Medienkompetenz und Weitsicht, was achtlos gepostete Bilder der eigenen Kinder anrichten oder wozu sie missbraucht werden können."

Härter geht Diebel mit Mamabloggerinnen ins Gericht: "Getoppt wird das nur von Eltern, die ihre Kinder für ein paar Likes oder Euro inszenieren und vermarkten und das Ganze dann als großen Spaß fürs Kind verkaufen wollen. Es muss unbedingt mehr Bewusstsein und Sensibilität für das Thema entstehen."

Rechtslage

Rechtlich stellt das Posten von Kinderfotos kein Problem dar. Ein Kind muss erst ab dem Alter von 14 gefragt werden, ob ein Foto von ihm veröffentlicht werden darf – sobald daraus eine Beeinträchtigung seiner Interessen droht. Ab diesem Alter geht die Rechtsprechung davon aus, dass Kinder die notwendige Einsichtsfähigkeit haben, zu entscheiden, ob sie das wollen. Berechtigte Interessen des Abgebildeten werden unter anderem dann verletzt, wenn es sich um eine herabsetzende Darstellung handelt, die Aufnahme Nacktheit beinhaltet oder kommerziell verwendet wird.