Brustkrebs: Brief für 1,5 Millionen Frauen
Mehr Früherkennung bei Brustkrebs – und dadurch bessere Heilungschancen der häufigsten Tumor-Erkrankung von Frauen: Das waren die Hauptgründe, in Österreich ebenso wie in anderen EU-Ländern, etwa Deutschland, ein flächendeckendes, nationales Mammografie-Screening einzuführen. Der Start des Programms wurde einmal verschoben, doch nun wird es ernst: Im September beginnt das erste landesweite Früherkennungs-Programm. Eine Info-Kampagne dazu läuft gerade an.
Zielgruppe sind alle 45- bis 69-jährigen Frauen. Diese Altersgruppe hat das größte Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Aber sie gehen am seltensten zur Mammografie. Derzeit sind es rund 35 Prozent, mit dem Screening soll sich dieser Prozentsatz auf 70 Prozent erhöhen.
Viele Brustkrebs-Experten unterstützen das Modell des kontrollierten Screenings. „Ich erwarte mir große Vorteile, obwohl das opportunistische Screening in Österreich schon bisher auf sehr hohem Niveau abgelaufen ist“, sagt Univ.-Prof. Michael Gnant, Leiter des Brustgesundheitszentrums an der MedUni Wien. Gnant hat aber in einem Punkt Bedenken: Dass es zwischen dem Screening und einer nötigen Behandlung eine Lücke gibt, sodass Frauen mit einem auffälligen Befund nicht optimal im System weiter gereicht- und behandelt werden. Zudem zeigten internationale Erfahrungen, dass die Einführung eines Screening-Programms zu 20 bis 30 Prozent mehr Untersuchungen, etwa Biopsien, führt.
Kontakt herstellen
Gnants Bedenken, die Frauen würden bei einem auffälligen Röntgenbild nicht informiert, zerstreut die Programm-Verantwortliche Karin Eger. „Es gibt nach der Untersuchung in jedem Fall einen Brief vom Radiologen. Wenn der Befund auffällig ist, kann die Frau vom Radiologen gleich weiter zu einer Magnetresonanztomografie-Untersuchung oder in eine Frauen-Ambulanz überwiesen werden. Auf jeden Fall muss der Radiologe versuchen, Kontakt herzustellen.“
Für Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) ist das Brustkrebs-Screening ein großer Fortschritt. „Wir stellen die Qualität der Untersuchung in den Mittelpunkt und haben sie für das Programm stark verbessert.“ An weitere Screenings – Fachleute empfehlen sie etwa für Darmkrebs – sei vorerst aber nicht gedacht. Erst müsse das Mammografie-Screening „wirtschaftlich und qualitativ evaluiert werden“, sagt der Minister.
Strenge Vorgaben
Radiologen müssen vorgeschriebene Geräte haben, extra geschult sein und 2000 Mammografien pro Jahr durchführen. Die Röntgenbilder müssen von zwei Radiologen befundet werden. Zwei Drittel der 280 tätigen Radiologen dürften sich zertifizieren lassen.
Ab September werden monatlich 60.000 bis 70.000 Einladungsbriefe verschickt, sodass innerhalb von zwei Jahren alle 1,5 Millionen Frauen, die das Screening erfasst, kontaktiert werden. Gestartet wird mit den 69-jährigen Frauen. Die Einladung kommt alle zwei Jahre. 40- bis 44-Jährige sowie 70- bis 74-Jährige können sich freiwillig eintragen lassen.
Das Früherkennungsprogramm löst die Vorsorge-Untersuchung ab. Hat eine Frau akute Beschwerden, kann sie trotzdem weiter mit einer Überweisung des Facharztes zur Mammografie gehen.
Jede Frau der Zielgruppe kann auf der Homepage www.frueh-erkennen.at nachschauen, wann sie die Einladung bekommen sollte.
Ist das Intervall zwischen der letzten Mammografie und der Einladung zum Screening zu lange, kann sie sich über die Hotline 0800 500 181 Montag bis Freitag 8.00 bis 18.00 Uhr eine Einladung schicken lassen.