Axels Terrasseneintopf: Auferstehung der Paradeiser
Von Axel Halbhuber
Ostern ist das höchste Fest der Christen und da drängt sich natürlich der Vergleich mit Paradeisern auf. Die sind dem Leidenschaftsgärtner wie ein Sakrament. Nichts wird öfter fotografiert und (im Internet) präsentiert als die selbst gezogene Frucht. Und nichts richtet im Gartenjahr mehr über Erfolg und Niederlage als ihre Süße.
Diese Fokussierung auf jenes Gemüse, das der Deutsche „Tomate“ nennt, wurde heuer zum Problem. Wegen des teuflisch schönen März und des himmlischen Osterwetters wollen alle schon jetzt ihre Paradeiser setzen. Wochen vor den Eisheiligen (12.–15. Mai), dem bäuerlichen Kompetenzzentrum des Gartenkalenders. Jössasmaria! Es kann ja nachts noch frieren, die Jungpflanzen würden dann aussehen wie ein Ei aus dem Vorjahr.
Trotzdem raten Experten immer wieder dazu, junge Paradeiserpflanzen einer gewissen Abhärtung zu unterziehen. Damit ist leichte Kälte gemeint, durch die der Stamm dicker und der Ertrag schlussendlich reicher wird. Die Kunst liegt darin, die Abhärtung so zu dosieren, dass es noch zur Auferstehung kommen kann.
Überlebt die Pflanze diese Prozedur, muss man eines wissen: Paradeiser brauchen von allem viel. Zu allererst sind sie nämlich Starkzehrer, saugen also viel Nährstoffe. Deshalb muss man einerseits jene Erde, in der voriges Jahr Paradeiser wuchsen, ordentlich aufdüngen. Andererseits kann man die Erde schon jetzt mit Langzeitdüngern versorgen: Steinmehl enthält selber Mineralien, speichert aber vor allem Nährstoffe und gibt sie langsam ab. Hornspäne ist auch gut, Kompost ist perfekt. Über die Saison kann man Paradeisertöpfe immer wieder nachdüngen. Nährstoff-Mangel zeigt sich an zu kleinen und zu hellen Blättern, an schlechtem Wuchs und schlechter Wurzelbildung, oder an keinen oder kleinen Früchten.
Zweitens wollen sie viel Sonne. Das ist einerseits oft eine Herausforderung für den Standort, andererseits beschattet das hochwachsende Gemüse damit sehr gut andere Pflanzen im Topf. Großartig ist etwa der „Capresetopf“: Basilikum neben die Paradeiser setzen. Beide haben ähnliche Ansprüche, aber Basilikum verbrennt in voller Sonne und dankt der Paradeiser den Schatten.
Wo viel Licht, ist auch viel Durst, Paradeiser brauchen viel viel viel Wasser. Es ist daher eine gute Idee, sich des Gießaufkommens über den Sommer bewusst zu sein, eine sehr gute Idee, wasserspeichernde Elemente in den Topf zu mischen (Blähton) und eine grandiose Idee, keine anderen durstigen Pflanzen dazu zu setzen (Sonnenblumen etwa).
Sobald die Paradeiser massiv zu wachsen beginnt (etwa ab Pfingsten, eigentlich logisch), muss sie zum Windschutz befestigt werden. Und man muss Triebe ausgeizen. Sonst hat man bald viel Grün, aber schlussendlich wenig Rot.