Kultur

Zwischen Träumen und Zauberei

Es ist im Moment ein bissl viel los, aber die Stimmung ist sehr, sehr gut." Elisabeth Sobotka ist bester Laune und freut sich auf ihren ersten Sommer als Intendantin der Bregenzer Festspiele.

"Es ist in den letzten Monaten so viel passiert, wir haben auf Hochtouren gearbeitet und jetzt stellt sich eine Festspielstimmung ein, wie ich sie mir vorstelle." Nein, Sobotka bereut es nicht, die von ihr so erfolgreich geführte Grazer Oper verlassen zu haben, um am Bodensee als Nachfolgerin von Langzeit-Intendant David Pountney neue Impulse zu setzen.

Lanze für die Moderne

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Was sich geändert hat? Die Reihe "Kunst aus der Zeit" (KAZ) gibt es nicht mehr. "Ganz ehrlich: Ich habe den Namen nicht wirklich gemocht." Lachend: "Aber vielleicht bin ich da die einzige", so Sobotka. Aber: "Es gibt auch pragmatische Gründe für die Abschaffung von KAZ. Ich möchte, dass die zeitgenössische Musik nicht einfach eine Schiene ist, sondern zentraler Bestandteil der Festspiele. Daher zeigen wir heuer auf der Werkstattbühne auch die österreichische Erstaufführung von Peter Eötvös’ Oper ‚Der goldene Drache‘ nach dem Theaterstück von Roland Schimmelpfennig. Moderne Musik wird bei mir auch in Zukunft eine große Rolle spielen."

Dass das sogenannte "Spiel auf dem See" (heuer: Puccinis "Turandot") die Cash Cow der Festspiele ist, versteht sich. Aber, so Sobotka: "Ich mag das Wort Cash Cow nicht besonders. Natürlich finanziert das ‚Spiel auf dem See‘ andere Produktionen. Doch ich hoffe, dass wir am See ein Publikum erreichen, das vielleicht sonst nicht in die Oper geht, dann aber neugierig wird. Und im Festspielhaus wiederum können wir Oper machen, bei der Regisseure ganz neue Zugänge finden sollen. ‚Hoffmann‘-Regisseur Stefan Herheim ist so ein Neudenker."

Und hat sich Herheim wie er bei einer Pressekonferenz angekündigt hat, aus Verzweiflung schon in den Bodensee gestürzt? Sobotka lachend: "Er nicht, aber vielleicht andere aus dem Team."

Neben den von Sobotka als "Trias" titulierten Spielstätten gibt es heuer eine weitere Innovation. Im "Opernstudio" erarbeiten junge Sänger Mozarts "Così fan tutte." Sobotka: "Das ist erst der Anfang. Wir werden auch ‚Le nozze di Figaro‘ und ‚Don Giovanni‘ mit jungen Künstlern machen. Die sollen dann in den nächsten Jahren wiederkommen. Ich träume hier von einem richtigen Bregenzer Ensemble."

Und das aus Finanzgründen gestrichene Schauspiel? "Da versuchen wir, zu zaubern. Es gibt Gespräche."

Über Geld jammern möchte Elisabeth Sobotka nicht. "Es geht sich irgendwie aus. Aber – und das betrifft alle Kulturanbieter – irgendwann sollte die öffentliche Hand wenigstens die Inflation abgelten. Denn ein Bühnenbild wie etwa vor 12 Jahren können wir uns heute nicht mehr leisten. Aber ich denke, wir haben dennoch ein attraktives Programm", so Sobotka.

Spiel auf dem See
Hier gibt es heuer (ab 22. Juli) und 2016 Giacomo Puccinis letzte Oper "Turandot". Für die Regie und Ausstattung ist – wie nächste Saison auch an der Wiener StaatsoperMarco Arturo Marelli zuständig. Paolo Carignani leitet die Wiener Symphoniker; die Besetzungen alternieren.

Oper im Festspielhaus
Hier zeigt der immer für Aufregung gute Regisseur Stefan Herheim seine Sicht auf Jacques Offenbachs einzige Oper "Hoffmanns Erzählungen" (ab 23. Juli); Johannes Debus dirigiert die Wiener Symphoniker. Die Titelpartie singt Daniel Johansson, sein Gegenspieler wird von Michael Volle verkörpert.

Werkstattbühne
Hier gibt es ab 19. August die moderne Oper "Der goldene Drache" von Peter Eötvös.

Opernstudio
Im Vorarlberger Landestheater ist ab 17. August Mozarts "Così fan tutte" zu sehen.

Konzerte
Hier sind vor allem die Wiener Symphoniker im Einsatz; am 5. August spielen Morton Feldman und Joan Mitchell im Kunsthaus Bregenz.http://bregenzerfestspiele.com