Kultur

"Zauberflöte" als grandioses Schauvergnügen

Visuell grandios, musikalisch noch ausbaufähig – auf diesen Nenner lässt sich die umjubelte Saisoneröffnung im Festspielhaus St. Pölten bringen. Intendantin Brigitte Fürle hatte nämlich die Komische Oper Berlin eingeladen, die ihre international gefeierte Version von Mozarts " Zauberflöte" mitbrachte.

20er-Jahre

Und tatsächlich: So hat man dieses Werk noch nie gesehen. Die Königin der Nacht als Riesenspinne, Monostatos als Vampir Nosferatu, Papageno als Buster Keaton (samt schwarzer Katze), Pamina als Filmstar der 20er-Jahre, dazu rosa Elefanten, fliegende Herzchen, Sarastros Reich als Fritz Langs "Metropolis" und und und ...

Regisseur Barrie Kosky und das ebenfalls für die Regie zuständige Künstlerkollektiv "1927" (Suzanne Andrade und Paul Barritt) haben Mozarts Oper zu einem hinreißenden Stummfilm mit Gesang gemacht. Möglich wird dies durch eine riesige Leinwand, auf der sich all das in Trickfilm-Manier abspielt, mit der die Live-Protagonisten interagieren.

Selbst die oft schwerfälligen Dialoge erscheinen nur als Text-Inserts zu Hammerklavier-Begleitung. Zwei Mozart-Fantasien dienen hier als "Untermalung". Grandios, wie präzise (Kompliment an die Technik!) Animationen und Live-Spiel ineinandergreifen, wie gigantisch bebilderte Fantasiewelten entstehen. Mozart als Highspeed-Comic-Strip der Superlative, bunt, plastisch und mit viel Liebe zum (Animations-)Detail arrangiert. Man kommt aus dem Schauen und Staunen kaum heraus.

Und das ist in diesem Fall sogar sehr gut. Denn die musikalische Seite kann mit dieser Flut an Bildern und Ideen nicht mithalten. So ist die junge estnische Dirigentin Kristina Poska – sie ist Kapellmeisterin an der Komischen Oper Berlin – am Pult des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich vor allem um solide Abläufe bemüht.

Bei den Solisten ist Tom Erik Lie als Papageno auch stimmlich der größte Sympathieträger. Adrian Strooper singt den Tamino anständig; als Pamina weiß Brigitte Geller zu gefallen. Dimitry Ivashchenko gibt einen sonoren Sarastro, Michael Pflumm einen adäquaten Monostatos und Karolina Andersson eine recht passable Königin der Nacht. Gut: Adela Zaharia als Papagena, die drei Damen, die drei Knaben sowie der stets profunde Arnold Schoenberg Chor.

Produktion Die Inszenierung von Barrie Kosky und „1927“ hatte 2012 in Berlin Premiere und tourt durch die ganze Welt. In St. Pölten war sie nur zwei Mal am Wochenende zu sehen.

Musik Steht bei dieser märchenhaften Umsetzung nicht so im Zentrum.

KURIER-Wertung:

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