Wiener Clubkultur in Festakt zu Grabe getragen
Ein symbolischer Trauermarsch als mahnende Erinnerung an die Notlage: Die Wiener Clubkultur ist im Zuge der Corona-Pandemie unter die Räder geraten. Veranstalter, die früher am Wochenende die halbe Stadt unterhielten, sind seit einem halben Jahr ohne Arbeit und ohne Publikum und vor allem: Ohne Einnahmen. Am Freitagabend gab es daher eine "feierliche Verabschiedung" von der Wiener Clubkultur.
Schweigeminute und Sarg
Das Kollektiv von "Rapper lesen Rapper" rund um Kabarettist David Scheid, Rapper Heinrich Himalaya und die Kulturmanager Dorian Pearce sowie Mathias Hofbauer erwiesen der Verblichenen gemeinsam mit 400 Besucherinnen und Besuchern die symbolische letzte Ehre. Ein eigens angefertigter Sarg im Clubdesign, Salutschüsse aus Konfettikanonen und eine Aufbahrung samt Schweigeminute folgte auf der Mariahilfer Straße.
"Homöopathische Dosen"
Hofbauer, der als Pater Peter die Grabrede hielt, kritisierte die Vorgehensweise der Bundesregierung in Bezug auf die Clubkultur und die Österreichische Eventbranche. Er sprach von Finanzspritzen in homöopathische Dosen, die zu spät erfolgt seien. Eine Reanimation und entsprechende Auferstehung hänge nun von der Politik ab. Man pochte nicht auf ein Recht auf Partys, sondern auf eine Unterstützung einer Branche, die auf längere Sicht keinerleit Einnahmen erzielen wird.
Im Anschluss wurde der Sarg in den Club „The Loft“ am Lerchenfelder Gürtel überstellt und feierlich übergeben. Als "Mahnmal" wird er dort für einige Wochen aufgebahrt, bevor er an den nächsten Club übergeben wird. Besucher der jeweiligen Locations hätten so die Möglichkeit persönlich Abschied zu nehmen, auf dem Sarg zu unterschreiben und Erinnerungsfotos zu schießen, so die Veranstalter.