Wiener Blond: Schmäh trifft auf mundgerechte Beats
Von Marco Weise
"Man schreibt Böses, um Gutes zu bewirken", sagte einst der heimische Musiker und Poet Georg Kreisler (selig!) über seine Lieder, in denen er Tauben vergiftete, Kinder zertrampeln und Atomkraftwerke explodieren ließ. Die Texte des heimischen Duos Wiener Blond sind zwar wesentlich weniger gemein, hinterlistig, aber ein gewisser bissiger Ton schwingt immer mit. Das liegt vielleicht am Vorbild von Verena Doublier, das Georg Kreisler heißt, "weil ich einfach seinen zynisch beißenden Humor schätze", sagt die eine Hälfte von Wiener Blond. Die andere heißt Sebastian Radon – und gemeinsam arbeiten sie sich seit rund zwei Jahren am Wienerlied ab.
Im Zentrum ihrer "öf" neuen Songs steht das Wienerische, das ja bekanntlich vielerlei Ausformungen hat. Das Spektrum ihrer Musik kann man mit "Beatboxing trifft Wienerlied" auf den Punkt bringen. Diese mittels Mund, Nase, Zunge und Rachen erzeugten Rhythmen machen aber nur die Hälfte ihrer Songs aus, wie Doublier anmerkt: "Musik muss mehr sein als Groove." Eine wichtige Rolle spielen auch die Texte, in denen sie Themen aufgreifen, die im rot-weiß-roten Soziotop gedeihen. Es geht ums Wegschauen, ums Eiskonfekt, "des scho’ als Kind ned g’schmeckt" hat; um den "Spritzwein"; ums "Risipisi"; um " St.Pölten"; um die "Fiabablosn aufm Mäu’" und um "Nix".
Schicksal
Dass ihre Songs kaum im Radio zu hören sind, ist ein Schicksal, das sie mit vielen Bands teilen. "Die heimischen Radios verfolgen gewisse Konzepte und können nicht alles bedienen. Aber: Dass Radio Wien so gut wie keine österreichische Musik, sondern zum tausendsten Mal Eros Ramazzotti spielt, kann ich nicht gut finden", sagt Doublier giftig.
Konzert: Wiener Blond – live im Wiener Musikverein: 24. und 26. November.