Wie Facebook, Snapchat & Co mit eigenen Serien punkten wollen
Von Nina Oberbucher
Bewegtbild auf Facebook – das waren lange Zeit hauptsächlich mehr oder weniger unterhaltsame Katzenvideos. In Mark Zuckerbergs sozialem Netzwerk finden sich aber auch qualitativ hochwertige Videoinhalte: Facebook produziert mittlerweile eigene fiktionale Serien, die den Nutzern zur Verfügung stehen. Man muss kein zusätzliches Abo abschließen – bezahlt wird mit den eigenen Daten.
Am morgigen Sonntag startet bei „Facebook Watch“ etwa die neue Produktion „ Queen America“: In der Comedy-Serie ist Catherine Zeta-Jones als Coach für angehende Schönheitsköniginnen zu sehen.
Im Serienangebot ist auch „Sorry For Your Loss“ mit „Avengers“-Star Elizabeth Olsen, der jüngsten Schwester der Olsen-Zwillinge: Ein berührendes Drama, das in zehn Folgen die Geschichte einer Witwe aus Kalifornien erzählt. An ein jüngeres Publikum richtet sich „Strangers“: eine Komödie über eine Endzwanzigerin aus Los Angeles, die auf der Suche nach ihrer sexuellen Identität ist – und nach zahlungswilligen Mietern, die über die Plattform Airbnb ihr freistehendes Zimmer buchen.
„Facebook Watch“ ging in den USA bereits im vergangenen Sommer online, in Europa ist der Service seit September verfügbar. Dort finden sich Dokus, Koch-Shows, Talk-Runden, Sport-Clips, aber auch die selbstproduzierten Serien. Wenn man aktiv danach sucht: Denn eine funktionierende Einstiegsseite, über die man zu den Videoinhalten gelangt, existiert für die Desktopversion zurzeit nicht. Auch deutsche Untertitel für die englischsprachigen Inhalte sind noch nicht flächendeckend verfügbar.
Nutzerzahlen stagnieren
Zusätzlich zu den neuen Videoinhalten bietet Facebook „Watch Parties“ an – geschlossene virtuelle Veranstaltungen, bei denen sich die User über das Gesehene austauschen können. Und so noch mehr Zeit im sozialen Netzwerk verbringen sollen. Denn die Entwicklung der Facebook-Nutzerzahlen entspricht aktuell nicht ganz den Erwartungen.
Zwar wächst der Markt in Asien rasant. In Nordamerika und Europa, wo jene User sitzen, die die meisten Werbeeinnahmen bringen, stagnieren die Zahlen jedoch. Im dritten Quartal 2018 kam Facebook in den USA und Kanada auf 242 monatlich aktive Nutzer, „nur“ eine Million mehr als im Quartal davor. Und in Europa verbuchte man sogar einen Rückgang von einer Million Nutzer. Da können die neuen Serien sicher nicht schaden.
Fernsehen wird vertikal
Auch das besonders bei jungen Nutzern beliebte soziale Netzwerk Snapchat setzt auf selbstproduzierte Serien: Zwölf sogenannte „Snap Originals“ gibt es mittlerweile. Etwa „Endless Summer“ über eine junge Bloggerin aus den USA oder „CoEd“ über die Schwierigkeiten des College-Lebens – die Protagonisten dürften nicht wesentlich älter als das Zielpublikum sein.
Produziert wird im für das soziale Netzwerk typischen Format: vertikal, also Hochformat. Auch sonst ist der Snapchat-„Look and Feel“ erhalten geblieben. Die eigenen Kommunikations-Tools werden als visuelles Element eingebaut, so sind beispielsweise Chat-Fenster, in denen Nutzer kommunizieren können, Teil der Serien. Rund fünf Minuten dauert eine Episode.
Neue App für Videoinhalte
YouTube produziert ebenfalls selbst Serien – allerdings nur für Nutzer des eigenen Premium-Diensts, der in der Basis-Version mit 11,99 Euro pro Monat zu Buche schlägt. Diese Woche startete dort der Science-Fiction-Horror „Origin“ mit Tom Felton (in den „Harry Potter“-Filmen spielte er Draco Malfoy), „Cobra Kai“ ist eine humorvolle Fortsetzung des 80er-Jahre-Kultfilms „Karate Kid“.
Instagram hat im Juni eine eigene Video-App namens IGTV gelauncht. Die ist mit dem „normalen“ Instagram verknüpft – erlaubt aber Inhalte, die statt der bisher maximal möglichen 60 Sekunden bis zu 60 Minuten lang sein können. Auch hier gilt Hochformat. Selbst produzierte Serien gibt es bislang noch nicht. Dafür toben sich hier andere aus. ZDFinfo hat erst kürzlich die Graphic-Novel-Serie „Ludwig & Luise“ für Instagram gestartet.
Scheint, als würden Netflix und Amazon Prime Video am Serienmarkt ordentliche Konkurrenz bekommen.