Kultur

Weltberühmt jenseits von Österreich

Es ist irrelevant, ob der Film "Amour" von Michael Haneke ein österreichischer oder ein französischer Film ist. Es war auch irrelevant, ob "Das weiße Band" ein deutscher oder ein österreichischer Film war. "Amour" und "Das weiße Band" sind – ebenso wie "Die Klavierspielerin" oder "Funny Games" – Filme von Michael Haneke. Das reicht an Klassifizierung.

Haneke selbst ist das stärkste Gütesiegel. Und in der Kunst sind chauvinistische Zugänge eigentlich obsolet. Das unterscheidet sie glücklicherweise vom Sport. Daher ist es immer wieder seltsam, wenn nach einem Erfolg eines österreichischen Künstlers alle einschlägigen Politiker zur Vereinnahmung antreten. Wenn zwischen Stefan Petzner und Kulturpolitikern bis hin zu Claudia Schmied ein Gratulations-Wettlauf einsetzt. War einer aus dem Jubelchor in Cannes dabei, als noch nicht feststand, dass es Grund zum Feiern geben werde? Nein.

Bleiben wir noch kurz beim Vergleich mit dem Sport. Hanekes Erfolg ist wie die Wiederholung eines Olympiasieges. Damit wird er in der Geschichte des Topfestivals mit einem Film über Vergänglichkeit unsterblich.

 

Kein Kompromiss

Aber was macht Haneke so besonders? Sein präziser Blick. Sein ungeschönter Zugang. Sein kompromissloses Bekenntnis zur Kunst, seine Ablehnung von Kommerz. Und ein Punkt, den alle Schauspieler, die mit ihm gearbeitet haben, betonen: Seine klaren Bilder, die er vom ersten Drehtag an im Kopf hat. Haneke weiß exakt, was er will. Daher ist es kein Zufall, dass er primär im Ausland Karriere machte und nicht im ständig um Konsens bemühten Österreich.

Auch wenn es dieses Beweises gar nicht mehr bedurft hätte: Dank Haneke – aber auch dank der Erfolge von Stefan Ruzowitzky, Ulrich Seidl, Götz Spielmann oder Karl Markovics – hat der österreichische Film wieder Weltruf. In Österreich selbst ist das Image vielleicht gut, die Besucherresonanz jedoch gar nicht.

Der Film "Michael" von Markus Schleinzer, der vergangenes Jahr in Cannes lief, kam in Österreich auf 6041 Zuschauer. "Spanien" von Anja Salomonowitz, erfolgreich auf der Berlinale, hatte bisher 3793 Besucher. Der beim Publikum erfolgreichste Film seit 2008 war "Echte Wiener" mit 370.761 Zuschauern. So sehr klaffen Außenwahrnehmung und Realität auseinander.