Kultur

„Warten ist nicht so vergnüglich“: KHM-Chefin Haag will mehr Platz

Die Formulierung „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt“ ist angesichts der Coronavirus-Situation nicht angebracht. Sinngemäß passt sie aber auf die Aufbruchsstimmung, die Sabine Haag, die bis 2024 wiederbestellte Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, in dem ihr unterstellten Museumsverband anfachen will.

Durch den Absprung des designierten Chefs Eike Schmidt habe man „ein Jahr verloren“, sagt Haag: Wichtige Personalentscheidungen seien nicht getroffen, Ausstellungsprojekte und die dafür nötigen Sponsormittel nicht auf Schiene gebracht worden. Allein die Jubiläumsschau „Beethoven bewegt“, die am 24. März eröffnet, bleibe als Schmidts Erbstück: „Sonst gab es wenig substanzielle Planung.“

Haag selbst hat freilich mehrere Schubladen voller Pläne. Im Haupthaus am Maria-Theresien-Platz sind es besonders zwei Infrastrukturprojekte, die Haags Amtszeit bestimmen dürften: Der Eingangsbereich soll neu gestaltet werden, um den Besuchermassen einen barriere- und frustfeien Weg ins Museum zu ermöglichen. Und im zweiten Stock, wo die sogenannte „Sekundärgalerie“ seit Jahrzehnten einen Dornröschenschlaf als Zwischenlager und Abstellkammer schläft, sollen neue Schau- und Publikumsräume entstehen. Je nach Bauvariante seien hier 1.000 bis 1.400 m² zu erschließen, sagte Haag am Montag.

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Räumliche Ertüchtigung

Wie der Eingangsbereich dereinst aussehen soll, wo die großen Blockbuster (nach einer Schau über Tizians Frauenbild 2020 soll es weiter „große Altmeisterausstellungen im Herbst“ geben) dann stattfinden werden – zu diesen Fragen blieb Haag zunächst Details schuldig. Gilt es doch, mit dem Bundesdenkmalamt Gespräche zu führen und Staatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) von der Notwendigkeit von Investitionen zu überzeugen.

Solche braucht es nicht nur im KHM-Haupthaus, sondern auch in der Hofburg, wo die Neueinrichtung der dem KHM unterstellten Schatzkammer überfällig ist. Den Schweizerhof der Hofburg möchte Haag „als Gesamtkomplex denken“, es gilt also auch die Verantwortlichen jener Gebäudeteile einzubinden, die nicht vom KHM bespielt werden.

Auch in der Neuen Burg warten Herausforderungen: Dort bewohnt das Haus der Geschichte (hdgö) einen Trakt, der mit 6 Millionen Euro für die Aufstellung eines Frieses aus dem Ephesos-Museum tauglich gemacht worden war – dieser soll dort irgendwann auch gezeigt werden. Zudem streitet das Museum mit dem Bund über die Zählung der Kombitickets, die zum Eintritt ins Ephesos-Museum und das hdgö berechtigen. Das Staatssekretariat rechnet nur 15 Prozent dieser Kombitickets dem KHM zu. „Für uns sind das aber ganz normale Besucher, die nicht teilbar sind“, sagt Haag.