Kultur

Wagner als kraftvoller Thriller der Superlative

Die Zeit der Festspiele ist vorbei; in Wien hat die Saison begonnen. An der Wiener Staatsoper etwa geschah das unspektakulär-spektakulär mit einer Aufführung von Richard Wagners "Fliegendem Holländer".

Unspektakulär, weil die Inszenierung von Christine Mielitz schon mehr als 50-mal zu sehen war. Spektakulär aufgrund der Besetzung und des Dirigenten. Denn der kanadische Maestro Yannick Nézet-Séguin gab sein lang erwartetes Hausdebüt und animierte das exzellente, spielfreudige Orchester zu einem wahren Klangrausch.

Nézet-Séguins "Holländer" hat Kraft, steht im Saft, ist musikalisch ein echter Psychothriller. Die eine oder andere Feinabstimmung wird sich in den Reprisen (6., 9. September, am 12. September dirigiert Graeme Jenkins) gewiss noch einstellen.

Ausgezeichnet die Sänger: So ist Bryn Terfel (Wiener Rollendebüt) ein grandioser Holländer. Der Bassbariton beeindruckt stimmlich wie darstellerisch, singt die so diffizile Partie kraftvoll, dabei dennoch stets nuanciert. Terfel ist in diesem Fach heute wohl konkurrenzlos und findet in Ricarda Merbeths Senta eine hoch dramatische, expressive Partnerin.

Als machtvoller Daland ist Peter Rose eine Klasse für sich; über das neue Ensemblemitglied Carole Wilson (Mary) darf man sich freuen. Und Norbert Ernst erarbeitet sich mit dem Erik souverän vokales Neuland; Benjamin Bruns (Steuermann) und der Chor sind bei Wagner längst daheim.

KURIER-Wertung: